Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Schoen 
oder 
Schongzmwer, 
lYlzu-tin . 
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Ueberzeugung fiihrt, der bei der Betrachtung dieser Werke auf 
die tiefe lnnigkeitdes Ausdruckes, das ungestörte äussere Gleich- 
maass und die ungetrübte Schönheit derselben fühlt, nicht kalt 
bleibt, wenn tiefe Bube der Seele auf seinen Antlitzen sich lagert, 
und die Ausbrüche wilder Leidenschaften roher Naturen vermie- 
den sind. Diese Ruhe und Innigkeit bilden die Grundzüge seines 
Iiunstcliarakters, seltener liess er sich von der Schilderung eines 
leidenschaftlich aufgeregten Lebens hinreissen. x 
Nach Maass und Berechnung können. wie v. Quandt ersah, 
Schongauefs Physiognomien in zwei Classen getheilt werden, wo- 
von die eine der höheren, die andere den niederii, unedlern Natu- 
ren angehört. Die erstere besteht in einer regelmäßigen Gesichts- 
bilrlung, bei welcher die drei Thcile des Gesichtes von fast glei- 
cher Grössc sind und die Länge des Auges ohngefiihr den vierten 
Theil der Länge der Nase beträgt, und die Länge des Mundes 
nhngefälir der des Auges gleich ist. Die Breite der Nase in der 
Faceansicht ist sehr gering und überschreitet kaum ein Fünftheil 
von deren Länge. Dass unendlich zarte, nicht messbare Modi- 
{icationen statt finden, und diese Angabe nur das Mittelmaas seyn 
liann, versteht sich von selbst. Das Angesicht ist ein Oval, wel- 
ches sich bei Kindern dem Zirkel nähert, und bei Männern weit 
langer als breit wird. Bei ernsten und kraftvollen Charakteren, 
wie bei dem Christuskopf in der lireuztragung, dem heil. Anto- 
nius in der Versuchung und dem heil. Jakob in der Schlacht ge- 
gen die Ungläubigen, nähert sich der Umriss des Angesichts einem 
Viereck. welches weniger breit als hoch ist. Bei Engeln und Kin- 
dern bilden die zarten_ Augenbraunen fast einen vollen Halbzirkel. 
Iin Profil zeigen sich die Nasen geradlinig. Die Abweichungen 
von Idiesen ldenlforiuen, welche bis zur Kurz-, Häng- und 
Stumpfnasigkeitausarten, bezeichnen die niedern und rohernNaturen. 
Es muss auch einer Eigenheit der Zeichnung gedacht werden." 
dass nämlich die Hände immer sehr knöchern erscheinen. Auffal- 
lend ist selbst bei den kräftigsten Ahdrücken der Schongauefschen 
Stiche, dass die Form de'r Physiognomien oft nur mit Linien an- 
gegeben, wenn auch die Schatten _bei Gewändern und andern Ge- 
genständen sehr stark behandelt sind, was auf eine lichte und zar- 
te Carnation seiner Gemälde schliessen lässt. Die Gemälde dieses 
Meisters haben aber im Allgemeinen eine sehr lichte Haltung. 
Bemerkenswerth ist es, dass keines von Schongauefs Gemäl- 
den sein Monogramm trägt, da er doch alle seine Kupfcrplattcn 
stempelte, wie Quandt behauptet, aber nicht sein Zeichen eiiigrub. 
Das Gemälde in Wien hat zivar ein Mpnogramm, aber nichtSchon- 
gauer's. Damals war es nach Quandt nur ein Goldschmids Ge- 
brauch, des Meisters Zeichen den Arbeiten in Nletall eiuzuprägen, 
den die Maler noch nicht angenommen hatten; denn man finde: 
aus jener Zeit wohl Jahrzahlcn und bisweilen, doch selten, aus- 
geschriebene Namen, abernoch seltener Monogramme aufGemiilden. 
U l m. 
Die Gemälde, welche Martin Schon auer in Ulm und der 
Umgegend hinterliess, gehören wahrscheinlich zu den früheren des 
Meisters, die vor seiner Abreise nach Colmar ausgeführt sind. Im 
Münster Zt1_ Ulm ist ein grosses Gemälde der Iireuzabnehmung 
mit den heiligen Frauen und Freunden des Erlösers. Dieses Bild 
war ursprünglich in der Augustinerkirche zu den Wengen. Hier 
sah es Churfürst Maximilian von Bayern, und wollte es von den 
Mönchen erwerben; allein diese machten Schwierigkeiten, indem 
sie vorgaben, die I-Iolztafel könnte ohne Gefahr des Zcrhrechens
	        
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