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Schmutzer,
Jakßb
Mathias.
Figuren erhielt. In Paris vollendete Schmutzer auch das Bildnis:
des Fürsten von Iiaunitz, und jenes des Malers Dietrici stach er
für Wille. Dann entstanden in Paris auch jene drei Blätter, die
unter dem Namen: Le goutc Flamand, nach Tilburg, der Sn-
vuyardin mit dem Knaben, nach Greuze, und des liessclllickers
nach Kraus bekannt sind. Iin Jahre 1766 wurde er endlich als
Hofkuplerstccher nach Wien berufen, und bald darnach zum aka-
demisChen Hath ernannt. Im Jahre 1771 erhielt er die Stelle eines
welcher er auf die edleren Gewerbe und auf die Kunst-Industrie
einen bedeutenden Einfluss übte. Er versah die Anstalten mit Mu-
sterzeichnungen, theils nach eigener Composition, theils nach Bon-
cher, Vanloo, Pierre, u. a. Selbst nach St. Petersburg wurden
194. solcher Musterbliitter von ihm verlangt. Dann belehrte Schmu-
tzer auch die anzustellendcn Professuren und Lehrer theoretisch
und praktisch, so dass der Iiiinstler das Bcwiisstseyn hatte, nach
allen Kräften zum Flure des Vaterländischen liunstfleisses beigetra-
gen Zll haben. Im Jahre 1771 wurde er Direktor der Classe der
Iiupferstecherei an der vereinigten k. k. Akademie, mit der Ver-
pflichtung des wechselweisen Unterrichts im Zeichnen, welcher er
aber später wieder entsagte, um sich ununterbrochen seiner Kunst
widmen zu können. Jetzt wählte er vornehmlich die Werke eines
Ilubens zur Reproduktion, dessen kühne Behandlung ihin am mei-
sten zusagte. Diese Blätter nach Rubens gehören zu den Haupt-
werken des Meisters, an die sich aber noch mehrere andere an-
reihen, welche nicht minder treiflich sind.
Ueber die Verdienste Schinutzefs handelt Longhi (Chalcugra.
phia, deutsch von C. Barth, Hildburghausen 1837, S- 187), am
griindlichsten. Da lesen wir, nwic Schmutzer's Mitschüler Berwic,
so war auch er Bewunderer des schönen Stiches seines Meisters
Wille, stand ihm ganz nahe, wo er ihn nicht gänzlich cinholte,
und wendete alle Sorgfalt an. diese Stichart geltend zu machen.
Die beiden von ihm nach Rubens gestochenen Blätter, Mutius
Scävola vor Porsenna, und St. Ambrosius, der dem Theodosius
den Eintritt in den Tempel verweigert, sind mit Recht die von
Kennern geschätztestcn seiner Arbeiten. Auch die Geburt der Ve-
nus ist geschätzt; aber in dieser sind einige Partien besser. als an-
dere wenigcr gute, alle aber zeigen deutlich seine ausseroi-dentli-
che Sicherheit im Gebrauche des Stichels. Die Formen sind sehr
gut verstanden, das Helldunkel ist kräftig gehalten, und er beob-
achtete die Manier des Malers. Dennoch würde der junge Kupfer.
stecher sich für sein gutes Fortkommen übel vorsehen, wenn er
ausschliesslich diese Stichart studiren wollte; denn wenn er auch
durch natürliche Anlage und emsige Uehung dahin gelangte, es
ebenso zu machen, so würde seine Arbeit doch überall zu glän-
zend und zu schwer herauskommen. Fiir Uebertragungen der Ge-
mälde des Rubens schickt sich zwar die von Sclimutzer angewen-
dete Methode ziemlich, aber sie würde für klassisch-italienische
Gemälde unerträglich erscheinen. Doch kann es solchen jungen
Stechern, die von Natur kalt und mühselig, sich fürchten, eine
kühne Bewegung zu wagen, immer von Nutzen seyn, wenn sie
diejenigen seiner Werke zu Rathe ziehen, wo es ihm gut gelang,
aber ihn nicht ausschliesslich zum Muster nehmen, weil sie leicht
über den vielen Schönheiten, im Stich und Malerischen, die er in
vielen seiner Arbeiten zeigt, und die eine wohlverdiente Stelle un-
ter den vorzüglichsten Stechern anweisen, in seinen stehenden
Fehler verfallen könnten. Er bildete sich einen, von dem seines
Meisters und seiner vielen Mitschüler ganz verschiedenen Styl, der,