Schnorr v.
Carolsfeld ,
Juliuä ,
Bitter.
413
Widerstand der junge König in Pavia einzieht 775; Carl's Sieg
über die Sachsen 775; die Unterwerfung und Bekehrung dersel-
ben zum Christenthume; die Synode zu Frankfurt 785; die Krü-
nung zum liaiser durch Leo III. in der St. Peterskirche zu Rom,
800. Bei der Ausführung dieser grossen Bilder waren Jäger, Giess-
mann und Palme thätig, die schon öfter genannten drei Künstler,
die durch ihre warme harmonische Färbung den grossartigen Cum-
yositionen Schnorfs keinen geringen Werth verliehen, und somit
ist die Wahl der Geliülfcn um so glücklicher zu nennen, als der
Meister selbst zum Malen wenig Zeit fand.
In dein abgetheiten Frics sind 12 kleinere Bilder, welche eben
so viele {Vlnniente aus dem Leben des grossen Iiaisers darstellen,
von seiner Jugend bis zum Tode. Da sieht man in chronologi-
scher Ordnung, wie Carl als Iiiialie von eilf Jahren den Pabst ein-
iiingt, der hilfeilehend zum liünig Pipin kommt, gemalt von Strä-
iiuber; die Huldigung des jungen Fraiihenhünigs nach dessen
703 erfolgten Tdironbesteigung. gemalt von Giessmann; die erste
Schlacht gegen die Sachsen 772, gemalt von Palme; wie Carl die
Gesandten des Pabstes hulilreich emptl-ingt, und jene des Deside-
rius zuriiclureiset 772, gemalt von Striiliuber; die Vertreibung der
Longobarden und die Flucht des Desiderius 775, gemalt von Jä-
ger; Carl bei seinem ersten Erscheinen in lloin mit Jubel empfan-
gen, wie der Pabst ihn vor der St. Peterskirche erwartet 774, ge-
malt von Jäger; der Sieg über die Sai-azenen oder die Einnahme
von Saragossa 778, gema t von Jäger; die '.l'aufc: Wittelsindü, und
die gleichzeitig erfolgte Bekehrung von dessen Gemahlin und Al-
bion's durch Carl den Grossen 791, gemalt von Giessniann; Carl
nuf dem lieichstage zu Regensburg, gemalt von Palme; die Schlacht
gegen die Hunnen, gemalt von Jäger; CarYs Schanltung der von
den Hunnen erbeuteten Schätze an den Pabst, gemalt von Giess-
mann; des liaisers Tod in Aachen, gemalt von Jäger.
Diess sind die Darstellungen, womit Schnorr von Carolsfeld
die drei grossen Säle des nördlichen Besidenzflügels geziert hat,
"in Welchen sein schalfender Geist eine Fiille der niannigfaltigsten
Abwechslungen aus dem Leben des Mittelalters entfaltete. Die
Geschichtschreiber jener tliatenreichen Zeit und die früheren Dich-
tungen lieterten ihm den Stoff zu seinen lebensvolleii, mit aller
Pracht ausgestatteten Bildern. Sie beurkunden einen streng hi-
storisch gebildeten Künstler, der in dieser Hiiisicht wenige seines
gleichen sucht. Ueberdiess ist er auch ein Mann von den feinsten
tten.
In letzterer Zeit fand v. Schnorr auch wieder llrlusse zu hlei-
neren Compositionen und zur Oelinalcrei. Zu seinen neuesten
Bildern in Ocl gehört eine heil. Familie im Grünen, und Christus
mit dem Kreuze vor den Thoren Roms dem heil. Petrus begeg-
nend: Domina quo vadis? Romarn etc. Ein drittes Oelgeiiiälde
stellt den Abschied SiegfriecPs vun Chriemhilclen dar.
Dann verdanken wir diesem liünstler auch Zeichnungen zur Il-
lustration zweier Prachtwerhe aus dem Cutta'schen Verlage. Das eine
dieser Werke hat den Titel: Der Nibelungen Noth, illustrirt von J.
Schnorr von Carolsfeld und E. Neureuther. Mit Text von Dr. G.
Pfizcr. Stuttgart 1844,gr. 8. Die Zeichnungen zu diesem Prachtwerlie
fertigte Schnur:- von Carolsfelirl inzwischen der grossen Arbeiten
im Saalbaue,_fast nur in Feicr- und Abendstunden. Man kann
aber diese Zeichnungen zu den schönsten Gaben seiner lsunstrei.
chen Hand zahlen. Die Iiunst erscheint hier als Gefährtin de;-
Poesie und gibt__ein anschauliches Bild jener Welt und ihrer Er.