Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Schore e] , 
Jan 
van , 
auch 
Schorel , 
Scoorel. 
eklektischerWeise; an dieStelle der Symmetrie istAbwechs- 
lung, an die der Massen Vereinzelnnng getreten. So finden 
wir im ganzen Bilde fast nur die einzige Gruppe von Maria 
und Johannes, alle übrigen Gestalten stehen isolirt, ohne 
dass ihre Bedeutung für das Bild durchgängig hervorge- 
hoben ist. In der Darstellung herrscht zwar viel Bewegung, 
aber doch kein rechtes Leben. An wahren und lebendigen 
Ausdruck der Physiognomie ist nur wenig zu denken. Der 
VMangcl an eigentlichen Motiven ist nicht ,einmal durch 
Mannigfaltigkeit der Bewegungen verdeckt. Fast alle liür- 
per, selbst der Christi nicht ausgenommen, sind im Prolil 
genommen, mehrere Verkürzungen wiederholen sich buch- 
stäblich und fast alle haben auf die ganz gleiche XVeise den 
fMund weit offen. In der Zeichnung, in Forinengebung 
und Verhältnissen herrschen grosse ltlängel. Ein eigent- 
liches Naturstutlium ist in den Formen nicht sichtbar, auch 
kein eigenthümlicher Styl, wohl aber erkennt man deutlich 
das Bestreben, Rafael und Giulio Romano nachzuahmen. 
Nur ist die Zeichnung fast durchweg schwach, einzelne 
liiipfe, wie der der lllaria, sehr verzeichnet, das Nackte 
ohne hinreichende Iienntniss, am wenigsten aber in der 
älteren niederländischen, etwas magern Weise dem Modell 
nachgebildet. Die Charakteristik, weit entfernt nach dem 
Vorbild derselben Schule in den Einzelheiten des Bildnisses 
aufzugeben, rührt nicht einmal daran, hat etwas allgemein 
Cuinventionelles und verfällt stellenweise, wie bei den ltiriegs- 
knechten, in lose Carrikatur. Nur in den Formen der Ge. 
wandung, obschon ihre Bedeutung für die Gestalt und deren 
Bewegung nicht mit Sicherheit gefühlt ist, zeigen sich gute 
Anklänge an die ältere Zeit, allein schon mit jener Um. 
wandlutig, die am entschiedenstcn in Hemskerk auftritt, 
An diesen Künstler erinnert gleichfalls im Costüm und den 
_Watfen deren halb antikischn Verzierung und Verschuiir- 
kelung.  
In der Morlellirung zeigt sich der Künstler geschickt, die 
Figuren, namentlich in der Luft, treten runclheratis, um] 
wo Reflexe fehlen, scheint sie die Zeit verdeckt zu hahen_ 
Auch die Färbung des Bildes muss man vorzüglich nennen; 
in der ernsten, tiefen, gesättigten Farbe herrscht volle lilar- 
heit, wenn auch nicht die Flüssigkeit, Durchsichtigkeig 
älterer Werke. Die Farbenzusainmenstellung ist sehr har- 
monisch, und zeigt den Qeschmack der altdcutsclien Schule, 
gernässigt durch das Studium der italienischen des 10 Jahr- 
hnnderts. Nirgend ist ein schreienderFarbenton angewendet, 
jeder gebrochen aber bestimmt und edel; die ganze Stim- 
mung gross und würdig. In Bezug auf Ausführung lfisgt 
das Bild nichts zu wünschen übrig; namentlich sind die Ge- 
wünder so vollkommen schön behandelt, dass einzelne Stücke 
den vortreillichsten älteren Bildern entlehnt seyn könnten. 
-So ist auch der Vorgrund mit schüner Virtuosität behan- 
delt; überall erkennt man grüsste Sorgfalt mit jener breiten 
Malart vereinigt, die den Schulen des 16 Jaltrhunderts eigen 
war. Diess sind die Vorzüge des Bildes, wvclche aber die 
Mängel desselben nicht aufwiegen. Letztere setzt Dr. Für- 
ster noch weiter auseinander, und kommt zu voller Ueber- 
zeugung, das dieser Schourle nicht der Meister des 'I'cideg 
der Maria in der Pinakothek zuMiinchen seyn kann. Eine
	        
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