Schoreel ,
Jan
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5) Ein kleines Altarblatt mit Fliigelbilrlern in der Gallerie des
Belvedere zu Wien wird von C. v.lVIcchel irrig dem C. En-
gelbrecl-itsen zugeschrieben. Maria in rothem mit Pelz gefül-
tertem Mantel sitzt mit dem Iiinde auf dem Schoose auf
einem prächtigen Thron, während vun der Seite rechts ein
Engel hernnsclnvebt, um demselben auf einer Schüssel Kir-
schon zu reichen. Links sitzt Joseph im Buche lesend, und
Ilen Hintergrund bildet eine sehr schön behandelte Land-
schaft. Auf dem einen der Seitenhilzler sieht man St. Georg
mit dem Donatur, auf clem'andercn St. Calharina mit der
Frau des Bestellers. Dieses Bild ist vorzüglich schön behan-
delt und trefflich erhalten.
All dißäß älteren Gemälde reihen wir jene des Meisters des
Todes der Maria oder des Meisters des Johann von Melem und
des Nie. de Bruyn, wie Passavant l. c. S. 120 ihn nennt. Sie gal-
ten triiher alle liir SchoreePs WVerke, obgleich von Iiunstforschern
schon lange (iagegep Zweifel erhoben wurden, schon aus dem Um-
stande, dass die bedeutendsten dieser Bilder aus Cöln stammen,
wo seine Einwirkung unverkennbar ist. Es sind noch viele Bilder
aus seiner Schule in Cüln, worunter jene des Johann von Mcleni
und des Nicolaus de Bruyn gehören. Die VVerhe dieses sogenann-
ten Schureel sind jedoch nicht alle gleich. Die früheren haben
entschiedene Verwandtschaft zu jenen des uben genannten Anony-
mus; in seiner späteren Zeit weicht er bedeutend von jener Be-
handlungsweise ab, indem er nach Passavaut in den Umrissen und
in der Modellirung weicher wird, einen wärmeren Fleischton an-
nimmt und überhaupt in der Färbung mehr Schmelz und Tiefe be-
sitzt. Die Formen sind' öfters voller, namentlich der Mund; der
Bruch der Gewänder ist weniger scharf. In seinen späteren Bil-
dern lässt sich der Einfluss der italienischen Iiunst nicht verken-
nen; im Auftrage der Farben wird er pastoser. Die Blüthezeit die-
ses Meisters fällt um 1515 1525. Er scheint aber im zuerst ge-
nannten Jahre schun lYIitglied der Bruderschaft des heil. Lucas in
Ciiln gewesen zu seyn, da auf der Wiederholung des Bildes des
Todes der Maria aus der Wallraiischen Sammlung das Wappen
dieser Gesellschaft und die Jahrzahl 1515 vorkommt.
Folgende Bilder werden ihm von Passavant im Iiunstlalnlte 1841
Nr. 105 zugeschrieben, in den Catalogen äder Gallerien gelten sie
Sie aber lwCh meistens ausschliesslich als Werke des Niederländer-s
Jan Schoreel.
1) Das berühmte Äitarbild, den Tod der Maria darstellend,
ehedem in der liirche St. Maria im Capitul zu Cöln, dann
in der Boisserötfschen Sammlung, jetztin der k. Pinako-
thek zu München. Die heil. Jungfrau liegt auf dem Sterbe-
hette im Ausdrucke seeliger Ruhe und um sie versammelt
stehen die zivöll" Apostel vom tiefsten Schmerze erfüllt, aber
in völliger Ergebung. Zur rechten Seite befindet sich ein
Altar mit den Bildern des Moses und Aaron. Die Figuren
dieses Bildes sind nicht ganz halblebeusgross. H. äF. 11 In,
BP- 4 F- 8 Z- Ö L. Die Compositirm ist auch durch eine
schöne Lithographie vun Strixner und Bergmann bekannt.
Auf dem einen der l:'liigelbiltler_ kniet der Stifter mit. (1011
Seinen vor den Heiligen Georg und Dionys. Auf dem an-
deren legt St. Guduln die Hand auf das Haupt der 'l'ochter
der im Vorgrunde lmiexideu Stifterin. Neben der Heiligen
steht St. Christina.