Schnorr
v. Carolsfeld,
Jnlius ,
Bitter.
selbe als Träger durch die Furth anzubieten. Dieser im Bilde dar-
gestellte Dienst frommer Ehrfurcht bezeichnet den vorherrschenden
Charakter des Habsburgers und motivirt zugleich den hohen Ein-
fluss der höchsten kirchlichen Macht, durch deren Zustimmung
der erllr Graf den deutschen liaiserthron bestieg. Das zweite Bild
zeigt ein Feldlager vor der Stadt Basel, wo sich Bitter Budolph
mit dem Bischof in Fehde befand, als die in Frankfurt versam-
mclten Churfürstexi am 29. September 1'273 ihn zum deutschen
ltiaiser erwählten. Graf Pappcnheim überreicht ihm bereits die
lleichsinsiqnien, und der schlichte, edle Bitter nimmt mit Wiirde
die Huldigung an. Diese beiden, in der Compositicin einfachen
Bilder, sind von Sclinorr selbst ausgeführt, die Cartons sind aber
uhne- Ausnahme alle von ihm selbst. Die beiden genannter: Bilder
sind durch den zwischen ihnen liegenden offenen Siiulencingang
beschriinltt, während die gegenüberliegenden, nur durch eine ge-
wöhnliche Thiire unterbrochen, eine doppelt so grosse Fläche ein-
nehmen. Auf dem ersten dieser grossen Gemiilde sehen wir die
Schlacht gegen Ottokar von Böhmen, den mächtigen Gegner des
liaisers, der wenig geneigt war, dem ritterlichen Schweizer, das
Feld zu Überlassen. Bei VVridenfeld in Oesterreich ham es den
26. August 1278 zur Schlacht, und im Gemälde ist der Moment
(largestellt, wie lltidtilph zu lloss mit erhobenem Speer, sein Sohn
Albrecht, Graf Meinhartl von 'l'irol und einer der Schwirgersiihne
des Iiiixiigs VVladislaus von Ungarn gegen die Feinde anhiimpfen,
wiihrend Graf von l-Iochberg die lleichsfnhne erhebt und ruft: rdie
Feinde fliehen lu wodurch die wilde Flucht der Böhmen Bedeutung
gewinnt. Vergebens sucht Ottolsar mit erhobener Lanze und er-
hobenem Schild sich entgegen zu werfen. Diese lebendige und
reiche Composition führte Jäger aus Leipzig in voller liralt und
lilarheit der Färbung aus. Das zweite grosse Gemälde zeigt die
Einsetzung des Landfriedens. die Einführung der Macht des Ge-
setzes an die Stelle laustrechtlicher Willlsiihr, als Grundlage des
neuen gesellschaftlichen Zustandes Deutschlands. Der Iiaiser, als
Repräsentant des Gesetzes, sitzt in der Mitte auf dem Throne;
linlss hält ein ßeisteher das Banner des Gottesfriedens und rechts
erhebt der Richter zum Zeichen des gewissenhaften Schwures die
Finger, während der Schreiber vor den Schrauben des TlINJIIPS
die Verhandlung in das Buch einträgt. In dcr zweiten Hauptgruppe
zur Rechten erkennen wir Iiläger und Zeugen, in der dritten zur
Linken Friedensstiirer und Verbrecher, worunter zwei zu Gefäng-
niss und lietten verurtheilte Raubritter besonders charalsterisch her-
vortreten. Gegenüber zeigt sich uns das Bild des Friedens und
des gesetzlichen Schutzes. eine schöne, durch Mannigfaltigkeit der
Charaktere anziehende Gruppe von Wittwen und Waisen, deS
bülllosen Alters und der wehrlosen Geistlichkeit. Weiterhin wer-
den Gefangene eingebracht und Verbrecher ins Geliingniss geführt-
Im Grunde ist eine zerstörte Burg; Bauern führen ihr wieder-
erlanl-älei Vieh nach Hause, und Gruppen friedlicher Landlßllle
Qalle" Sich der Grrichtsstätte. Dieses Bild gilt als das vorzüg-
hchst" d" ganzer-i Reihenlolgc und als ein schönes Zeugniss für
de" Geflanlienschatz und die lebendige Darstellungsgabc des hoch-
gfßllflenuMßisters. Für die Auslülirung fand er an Giessnmflll
eine" Hunsllßf, der vollkommen in den Geist desselben eindrangs
bei aller Klarheit eine solche liraft, und bei aller Schönheit eine
solche Wahrheit der Farben erreichte, dass das Ganze barllltlüißßll
sich abschliesst.
Diese vier Gemälde aus dem Leben Rudolplfs von Habsburg,
dic im liunslblaltc 18:60, Nro. 58 llÄ, ausführlich beschrieben