Viele Reisende haben es dort gesehen. Von Venedig aus besuchte
er die bedeutendsten Städte Italiens und gelangte endlich nach
Rom, wn Rafael vor wenigen Monden gestorben was, Nlichel An-
elo, Giulio Romano und andere berühmte Meister der römischen
gchnle aber noch in voller 'l'hiitiglseit waren. Schnräel studierte
jetzt die Werlie jener Meister mit ganzer Vorliebe, besonders jene
von Rafael. und die Folge dieses Strebens war, dass die YVi-rhe
seiner späteren Zeit den ersteren nicht mehr gleichen, in welchen
sich der Sßllülßr EiHßS F- Fluris und Mabuse ltund gibt. Er ist
einer der ersten von jenen holländischen Meistern, deren nntio-
nelle Eigenthiimlichlseit in der thcilweisen und liusserlichen Ver-
bindung mit der römischen Schule des 16 Jahrhunderts untergeht,
Besonders war es llatäel, aus dessen Werken ltexxiiniscenzen in
die Seinigen iibergingen. Auch brachte er von dieser Zeit an
gerne römische Bauwerke _,in seinen Gemälden an. Was Schoreel
ausserdeni noch tiir Vorzüge errungen, vornehmlich in Modelli-
rung, in der Färbung und in der Ausführung, geben wir unten
bei Beurtheilung der erwähnten Kreuzigung an, wo wir auch auf
die Mängel aufmerksam machen, welche seinen Werken ilnlilßlwttn,
was sich aber nur auf jene seiner späteren, ltallnnisircntlcnPerlmle
bezieht. Der Meister des Todes der Maria in der Pinakothek zu
München muss jetzt von diesem Scliureel unterschieden werden.
Letzterer verdankte in neuerer Zeit jenem einen zu grusscn liuf,
Man xinnnte ihn geradezu eine der lieblichsten Blüthen der nieder-
liindischen Schule.
Schoreel empfand in der Ferne oft tiefe Sehnsucht nach der
Heimath, und doch fand er Kraft dieselbe zu beherrschen, und
weilte noch in Rom, als im Jahre 1522 Leo's X. Nachfulger, ildri-
an VI. den päpstlichen Thron bestieg. Dieser war, wie Schoreel
in Holland geboren, der Solrv: einen Webers aus Utrecht, um!
ehrte den Landsmann nicht weniger als den Iiiinstler. Er über.
hiiuftc ihn mit vielen und grussen Beweisen seiner Huld und
Gnade. Viele bedeutende Arbeiten, die Sehqreel mit grossein GQ-
lingen ("iir seinen hohen Beschützer Aawusfülu-te, setzten ihn iinmei-
fester in dessen Gunst. Zu diesen gehörte vorzüglich das ßiltlttiss
des Papstes, welches dieser einem von ihui in Löwen gestifteten
Collegium verehrte. Endlich trug Adrian seinem liunstreiehei;
Landsmann auch die Aufsicht über ("las Belvedere auf, und schien
so dessen Gliiclt für sein ganzes künftiges Leben zu giünden; ul-
lein Adrian starb 1525. nqchdein er nur wenige Monate über ein
Jahr die pitpstliche Krone getragen. und Sehureel blieb plötzlich
verwaist znriicls. _Jet1.t verliess er llom, überstieg die Alpen , und
eilte der Heimath zu. Sein YVeg führte ihn nach Frankreich, w"
damals, mitten im wildesten Getümmel des Krieges Franz l. durch
Liebe, Iiunst, Poesie und treue Pflege alles Schönen seinen Namen
verewigte. Der Ruhm SchoreePs war mit seinen: Meisterwerke bis
1.11 dein liiinige gedrungen und dieser machte ihin daher die vor-
theillialtesten und glimzendsten Anerbielutigen um ihn für seine
Dienste zu gewinnen. Doch Schoreel gehörte jetzt einzig seiner
lieblichen Herrin, und eilte, alle Vorschläge des Königs von sieh
abweisend. aiuaulhultsnm weiter, bis er Utrecht erreichte. h;
Amsterdam. ihrem VYohnorte so nahe, wagte er es zuerst nach ihr
zu fragen,- und sie war Verheirathet an einen Goldschmied in
Amsterdam etc. Doch Sehoreel vermochte das Bild, welches er in
treuer Brust Jahre lang durch ferne Länder, über das M0" Hnd
über die Alpen getragen, tiiehtnus seinem innigst damit verlluehteuen
Leben zu rcisseu; eben so wenig gewann er es über sich, ein un-