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Scboreel ,
Jan
Vüll.
treu für den Meister nach besten Kräften fort. Endlich im Jahre
1512 Waren die drei seuern Lehrjahre überstanden; Schorcel nahm
geziemenden Abschied von dem Meister, und begab sich zu Jacob
Cornelis nach Amsterdam, einem der berühmtesten Maler seiner
Zeit. Meister Jakob war das Bild eines wachern Hausvaters, und
sowohl seines tadellosen Wandels, als seiner Iiunst wegen hoch
geachtet. Zu dieser Zeit gingen schon viele gelungene Arbeiten
unter des jungen liüntlers fleissigen Händen hervor und fanden
bald Liebhaber, die nicht nur Schoreefs frühen Ruhm begründe-
ten, sondern auch gut bezahlten. was sie von ihm erliauften. Im
Hause seines Meisters entspann sich zwischen Schoreel und der
holdseligen Tochter seines Lehrers ein zartes Verhiiltniss, das in
dem Jünglinge zur heissen Liebe reifte aber ohne die Liebe Zur-
Iiunst zu verdrängen. Er beschloss hinaus zu gehen in die Welt
und dann erst heimzultehren. wenn er im Stande sei, würdig und
ehrenvoll um die Hand der Tochter des Meisters zu werben. Der allge.
meine Ruf, welchen Johann von Mabuse genoss, zog den lernbegieri-
gen Jüngling zuerst nach Utrecht, wo jener im Dienste des dortigen
Bischofs, Philipp's von Burgund, lebtc. Mabuse empfing den jun.
gen Schoreel auf das freundlichste, wies ihm eine Wohnung in
seinem Hause" an, öffnete ihm seine Werkstatt, und beide began-
nen mit Eifer mit einander zu arbeiten. Doch das wüste Leben
des Meisters konnte der an strenge Sitte gewühnte Jüngling nicht
lange ertragen; er nahm bei der ersten Gelegenheit höflichen Ab-
schied und wanderte weiter. Jetzt wendete er sich von Utrecht;
nach Cöln und von dort nach Speyer. Dann zog er weiter nach
Strassburg und so während seiner Wanderschaft durch mehrere
Städte, und bemühte sich überall, bei den berühmtesten Meistern
Zutritt zu erhalten, bei ihnen zuarbeiten und von ihnen zu ler-
nen. Wohin er kam, sah man ihn gern, alle Werkstätten standen
ihm qlTen, die grösten Meister seiner Zeit beeiferten sich, ihn
zum Gehiilfen zu haben, und belohnten ihn auf das freigebigste;
denn sein Fleiss und seine Kunst hielten immer gleichen Schritt.
Doch blieb er in keiner Stadt länger, als ihm für seinen Zweck
nöthig schien; denn all sein Denken und Streben war der Kunst
und seiner jungen Geliebten geweiht, und die Liebe 111 beiden
trieb ihn unaufhaltsam zum Ziele- Albrecht Diirer's grosser allge-
feierter Name bewog ihn endlich, auch nach Niirnbergnzu ziehen.
Dieser edle Meister nahm den jungen talentvollen liunstler mit
Freuden in seine Werkstatt und in sein Haus auf; allein die da-
mals allgemein herrschenden Streitigkeiten über lieligionsmeinun-
gen waren auch zwischen diese beiden verwandten Geister getreten.
iirer hing mit voller Hingebung an Luther und seiner Lehre,
und sprach auch mit Worten aus. was seine Seele fühlte, Ge-
spräche die Schoreel nicht ohne Schauder und Widerwillen zn
ertragen vermochte. Unwandelbare Treue war der Gruudton von
Sehoreefs innerstem Wesen; was er einmal fur wahr hielt, woran
er glaubte, was er liebte, das vermochte er nie wieder zu lassen,
es schien ihm daher frevelhaft nur zu untersuchen, ob er recht
thue so beharrlich zu seyn. So trennte er sich lieber nach einem
kürzeren Aufenthalte von dem Meister, um sich nur nicht länger
der Gefahr auszusetzen, in dein ihm ehrwürdigen Glauben seiner
Väter geirrt zu werden. Mehrere Jahre waren indessen während
seiner Wanderungen verllossen, als er ungefähr zweiundzwanzig
Jahre alt, bald nach der Trennung von Albrecht Dürer, nach
liiirnthen zog. Hier fand er an einem adelichen und reichen Be-
sitzer bedeutender Güter einen warmen liunstfreund, in dessen
Schlosse er vieles malte, theils für den Freiherrn selbst. theils für