Scamozzi ,
Vincenzo.
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ebenfalls nach dem Systeme der Alten anlegen musste, das aber
nur noch in den Zeichnungen der Architekten vorhanden ist.
Scamozzfs Thiitiglteit war jetzt auf mannigfache Weise in An-
spruch genommen; er war auch schon frühe mit seiner ldea dell'
architetttirn universale bescliiiftiget. und es i'm-ging kein Tag ohne.
rlen Iireis seiner Kenntnisse CPWFtlllfFli zu haben. Um dieses in vol-
lem Nlaasse zu erreichen, unternahm er se'bst weite Reisen, be-
sonders wenn sich ihm eine erwünschte lleisegescllschaft darbot.
So ging er (1537) mit dem vr-netianiscticxi Gesandten Pii-tro Duodo
nach Polen an den Hof des Königs Sirgmund, und auch noch an-
dere Gesandte machten cs sich zum ilergnügen, dcn Scainozzi in
ihrem Gefolge zu haben. Bei solcher Gelegenheit machte er vier
Reisen nach Boni, zwei nach Neapel, eben so viele nach Deutsch-
land, und den Hüclsivcg nahm er durch Frankreich, so dass er
auch Paris und andere Französische Stiirlte sah. Auf diesen Rei-
sen führte er ein genaues Tagebuch, welches auch Zeichnun-
gen von allen Gegenständen enthielt, die sein Interesse erregten.
Diese Reisen verbreiteten auch im Auslande seinen Ruhm immer
mehr, und man verlangte von allen Seiten her Entwürfe und W10-
delle zu Pallasten, wovon er in seinem architektonischen Werke
viele Zeichnungen hinterliess. die aber Öfters willkührlich abge.
ändert wurden, so dass man seine Compositionen sehr verunstaltet
findet, wie diess mit dem Pallastc ltnvnschieri in Genua, und etwas
weniger mit jenen des Rnoberto Struzzi zu _Florenz der Fall ist.
Dann beklagt sich der Iiunstlcr aucn über die Art, wie man ihm
für die Mühe gelohnt.
Ins Vaterland zurückgekehrt i-vurde er wieder mit Arbeiten über-
laden, und er wäre eher der Last derselben unterlegen, als dass
der eine einzige abgelehnt hätte. Dach war es oft der Fall, dass
die Bauten nicht unter seiner persönlichen Leitung ausgeführt wr-r-
den konnten, was manchmal nicht zu seinen Gunsten ausfiel. An
die Uhr-n genannten VVerhe scliliesst sich zunäthst der Pallas! des
Senntups Pietro Duodo, welchen er nach seiner Rückkehr aus Po.
len in der Nähe von St. Maria Giubanica baute, im einfachen
würdigen Style. Dann machte er den Plan zu einem Pallaste des
Cardinals Federigo Cornaro, der ein Gegenstück von jenem wer-
den sollte, welchen Sansovinu für den Senator Cornaro gebaut
hatte; allein der Bau unterhlieb. aber in seinem architektonischen
Werke ist doch die Zeichnung erhalten, Endlich erfolgten Aulträgc,
welche seinen) Talente weiten Spielraum gewährten; denn nach-
dem er noch auf der Terru iirnia die herrlichen Pallfiste von Glu-
vanni und Giorgio Cornaro und bei Loregia für (iirolairin Conta-
rini ausgeführt hatte, übertrug ihm Venedig die Vollendung der
Säle des Museums und der neuen Procuratien des St. Markusplatzes.
Beim ersteren Baue musste er viele Unregelmäßigkeiten der frühe-
ren Anlage beseitigen, und namentlich zwischen den Thiir- und
Penslei-öHiiungt-n Symmetrie herstellen, was ihm durch eine Ord-
nung korinthischer Pilaster glücklich gelang. Doch auch die in-
nere Anordnung entspricht der Bestimmung vollkommen. Hierauf
wnri-le ihm die Fortsetzung der von Sansnvino begonnenen Arbei-
ten auf dem Platze übertragen, wo (lilmttlä nur erst die eine der
beiden Seilen ausgebaut wer, das von Buonn und Immbarili er-
richtete Gebäude der Pi-ocui-atie vecchie. Scamozzi hiitte nßCh dem
alten Plane lortbaucn sollen; allein er reichte einen neuen Plan
ein. der den ganzen St. ülarlinsplntz umfasste. Nach dieser Idee
sollte derselbe sowohl mit dem Gebäude der Bibliothek an dem
Platze den herzoglichen Pallutes, als mit der Kirche von S. Gemi-
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