Schorccl ,
Jan
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endlich schmerzliclics Wiedersehen zu ertragen. Die schönsteHolT-
nung seines Lebens war untergegangen und so warf er sich mit
vertluppcllcr liraft der Iiunst und der Freundschaft in die Arme. Letz-
tere fand er in Herrn von Lockhcrst, dem Dechant des alten Mün-
sters in Utrecht, in dessen Hause der liiinstler lebte. Er malte für
diesen gcistrcitzhen liunstfreund mehrere Bilder in Oel und mit
VVasserfarhcn; tinter andern den Einzug Christi in Jerusalem, ein
groises Bild mit zwei Flügeln. Die Freunde des edlen Besitzers,
stellten nach seinem Tode dieses Gemälde zu seinem Gedächtnis:
über seinem Gt-nbntnl in derDomhirche auf. Nach Verlauf einiger
Jahre, wiihrexixl svelchen Schoreel sich fortwährend zu Utrecht auf-
hielt, entstanden dort bedeutende Unruhen, so dass der Iiünstler
vnr den Griiueln eines Bürgerkrieges fliehen musste. Er fand aber
in Harlem bei dem liumthur des Johanniter-Ordens, Simon Saen,
(iffene Aufnahme, der ihm sogleich mehrere bedeutende Arbeiten
eultrug. Einige befanden sich noch zu C. van Mendefs Zeit zu
Ilnrleni. Dieser gedenkt mit griisstem Lobe einer 'l'aufe des Hei-
landes itnJordau. Sein Ruf verhreitetetesiclt jetzt immer weiter und
weiter und er wurde desshalb von vielen Seiten um Aufnahme von
Schülern angegangen, dass er sich endlich entschloss zu diesem
Zwecl-ze ein grusses l-Iaus in Harlem zu miethen, in Welchem dr
sich eine geräumige lNerkstiitte einrichten liess. Ans dieser gin-
gen von nun an seine bedeutendsten Schöpfungen hervor, unter
andern eine sehr h rühmte Kreuzigung für den lluclialtnr der al-
ten Iiirche in Amsterdam, die später von den ßilderstürmern ver-
Dichter yVurdC, Um 1556 wurde Schoreel nach Utrecht berufen.
Er sollte mit lebensgrossen Figuren die vier Flügelthiireti schmü-
cken, welche das mit künstlichem Bildwerlt verzierte Innere des
Hnuptaltars der von Kaiser Heinrich den IV. in jener Stadt erbau-
ten Nlerien Hirche verschlossen. Auf einen derselben malte er die
heil. Jungfrau mit dem Iiinde und den Joseph; auf der zweiten
den [iaiser Heinrich selbst im vollen Ornate, knieend zu den Füs-
sen seines ehemaligen Lehrers, des Bischofs Conrztd von Utrecht.
Die beiden andern Thüren, welche das Opfer Abrahams darstell-
ten, vollendete Schoreel einige Jahre später, und malte IrIZWlSClIGII
zwei grosse Gemälde in Wasserfarben auf Leinwand. welche einst-
weilen ihre Stelle ersetzten. Die seltene Vortreftlichkeit dieser bei-
den Gemälde bewog den König Philipp. sie nach Vollendung des
Ganzen. während seiner Anwesenheit in Utrecht im. Jahre 1549.
dertiirche abzukaufetl und mit sich nach Spanien zu führen. Doch
nicht allein im Süden, auch im hohen Norden ehrte man ihn. Der
liönig von Schweden wendete sich mit der Bitte an Sehoreelen,
ihm einen Baumeister zu empfehlen und Schorcel benutzte diese
Gelegenheit, um dem Könige durch den Architekten. wclchcti er
ihm sandte, ein Bild der heilnlungfrau überreichen zu lassen. Der
König nahm dieses Geschenk so hoch auf, dass er dem Meister
nicht nur in einem von ihtu eigenhändig unterzeichneten Schrei-
ben dafür dankte, sondern ihm auch einen ltnstharen llitig, einen
Sehr schönen Marderpelz und seinen eigenen Eisschlitteai nebst Vltll-
ständigem Geschirr für ein Pferd dafür sandte. Diesem wirkttult
königlichen Geschenke fügte er auch noch einen riesungrnsson,
2:30 Pf. schweren schwedischen [iiise hinzu. Doch leider kam vun
allen diesen [Ierrlichlseiteim nichts als der crhrochene Brief in
Schoreefs Hände, alles Uebrige hatte unterwegs einen andern
Herrn gefunden.
liörperliche Uebel mancherlei Art trübten das stiftet-e Aller
des edlen Meisters, und machten ihn. lange vor dem gewiihnli-
chen Laufe der Natur, zum frühen Greise. Zwei Jahre vor ;ul-