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oder
Schoen
Schongawer ,
Martin.
sesten Gemisch sich verwirrt. Auf der Rückseite dieser Altarthuren
ist der heil. Antonius in der Einöde dargestellt, und Felsen und
Bäuine gaben dem wunderbaren Künstler zu den grausslichsten
Formen Veranlassung, so dass die alten Fichten mit ihren langen
Moosbärten und das zcrtriimmcrte Gestein selbst zu Gespenstern
und Üngeheucrn werden.
Auf einem anderen Bilde erblickt man Christus am Kreuze
nicht; ohne Schaudern, ganz von den Geisscln zerfleischt und von
Blute triefend. In dem langen Gange, der das Gebäude in de,
Mitte thcilt, sieht man eine Grablegung, welche wahrscheinlich
den unteren Theil obigen Altares bildet. Der Körper des Heilan-
des ist zivar wie bei dem Gekreuzigten mit Wunden bedeckt, aber
die Quellen des Blutes sind versiegt, die Ruhe des Todesdiat den
Schmerz gestillt, und der vollbrachte Sieg erbebt das Gefuhl über
die Vorstellungder grausamen Qualen. in diesem Bilde zeigt sich
nach v. Quandt der Künstler wahrhaft gross, und wenn ihn auch
noch seine unbändige Phantasie über die Griinzen der Mäßigung
hinausführto, so verfällt er doch nicht der Verzweiflung und er.
hebt das Gemüth, welches er durch die anderen Bilder erschreckt,
In dieser Priorei ist ferner auch eine Verkündigung auf den
Flügeln eines Altares, der vor den Stürmen der Revolution aus
lsenheim nach Colmar gerettet, wurde, die jedoch nach v. Quandr
nur entfernt an ihn erinnern, aber nach Waagen, K. u. K. in D__
II. 508 ächt sind. Auf der Rückseite des einen Flügels ist Maria
vor ihrem Kinde kniend, oben aus dem Goldgrunde des Bildes
Gottvater auf diese Gruppe herabschauend, vorgestellt. Auf dem
andern Flügel erblickt man den heil. Eremiten Anton und das
Bildniss des Donators. Die Figuren sind fast in Lebensgrüsse; de,
Farbenauftrng ist pasios, das Colorit des Fleisches licht und ein-
fach. In geistiger Hinsicht stehen diese Gemälde nach Quandt weit
unter Martin's künstlerischer Bildungsstufe, Waagen findet sie aber
in Charakter und Ausdruck edel, in der Gefühlsweise dem Peru-
gino verwandt.
Sehr zweifelhaft findet v. Qiiandt eine Reihe von Gemälden aus
der Dominikaner-Kirche, welche man in der Revolution ebenfalls in
das Collegium brachte. Sie stellen die Leidensgeschichte dar, Wg]-
che mit der Folge der Kupferstiche einige Aehnhchkeit hat, stehen
aber an 'l'rel'flichl-1eit weit unter dieser. Die Behandlung ist roh,
und die Gesichtszüge sind gerade mit einer schwerfiilligen, unsi-
cheren Pinselführung und harten Schatten behandelt. Quandt scheing
der Meinung zu seyn, dass diese Passionsrlarstellungen eher von
einem anderen Maler herrühren, der die Schungauerkchen Blätter
benutzte, und aus eigenen Mitteln hiuzuthat, wodurch die Cum-
position an Schönheit verloren hat. Waagen hält die Kreuzabneh.
zuung und Grablcgung mit Sicherheit für Schöds Arbeiten.
Alle Merkmale Schongaucfscher Werke hat dagegen der Flü-
gel eines kleinen Altares mit einer linienden Madonna, noch lnehg
aber übertriiit eine Pietas auf mattem Goldgrunde die Erwartuu.
gen. Um dieses Bild zu beschreiben, sagt v. Quandt, müsste man
ein Wort für Heiligkeit, Liebe, Trauer und Seligkeit finden, wie
Martin diess Alles in einem Ausdruck verschiuolz; denn in dem
Angesichte 1Vlaria's werde Heiligkeit zur Liebe. Liebe zur Traue,
und Trauer zur Seliekeit, und Alles Eins. Auch in malerische,-
l-linsicht ist dieses Bild ein lVleistei-iverk. Die lliarbe des Fleisches
ist ein zartes gelbliches lloth, und fast ohne Schalten rundet sich
Alles durch eine überaus zarte Abstufung von harmonischen Zfin-
tcn. Die reichlich über die Wangen rollenden Thränen sind mit