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Schoen
oder
Schon ga wer ,
Martin.
Schön weder in Augsburg, noch in Colmar oder in Nürnberg gß
boten wurde, und dass die von Bzirtscliciipirte und auf der lilißltsüita
des genannten Portraites angebrachte Schrift keinen Beweis gebe,
wissen wir jetzt durch die neuesten Forschungen von C. Griiileison
und E. Manch (Ulms liunstleben im Mittelalter, Ulm 1810. S. 5.1 (f)
Diese beiden rühmlieh bekannten gründlichen Forscher fun-len in
Urlsundsbüchern, dass Martin Schön einer alten Ulin'schcn Familie
angehörc, welche vom Ende des 14. Jahrhunderts bis herab in die
Mitte des 16. eine Reihe ansehnlicher Künstler hervorgebracht lmi z
Martin sen. 1519!; 1,1116; Barthel sen.. der Vater unsers liüust-
lers, 142g 1440; Ludwig, angeblich Bruder des jüngeren Maß
tin, it'i6o_ 149i; Bartliel jiin. um 147i; Hans ifigs 1514;
Eberhard Schön, der im 16. Jahrhunderte arbeitete. Unser Martin
kommt bereits 11141 als ansübender Künstler in öffentlichen Bü_
chcrn zu Ulm Vor, und noch 1461, bald unter dem Namen Man
tin Schön, bald Martin Schongawer geschrieben
Damit fällt nun die Authorität des genannten Zettels auf de,
Rückseite des Bildnisses von Schongauer; denn die Bürgei-bücliel.
Ulms sprechen den Martin Schongauer als Bürger an, und wenn
daher derZettel nicht ganz zu verwerfen ist, so könnte man noch
annehmen, Martin's Vater sei von Augsburg nach Ulm übergesiedelt,
Dass Martin in Colmar war, hat seine Richtigkeit, die Zeithßstiin-
mung des Zettels ist aber wieder falsch, so wie auch der Zvißite
Beweis des A. v. Bartsch, welchen H. von Heincche tiir ihn liih-
ren musste, der Zeit nach zu verwerfen. Heincclse hesass nämlich
eine Zeichnung. welche, eine mit lieiligenbildern geschmückte Cm
pelle vorstellt, und auf der Rückseite folgende Schrift entlililt;
nDiess hat der Hübsch Martin gerissen im 1470 jar,
iida er ein junger gesell was, das hab ich Albrecht
iiDürer erfarn vnd Im zu Ern daher geschrieben
M517 jarn
Scliongauer, der im Jahre tltöt oder bald darnach als Meiste,-
in Colmar sich niederliess, und daselbst bewunderungsiviirrlige
Werke schuf, war 1470 ltein junger Geselle mehr. und es wäre
daher sehr auffallend, dass Dürer die Lebenszeit des Meisters nicht
cnauer gewusst hätte, wenn man die Schritt fur acht hielte. Dem
gtyle nach könnte sie es seyn, geschrieben hat aber Dürer dicss
wahrscheinlich eben so wenig, als den Zettel auf der Rückseite
des Portraites in München, welcher überhaupt nur Verwirrung am
gauer noch wenig ausgeschieden sind. Sicher gibt es zwei
Familien, welche Maler zählten. Dass man dem berühmten
Schongauer zuviel zugeschrieben habe, ist erwiesen.
Bartsch hält Schongauer für den Familiennamen und Schön
für den Beinamen, was andere mit "Hübsche gleich bedeu-
tend genommen haben sollen. So scheint allerdings Sandrai-g
die Sache angesehen zu haben, wenn er sagt: iilVlartin Schoß
gauer, sonst der hübsche Martin genanntes Diess haben auch
spätere Autoren angenommen, wie Beatns Rhenanus n. a_
Auch der ältere C. van Mander nennt ihn iiHupse Marteu
und Marten Schoonm und die Franzosen iile beau Martin"
oder durch Corruption wlnsein- Martina: Noch mehr v"-
stümmelten die Italiener dieses Wort, indem sie ihn Martina
Scou oder Seen, aber richtiger: Bel Martino. Bonmartinq
nannten. In den ältesten italienischen Nachrichten heisst ei-
Martino d'Anversa.