Schnorr v.
Carolsfeld ,
Julius ,
Bitter.
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sieht man die Sarazenenhelden Ferrau, Mandricarte und Marsil;
an der Decke Carl's Sieg über die Ungläubigen und die Hochzeit
Iluggierds mit Bradumaxite.
So lebte Scbnorr von CaroVsfeld in Rmn in griisster Thätigkeit,
bis ihn liiinig Ludwig von Bayern, der im Olstnlitar 1825 den Thron
seiner Väter bestiegen halte, nach München berief, wo (lamßls auch
ein anderer Vorlsiimpfei" deutscher linnst, P. v.Cornelius. einen neuen
glänzenden VVirltungsltreis gefunden hatte, indem von dieser Zeit
an der grossartige Sinn des liiiiiigs immer neue Schöpfungen her-
vorrief. Doch traf Scbnurr erst im August 1827 in Miiviehen ein
und im November darauf übernahm trr die Professur der Historien-
malerei an der Akademie daselbst. ln München warteten seiner
tiefsinnige und reiche Aufgaben. Er begann mit dem griissten
deutschen lleldengetlichte, mit dem Lied der Nibelungen, wozu
ihm im Erdgcschosse des liiinigsbauvs fiinf Prunlsgt-xiiiicher an-
gewiesen wurilen, welche in ihren Pvlnlcreien ein Natiunaldenls-
mal deutschen Lebens bewahren lm ersten oder Eingangs-
saal. der hleiner als die anderen ist, beginnt das VVerk mit ein-
leitenden Bildern. Ueber der Thiire sieht man den lorlzeerbe-
ltriinzten Dichter des Liedes, wie er begeistert den Blick nach
oben richtet. im Begriffe das Lied zu schreiben. Das alte llliitter-
chen zur Linken. welches sich erziiblir-nil die [Linde wärmt, bedeu-
tet die blihre, und die Jungfrau mit der Harfe zurHechten ist die
Saga (Gesang). Diese Gestalten bezeichnen die Fnnilgrnben, aus
denen der Dichter geschöpft hat. An den Wa-intlen erscheinen die
Hehlen und ileldinnen des Gedichtes, in (Jrnppen zu zweicu oder
dreien, oder nach dem Raume, auch einzeln geordnet. Links des
Einganges steht 1mm; (jiinther von Burgund und Brunhilde von
lscuburg in Nldnner Stolz, und gegenüber sieht man
Siegfried und Chrieixihild letztere mit dem Falken auf der Hand,
der auf ihren Traum vom Tod des Gatten deutet. Nun folgen in
einem Felde die Huuptln-lden in Charalstcrhiltlern: der treulose
und gewaltige Hagen von Troneglt, Siegfried?) ßfliinler, der lsaiunf-
gewandte Fiedlcr Vollserund Danhvcart der lYIJi-schalla, Hageifs
edlerer Bruder. Diese, so wie die übrigen Figuren heben sich
von einem goldenen,_ mit eingewirlsten Arabcsltian verzierten Tep-
pich ab. An der dritten Wand steht rechts vom Fenster König
Etzel mit seinem getreuen lliirliger. und links von demselben Die-
trich von Bern mit dem alten tiildcbrandt. Das Bild im Bogen
über den Fenstern dient als Andeutung des in der Entwicklung
des Gedichtes herrschenden Schicksals, eine grossartig phantasti-
sche Sceue. Da horcht Hagen der Prophezeihting der iVleerwei-
ber, wo ihm nur eine die Wahrheit verlsiixi-let, nämlich seinen und
seiner Freunde Untergang. Nun folgen in einem Felde Siegfried!
Eltern, Siegmund und Siegelindc von Niederlaud, in dem anderen
Ute, die Mutter von Günther, Gernot und Giselherr dem Iiindr.
An der Declse sehen wir zwischen Verzierungen und den WVappPD
thieren der Burgunder, SieglriecYs, EtzePs und Dietrich's viel"
lilßlnßßilrler auf schwarzem Grunde, welche die Hauptabsehnitte
des Liedes andeuten: den Iiirchenzug, wobei Chriemhild und
Brunhild um den Vortritt streiten; Siegfriecfs Leichenzug; Chricm-
In den zahlreichen Wegweisern von München sind diese Ge-
mälde aufgezählt. Dr. Förster gab einen eigenen Leitfaden
zur ßßlraclnlung der Wand- und Deckenbildcr des Königs-
baues heraus. München 1831. In den verschiedenen Jahrgän-
gen des liuxmblaucs sind diese Bilder häulig besgruchen.