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Sclmorr
Carolsfeld ,
Julius ,
Bitter.
Wandbilder sind in encanstischer Weise behandelt, und vollltmn.
men ausgemalt, nicht wie im ersten und zweiten Vorzimmer des
Iiönigs die Compositionen Schwanthalefs nach antiker Weise ein-
fach in colorirten Umrissen gegeben.
VVenn die genannter: Compositionen in ihrer Fülle allein als
Erguss des reichsten Geistes zu betrachten sind, welche in C011-
ception und Ausführung die ganze Zeit des Meisters "in Anspruch
nehmen sollten, so fand er dennoch auch noch zu anderen Arbeiten
Musse. Er entwarf nebenbei noch mehrere andere Bilder. und
nahm auch die Palette zur Iland. Von Arbeiten dieser Art nennen
wir vornehmlich die Bilder, welche er im Auftrage des Nlinisters
von Stein ausfiihrte. Es ist diess eine Reihe von Darstellungen
aus der deutschen Geschichte," womit dieser das Schluss Kappen-
bcrg zu zieren gedachte. Schnorr begann mit dem Tode des tiai
sers Friedrich Barbarossa, 1852 in Oel ausgeführt. Dieses Gemälde
fand allgemeinen Beifall, und es wurde auch im ltiunstblatte 1355
Nru. 80 gcriihmt. Auf dieses Bild sollten mehrere verwandte Der.
Stellungen folgen, allein bald darauf erhielt der liiinstlcr vom
nige die an Grossartigkeit der Ideen reiche Aufgabe, in drei Sälen
des k. Saalbaties (nördlicher iiesidenzlliigel) die Hauptmomente der
deutschen Geschichte aus dem Leben Cnrls des Grossen, Frierlrich
Barbarossa? und Hudolplfs von llabshttrg bildlich darzustellen.
S0 wie die Gemächer mit den Nibelungen eine an grossen Grund-
ziigen der Poesie reiche, aus germanische-m Heldenlhum und dem
neuen Christenthuin erwachsene neue Welt öffnen. so erhebt sich
der Saalbau durch seine grossartigcn historischen Bilder selbst zu
einem Denkmal deutscher Geschichte, welches in grossen Haupt-
ziigen die Gestaltung deutschen Vollisthuins durch Carl den Gros-
sen schildert, in den Momenten aus dem Leben des Friedrich Bar-
barussa, des von den Welschen so bezuuambstcn edlen Staulen, da"
hervorragendsten deutschen Geschichtspunkt zeigt, und in den
Thaten des [iaisers iiudolph von Habsburg die Ziige einer neuen
Zeit abbildet. Diese Compositionen sollten anfänglich in Fresqu
ausgeliihrt werden; allein die Unzulänglichkeit dieser 'I'echnik für
so reich gruppirte und mit Architektur gezierte, auf Abweichung
und hervortretende Wirkung berechnete Bilder, sowie die bis".
'schränkte Farbenscala und die natürlich bedingten lttillefielen
Schranken der Frescomalerei veranlassten den Professor Schnur,-
die Gemälde in der von Fernbach erfundenen Encuustih nuslu:
führen. Die Anwendung derselben bot dem liiinstler Vollkommene
Freiheit im Technischen, und die ganze Scala der Oelfarhen. Die
Encaustik nimmt das Prinzip der Oelmalerei in sich auf, erfreut
durch eine der Frescotnalcrei nicht erreichbare Wirklichkeit und
Illusion, {Lcntspricht sowüili der architektonischen Anforderung, a];
jener eines heiteren Festgebäudes.
Schnm-r begann 1353 mit den Darstellungen aus dem Leben
RndolpWs von Habsburg. in dem zunächst an den mit Schwan-
thaler's vergoldeten liaiserstatuen gezierten 'I'hronsaal stossenden
Saale, welcher nach den Bildern der Habsburger Saal genannt
wird. Wir sehen da vier Irlauptgemälde, wovon zwei jedes 20 F_
lang und 16F. hoch ist, von den beiden andern jedes 125- F. lang
und IÖ F. hoch erscheint. Im ersten Bilde führt uns der Künstler
in eine freie Landschaft und an den Bach, wo Ritter Rudolph
vom Itosse gestiegen, um dem Priester mit dem Sakramente das-
COHSEPVüIOP Fernbach hat seitdem sein Verfahren bekannt ge,
macht: Die enkaustische Malerei. Lchr- und Handbuch für
liünstler und liunsttrcunde. München 1845-