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Schoen
oder
Schongawxer ,
Martin.
Denn nach den neuesten Forschungen von GriineisenK. u. K. in D,
muss Hübsch Martin um 1420 geboren worden seyn, und so eben,
während der Correktur, erfahren wir durch Waagen's neuesten
Band, II. 517, dass Archivar Hiigot im Jahrtags-Register der Kirche
St. Martin in Colmar unter dem Jahre 148-8, am Tage Mariii Bei.
nignng, den Tod des Künstlers angezeigt gefunden habe. Somit
ist der Streit beendet.
So wie in früheren Schriften über die Abstammung und die
Lebenszeit dieses Meisters schwankende und irrige Angaben herr-
selten, so ist es auch mit seiner Schule der Fall. Christ (Dict. de;
mnnugrammes. Trad. de l'allem. et augmentti. Paris 1762), gibg
ihm einen unbekannten Lupcrt liust zum Lehrer, welchen v. Murr-
(Juurnal Il. 215) als fabelhafte Person erklärt, ohne es vielleicht
zu seyn, da schon in der bei Bernarti Johin 1575 erschienenen
Sammlung von T. Stimmefs Bildnissen von Piibsten seiner gedacht
wird, so dass dieser Meister durch die Tradition fortgelebt zu ha-
ben scheint. Wir lesen demnach in der Vorrede dieses Werkes,
(Accuratae Eiligies pontificum etc. Contrafaytungcn oder Anlitzge-
staltilngen etc. Strassburg 1575), dass lYIartin Schön von L. Rust
die Kunst des Stechens erlernt habe, die er um 11130 zuerst nin
ein iibung, rud und gang gcrichhw [tust war vermnthlich Gold-
schmid, bei welchen Martin in seiner früheren Jugend die Gold-
schmiedekunst und das Graviren erlernt hatte, eine Uebung. wel-
ehe auch dadurch Wahrscheinlichkeit gewinnt, dass seine Kupfer.
Stiche einen Meister verrathen, der schon von früher Zeit an den
Grabstichel geführt haben muss, nicht erst als Maler auf diese
Kunst verfallen seyn konnte. Eine Meisterschaft wie die, welche
in Scl'iön's Blättern sich ol-Yenbaret, erlangt man nicht in Neben-
stunden nach Wcgleguxig der, Palette. Seine Kupferstiche wurde"
auch schon friihe zum Vorbilde genommen, indem Israel von Me.
ckenen, Glockenturm u. a. sie copirten. Ja es scheint fast, dass
Schougauer in seiner früheren Zeit sich meistens mit dem Stiche
beschiiftiget habe, weniger mit der Malerei, welche in seiner Ju.
gendzeit zu Ulm weniger angezogen haben dürfte als dieKunfer.
stecherkunst, die als neue Kunst durch ihn zahlreiche Bewunderer
fand. Die Malerei lernte er erst in den Niederlanden in ihrer hüllen
Bedeutung kennen, in der Eyckischen Schule, deren ganzes Wg-
sen er in sich aufgenommen hatte. Dieses gab seinen Werken im
Vergleich mit jenen anderer gleichzeitigen oberdeutschen Meister
ein ganz eigenthiixnliches Gepräge, welches noch vor kurzer Zeig
vielen unerklärlich schien. Das Frexndartige, und von der deut-
Sehen Manier Abweichende in Schön's Werken wurde zwar schon
früher gefühlt, man leitete es aber nicht aus dem Einflusse der
Eycläschen Schule her, sondern erklärte es aus dem Verkehr. der
nach Sandrart und anderen älteren Schriftstellern zwischen Mar-
tin Schön und Perugino statt gefunden haben soll. Erst in neue-
31er Zeit erkannte man nach vorhergegangener Vergleichung der
Werke Schongauefs mit jenen der alten niederländischen Schule
den Einfluss der letzteren auf unsern Meister, und mehrere Ken-
ner sprachen sich hierüber entschieden aus, in letzterer Zeit na-
mentlich G. v. Quandt überzeugend im Kunstblatte 1810 Nr. 78.
In früherer Zeit war man indessen in der Sache nicht so ungewiss,
erst seit Sandrart sollte alles Heil aus Italien gekommen sßyfl- M.
Quad einer der ältesten Zeugen , sagt in seinem VVerkejßn
lichlteit deutscher Nation geradezu, dass M. Schön ein Schule;-
des Israel von Mcckcuiclt (J. von Meckenen) gewesen S61, und
in den frühesten italienischen Nachrichten ist von einem _Martino
d'Anversa die Rede. Diese Nachrichten kamen aus den Nlßdßllün-