sie einerseits zu den frühesten Erzeugnissen der Chalhographie
gehören, die in ihnen, obgleich noch in der Kindheit, schon
wunderungswiirdiges geleistet hat, und weil sie, wie Kugler (Iland-
bueh etc. S. 755), treffend sagt, anderseits bei grossei- Tiefe de;
Ausdruckes die Entfaltung einer edleren, selbst zum Idealen qe-
steigerten Schönheit zeigen , währeng gleichzeitig das G3-
meine und Unheilige gemein oder in p antastisch seltsamer Bil-
dung dargestellt wird. Schongauer führte den Grahstichel mit
Kunst und nicht ohne Leichtigkeit. Die Haarmassen vorzüglich
findet Longhi (die ERuPferStecherei, deutsch von Bart. l 68) so
wohl gelegt und mit solchem Geschmaclse gestochen, dass sie noch
heut zuqage unsern jungen Iiupferstechern als Muster dienen
lsöxinen. Die Blätter des Israel von Meckenen, Zasinger oder Zagel,
Alb. Gloclsenton und Mich. Wohlgemuth stehen bei allenVerdien-
sten damaliger Zeit doch weit unter denen Schiin's. Was sich vor
ihm von Arbeiten dieser Art findet, kommt noch weniger in Be-
tracht, und erst Dürer trat mit Glück auf den von Schongauer be-
hanptqten Schauplatz. Doch haben beide noch keine Ahnung von
derVollkommenheit dieser Kunst, welche sie durch immer gesteigerte
Nachfrage nach Iiupferstichen in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts erreichte. An lnnigkeit und Tiefe des Ausdruckes, an
Charakter und Mannigfaltigkeit der liöpte konnten es ihm wenige
zuvorthun; er war hierin selbst in der ßlüthezeit vielen unerreich-
bar, nur eine grössere Geschmeidigkeit des Stiches hatte man ge-
wonnen, eine griissere Wirkung des Lebens erzielt, während
Schiin's Blätter, wenn auch kräftig genug, von geringem Eiiecte
sind, weil er in Anwendung der Beleuchtung noch nicht ins Reine
kommen konnte. Malerische Wirkung kann man bei ihm nicht
suchen. 'Selbst in seinen preiswiirdigsten Blättern, wie im Tode
der Maria, in der Versuchung des heil. Anton, in einigen Blättern
der Passion wird er hierin nicht genügen können. Seinen St. An-
ton unter den Dämonen hatte Michel Angela in seiner Jugend in
einem Gemälde copirt und setzte damit ganz Florenz in Erstau-
nen, wo man doch schon Werke eines Masaccio Ghirlandajo,
Perugino und Leonardo gesehen hatte. Der gute deutsche Mar-
tin (Buonnxartino), der nach Sandrartis Behauptung bereits mit
Peruginu in freundschaftlicher Berührung stand wurde jetzt in
Florenz neben den ersten italienischen [Vleisterxi der Zeit geprie-
sen, vvährend die Landsleute späterer Jahrhunderte ihn als veraltet
zuriichsetzten. Wie sehr man in den ersten Decennien unsers Jahr-
hunderts die alte deutsche Iiunst wieder ehren gelernt hat, ist bekannt-
Bartsch, P. gr. beschreibt HÖ Blätter von diesem Mei-
ster, und von S. 1ÖÖ an 17 andere, die SchÖn's Monogramm tra-
gen, aber nicht von ihm herrühren. Dann gibt er S. 176 einen
Anhang von Blättern, welche Heineche (NeuesteNachrichten etc. S.
402) ausser den von Bartsch genannten unserm Meister heilegt; aber
alle diese Stiche existiren theilsveise gar nicht, oder sie gehören
ganz anderen Meistern an, die mit Schongauer nichts gemein
haben. Andere sind Copien. Die Zahl der Blätter, welche aus-
serdem nochübrig bleiben, ist daher gering. Diese fügen wir im
Anhangs! bei. und was iiberdiess von diesen BlätternBerichtigendes zu
sagCYl iSl, findet man im Verieichnisse der ächten Blätter des Mei-
sters bemerkt.
ß) Einige nannten ihn Saga? den deutschen Perugino, sie wür-
den Ihn aber noch viel eher den deutschen van Eyck ge-
nannt haben, hätte man früher von der Schule desselben
genauere lienntuiss gehabt.
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