Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Sczunozzi, 
Vincenzo. 
von keinem anderen Meister etwas gelernt haben wollte. _Es hag 
aber im Gegentheile kein anderer als Scamozzi besser gezeigt, Wig 
man grosse Meister nachahmen könne, ohne ihr Copist zu seym 
Keiner hat sich dem Gcschmacke Palladids mehr genähert, als er, 
doch wie es scheint, ohne es zu wollen, da Scamozzi nach Origi 
nalität strebte, und nur die Grundsätze der antiken Kunst in sich 
aufnehmen wollte. Er studirte desswcgen denhvitruv, so wie die 
einschlägigen römischen und griechischen_Schriftsteller, und als e, 
in Pioin und Neapel die alten architektonischen Ueberreste studirt 
und grossentheils in Zeichnungen hergestellt hatte, glaubte er mit 
den Gesetzen und Regeln des Schönen und Wahren vollkommen 
vertraut zu seyn. Unter den Arbeiten, die ihm bald den Ruf eint-s 
verständigen Künstlers verschafften, ist vornehmlich jene zu nennen, 
welche er an der von Tullio Lonihardn eben vollendeten liirche 
des Erlösers zu Venedig vernahm. Der Kirche fehlte es an gehiiri, 
geni Lichte. ein Mangel, dem er dadurch abhalf, dass er, ohne den, 
majestätischen Ganzen zu schaden, die drei Kuppeln öffnete. und sie, 
mit Laternen krönte. Hierauf fertigte er den Plan zum Pallaste de; 
Grafen Francesco Trissini in Vicenza, nach Temanza das Werk eines 
Schülers, der nichts mehr zu lernen hatte. Vicenza war indessen 
nicht der Schauplatz, der seinem Talente genügen konnte. Vene- 
dig bot ihm die Aussicht auf griissere Unternehmungen. und da, 
her siiumte er um so weniger dahin zu gehen, da die Entfernung 
von Palladio für ihn nur Gewinn seyn konnte. In Venedig YVllTdg 
ihm sogleich die Ausführung des Monumentes des Dogen Nicola 
del Ponte in derlliii'clie della Caritä zu Tlieil, ein Werk cnrintlii- 
scher Ordnung mit einer mit Figuren geziertcn Attika. welches 
von jeher als eines der prächtigsten dieser Art betrachtet wurde, 
selbst den Mausoleen der Dogen Barberighi gegenüber. Dieses 
Denkmal gründete in Venedig seinen Ruf und verschaffte ihin 
den weiicren Auftrag zur Anfertigung der Plane zum Museum 
der antiken Statuen, als Vorsaal der Bibliothek von St. Marcus, 
und zum grossen Gebäude der Procuratie Nuove; allein beide Ce- 
bi-iude wurden erst nach Verlauf von mehreren Jahren vollen- 
dct, und Scamozzi unternahm vorher noch viele andere Arbeiten_ 
Bald nach Palladids Tod wurde ihm die Vollendung des Tea_ 
tro Olimpico zu Vicenza übertragen, was ihm auch ohne einen von 
jenem hinterlassenen Plan möglich war, da er mit der Einrichtung. 
der alterthiiuilichen Theater vollkommen bekannt war. Nach Fall 
ladi0's Tod war nämlich noch die Scena nach Art des alten rümi. 
sehen Theaters zu vollenden. Hierauf beschloss die Stadt Vrnedig 
den Bau der ltiailtobriiclae von Stein, und die geschicktesten Am 
cliitekten versuchten an jenem Projekte ihr Talent. Auch Scnmolzi 
reichte zwei Entwürfe ein, den einen mit drei, den andern mit 
einem Bogen; allein keiner der Pläne wurde angenommen, da e, 
diese Brücke als ein Natiuiialdenlanial sich dachte. und die Kosten 
wenig berücksichtigte. Es wurde daher aus ökonomischen Grün_ 
den der einfache Plan des Antonio del Ponte genehmiget, und wenn 
Scamozzi in seinem Werk über Architektur die Ehre der Erfindung 
des Planes der jetzigen Brücke für sich in AtlSpruuh nimmt, 5;, 
beschuldigcn ihn mehrere von Tenianza angeführte Autoritäten 
der Anmassung. Eine noch gi-üssere Unannehmlichkeit erfuhr Scq_ 
mozzi heim Baue der liirchc und des Klosters von St. Maria delta 
Celestia. Für erstern wählte er das Paiitheon in Rom zum Vorhilde 
und schon war der Bau bis zum (Sesimse der zweiten Siiulenord: 
nung fortgeschritten, als aus unbekannten Gründen das Ganze wie_ 
der niedergerissen wurde. Glücklicher war er beim Bau des Thea- 
ters des Herzogs VCSPLISIQI] Gonzaga von Sabionetta, welches er
	        
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