Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Schoen 
oder 
Schongawer , 
Martin. 
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den nach Italien, zunächst an Vasari, welcher deren bei der Be- 
arbeitung der Iiiinstlerbiographien bedurfte. Wir wissen jetzt auch 
sicher, dass L. Lombardo einer der Berichtgeber War. durch einen 
seiner Briefe an Vasari, d. d. 27. April 1565, abgedruckt in Dr., 
Gaye's Carteggio inedito d'artisti etc. III. 177- Firenze 1840. In 
diesem Briefe heisst es, Meister Rugier und Johann van Brügge 
hätten den Coloristen die Augen geöffnet, und in Deutschland hahe 
damals ein Bei Martino, der mehr auf das Stechen als auf das Ma- 
len sich verlegt. die Mzinier Rogiefs festgehalten, welchen er aber 
im Colorite nicht erreiche, obgleich auch seine Werke, wenn auch 
trocken und roh, einer gewissen Vortrefilichkeit nicht entbehren. 
Aus diesem Briefe geht nun urkundlich hervor, welcher Schule 
M. Schön angehöre, iind es scheint auch keinem Zweifel zu un- 
terliegen, dass er selbst in Belgien gewesen, sich einige Zeit in 
Antwerpen aufgehalten habe, weil die Italiener ihn Martino d'An. 
Versa nannten i). Wann Schoiigauer in Antwerpen gewesen, ist 
noch nicht ermittelt. Die Angaben Lnmbardds finden sich aber 
Angesichts der authentischen Gemälde in Colmar, namentlich bei 
der Maria im Bosenhaag, in der St. Martin's Iiirche, und auf der 
Stadtbihliothek bestättiget. Man weiss bisher auch noch nicht, 
wann Martin Schungauer von Ulm nach Colmar sich begeben habe. 
 Wahrscheinlich verliess er Ulm bald nach 140i, weil er in diesem 
Jahre zum letzteiimale in den Biirgerbüchern genannt wird. Er 
war damals bereits 20 Jahre im Biirgerverbande, und auch in 
Colmar war er noch mehr als zwei Deceiinien thätig. 
M. Schungaiierk Gemälde. 1 
Es gibt noch eine grosse Anzahl von Bildern, welche diesem 
Meister zugeschrieben werden, und viele andere, die schon in 
früher Zeit nach Italien, Spanien, England und Frankreich gin- 
gen, kennt man nicht mehr. Die Zahl dieser Gemälde ist schon 
für einen Maler gross, der sich einzig und allein mit der Palette 
beschäftiget, bei Schongauer kommen aber auch noch höchst fleis- 
sig behandelte Iiupferstiche hinzu, so dass für ihn augenscheinlich 
die Arbeit zu viel ist. _Allein man hat von jeher diesem Meister 
Bilder zugeschrieben, die man keinem anderen zuzuschreiben wuss. 
te, und desswegen sah iiiaii in jüngster Zeit die Nothwcndigkeit 
einer kritischen Sichtung derselben "ein. Besonders war es. H. v. 
Quaiidt, der darüber Forschungen anstellte, und das Resultat der- 
selben im liunstblatte 1840. Nr- 76-79 bekannt machte  Quandt 
kam nach vielfacher Anschauung ächter Werke Schungauefs zu 
der Ueberzeugung, dass mehreren Bildern in den Pinakotheken zu 
 Vasari nennt den Yiiinstler Martino Tedesco, aber Bottari, 
der den Vasari verbessern will, begeht den Fehler, dass er 
ihn mit Martin von Cleef verwechselt. Coiidivi in der Bio- 
graphie seines Meisters Michael Angela, macht aus Martino 
d'Anversa einen Martino Olaiirlese. 
 Auch die schon erwähnte Schrift von Griiiieisen und Manch: 
Ulms Iiunstleben im Mittelalter, S. öltpuml der Aufsatz des 
ersteren im Leben des Nikolaus Manual, S. 52. so wie ein 
Sßlchßr von Gassert, im Iiunstblatte 1341, Nr. 7  15, sind 
von YVichtigkeit. Auch Passavaiit ist zu vergleichen: Beiträge 
zur Ileiintniss der iiiedcrliiiirlischen Malerschulen, Kunstblatt 
S. 254, und besonders Waagen, Ii. u. K. in D. II. 50? (f. 
iiber die Bilder in Colmar. Eine streng kritische Untersu- 
chung Über die Werke Schungauerk und über seine Schule 
 wird ohne Ziveifel zu den interessantesten Resultaten führen,
	        
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