VOII
Schnorr
Carolsfeld ,
Veit.
Johann
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nach den Blättern von Hamilton's Scbola1talica, und nach den
Gypsabgüssen der Rusfschen Sammlung, die er auch im Umrisse
radirte, cupirte mehrere gute Bilder, modellirte, radirte, maltg
iiberdiess Bildnisse in Oel und Miniatur, und ertheilte Unterricht
im Zeichnen, so dass also seine Zeit auf das strengste benützt war.
Aus der Portriitirltunst und dem Unterrichte zog er seinen Unter-
halt. Die Zeichnungen, die Vignetten und andere von Buchhänd-
lern bestellten liadirungen brachten ihm ebenfalls Verdienst, da
seine Compositionen schon damals Geist mit Anmuth vereinten,
Allein je mehr diese Arbeiten dem Publikum gefielen, desto unzu-
friedener war Schnorr damit, da er immer nach höherer Vollen-
dung strebte. Der niihere Umgang mit Erhard, Heydenreich, Dr.
Löbel, Gehler, besonders mit Seume und anderen Freunden der
schönen Künste halte auf seine geistige Ausbildung vortheilhaf-
ten Einfluss und erleichterte den schweren Druck der ökonomischen
Verhältnisse des redlichen Hausvaters, der für seine zahlreiche
Familie unermüdet arbeitete und auf alle erkünstelten Bedürfnisse
verzichtete, nur an einen liunstgegenstand wendete, was er hatte.
vWir können Erdäpfel essen ,u sagte er, "aber ich muss etwas
Schönes sehen und haben; das gibt eine Nahrung, die ich brauche,
und ist auch ein Capital für meine Familien: So kaufte er, als er
einige hundert Thaler geerbt hatte, ein vortreffliches Bild des Jo-
hannes von G. Reni für 500 '.l'haler, und hing es in seinem still
verschwiegenen liämiuerlein auf, wo er mit Seume nach der Bück-
kehr aus dessen Ir- und Drangsalen Butterbrod und Kartoffeln ass,
und dieser die lileinen auf dem Schoosse wiegte. In diese Zeit
fallen viele Zeichnungen, sowie Bildnisse in Miniatur oder mit
Silberstift, die seine schnellen und glücklichen Fortschritte bekun-
deten. Durch die Zeichnungen zu den Göscheifschen Prachtaus-
gaben von Wieland's Werken und Hlopstocläs Oden, so wie zu
Siegtric-ds Siama etc., durch den Vorhang des Leipziger Theaters,
zu dem er den Gedanken auf einer kleiner: lteise im Postwagen
fasste, und durch eine Empfehlung im deutschen Merkur 1809,
S. 150 H1, aus Seume's Feder, wurde der Huf des liünstlcrs aus-
gebreiteter und er selbst angespornt, sich immer mehr zu vervoll-
kommnen. Zur Feier des neuen Jahrhunderts hatte Sehnorr nach
Tisehbeitfs Erfindung ein 7 Ellen hohes Transparentgeuiiilde aus-
geführt, welches 1801 den Concertsaal schmückte, und ein anderes
nach Erhartfs Angabe schmückte in demselben Jahre den Saal des
Hötel de Saxe. Ueberhaupt war das 'l'alent des liünstlers bei Illu-
minationen von den Behörden und Privaten oft in Anspruch ge-
nommen, und er liess da und. zu Plafonds und Zirnnierverzierun-
gen sich stets bereitwillig finden. Gegen Ende des Jahres 1801
trat Seume seinen Spaziergang nach Syralstls an, auf dem ihn
Schnur-r begleiten wollte; allein er kam nur bis Wien, wo ihm
Fuger der Gefahren wegen von der Reise ahrieth. Dagegen blieb
Scbnßrr vierzehn Yvocheit in Wien , und machte dann über Linz,
Mllllcllßn. Augsburg und Strassburg die Reise nach Paris. lm
deutschen Merkur 181,13 gibt er ausführliche Nachricht über seine
Fahrt und äussert seine besondere Zufriedenheit. S. Erinnerungen
aus meiner artistischen Wanderschaft, S. 6 53 u. 80 93. So
verflossen noch einige Jahre, immer eifrigst mit der liunst be-
schäftigt. und es entstanden mehrere Bilder, die sich durch Ge-
müthlichheit und Innigkeit auszeichnen, besonders aus den rnmanti.
schen Dichtungen damaliger Zeit, wie jene zu Iiosegartenk Jukunde
u. s. w. Im Jahre 181D wurde Schnorr endlich als Direktor der
Akademie angestellt, als welcher er überaus thätig war, so lange
es seine l-iräfte verstatteten. Bald nach seinem Antritte gab er
Aoglefs Haustier-Lax. Bd. X17. 26