Schöpf,
Peter.
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Liebe der technischen Marmorarbeit zugethan, ergriff er mit Freu-
den die Gelegenheit, welche sich ihm darbot, au der Ausführung
des von Joh. Martin von Wagner componirten und modellirten
Friese; für die Walhalla bei Regensburg in carrarischem iYIarmor
theilzilnehmcn. Den grössten Theil hatte bereits der Bildhauer Pet-
trich vollendet, als aber dieser einer anderweitigen Bestimmung
nach Nordamerika folgte, übernahm Schöpf die Beendigung die
ser Arbeit. Ausser einigen Theilen der vorletzten Abtheilung die-
ses Frieses, fiel ihm die ganze letzte Abthciluug zu, in einer Länge
von 56 Schuh, welche die Bekehrung der alten Deutschen zum
Christenthume durch Bonifacius darstellt.
Nach Vollendung dieser Marrnorarbeit führte er im Laufe des
Jahres 1833 die schon erwähnte Statue der Venus mit dem Spiegel
gleichfalls in carrarischem Marmor aus, ein ausgezeichnetes Bild,
das uns die Göttin fast in Lebensgrüsse zeigt, in dem Augenbli-
clse, wie sie. aus dem Meere emporgestiegen, das Himation rasch
um die Hüften sich gegürtet hat, so dass der Oberkörper unver-
hüllt sich darstellt, und nun. während ihre Liulte das feuchte Haar
trocknet, den Glanz ihrer Schönheit aus dem Spiegel zurücltstrah-
len lässt, den ihre Rechte hält. Es ist diess ein Werk, welches
nicht minder als die Statue des Oedipus darthut, dass der Iiünst-
ler in den Geist der Antike eingedrungen ist, und fürjeden Pracht-
saal würde es eine vorzügliche Zierde bilden.
Die letzte Arbeit, welche Schöpf his dahin in Rom ausfiihrtc,
war die Büste des Generals Alexander von Haslang, die er nufße-
fehl des Iiönigs Ludwig modellirte und in carrarischem Marmor
vollendete. Diese Büste, die sich den Beifall aller Kenner erwarb,
ist für die bayerische Buhineshalle bestimmt. Die Sehnsucht sei-
nes ßlijiihrigcn Vaters, seinen Sohn vor seinem Tode noch ein-
mal zn sehen, machte es unserem Iiünstler zur Pflicht, auf einige
Zeit Rom zu verlassen, um später wieder dahin zurückzukehren.
In München angekommen am Ende des Jahres 1838, erhielt er so-
gleich den allerhöchsten Auftrag, eine der Nischen-Statuen für
die Ehcade der Glyptothek zu modelliren und in Schlanders Mar-
mor auszuführen. Es ist diess Vulkan in colossaler Grösse, dabei
in der gewöhnlichen Audassungsweise, mit kurzem Chiton und der
eiförmigen Mütze, Hammer und Zange in der Hand Zu gleicher
Zeit vollendete er zwei Valkyren-Statuen aus Donau-Marmor-Iialli-
stein, für das Innere der Walhalla bestimmt; um mit anderen Sta-
tuen gleicher Art. in polychrnmer Weise bemalt, als Caryaticlen
zum Tragen oberer Gehälhtheile zu dienen. Hierauf fertigte er im
Aultrage des Iiönigs noch drei Büsten für die Ruhiueshalle in
Marmor, nämlich die des Componisten ChristopH Gluck, des Gra-
fen von llumfortl und jene Jean Paul's, welch letzterer, nach dem
Urtheile von Angehörigen der Jean Paufschen Familie, die den
Dichter im Leben kannten, als vorzüglich gelungen und ähnlich zu
betrachten ist, und desshalb wurde sie auch dein-Kopfe der Statue
welche nach Schwanthalcfs Modell für Bayreuth in Erz gegossen
wurde, zu Grunde gelegt. Mehrere seiner Arbeiten kamen im
Münchner Kunstverein zur Ausstellung. Auch wurde ein Medail-
lon-lißlief, Sappho mit dem Amor vorstellend, von dem Verein
angekauft. Diess war in Gyps ausgeführt, und gleich dem Orpheus
in der Unterwelt, pulychrom behandelt. Das Original davon In
Marmor besitzt der Baron von Lutzheclt in München. Auäserflenl
arbeitete er während dieses Aufenthaltes in München einen Löwen
in Relief aus Gyps für die Festung Germerstieim, S0 Wie eine
wohlgetruifcne colossale Büste des durch die Ausführung sehr vie-