Schmidt
Simun.
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in eine Buchdrucker- noch in eine Iiupferdrucherpresse ohneGcfahr
des Zerbrcchens haitte bringen dürfen, während bei den jetzigen
Vßrflßlllllngcn sogar von noch dünneren Plättchen Abdrücke ge-
macht werden können. Auch hat sich bisher kein gleichzeitiger
Abdruck gefunden, und es ist überhaupt kaum denkbar, dass man
im I0. Jahrhunderte den Stein zum Drucke habe verwenden wol-
len, da der Forxuschnitt in so hoher Blüthe stand. Dagegen (in-
det man allerlei Kleinigkeiten in härtere oder weichere Stelnmas-
sen geschnitten, auch erhaben geschnittene oder geiitzte Schriftzüge
und Ornamente.
Es könnte indessen auch schon frühe Jemanden eingefallen seyn,
sich der Steine statt des Holzes und Metalls zum Abdrucken zu
bedienen, und Senefelder (Lehrbuch etc., München 1818. S. 20)
kann daher Ptecht haben, wenn er sagt: avUeberhaupt können
weder ich (Senefelder) noch er (Schmid) uns anmassen,
der Erste gewesen zu scyn, welchem eingefallen wä-
re, Steine zum Abdrucken zu bentzen. Nur die Art;
Wie? ist das Neue an der Sachen: Allein der positive Be-
weis, dass schon vor Schmid Steine zum Ahdrucken benutzt wur-
den, fehlt immer noch, so viel dürfte aber sicher seyn, dass Sene-
felder erst nach Sehmid Steine zum Abdrucke hergerichtet habe.
Er will indessen von früheren Versuchen Schmid's nichts wissen,
hat aber die Bewilligkeit, in einem gegebenen Falle diesem die
Priorität einzuräumen. ErLsagt nämlich, Lehrbuch der Lithogra-
phie S. 26, nach vorgängiger Bemerlsung, dass es eben nicht viel
Erfindungsgeist bedürfe, um einzusehen, dass man hoch erhobene
Buchstaben auf Grabsteinen mit Bilchdrilcker-Ballen anschwärzen
und abdrucken könne: vvVVenn aber Herr Schmidt dieser er-
nsten Idee die zweite hinzufügte, dass man nämlich
nauch feine und daher wenig erhobene Schriften und
vZeichnungendurchHülfe eines dazu zuerdenkenden
nXVerkzeuges einschwärzen und a b drucken könne,
nwenn er diess that und ausführte früher als ich.
yyudef wenigstens ohne vorher von meinen Arbeiten
alfienntniss zu haben, dann gebührt ihm allerdings
ndie Ehre, die damalige mechanische Art des erhobe-
nnen Steindruckes entweder zuerst, oder gleichzei-
ntig erfunden zu habende
Dieses Verdienst wurde in früherer Zeit dem geistlichen Rßthe
Schmid vnn vielen Seiten zuerkannt, und in dem unter Ch. von
Mannliclfs Leitung 1817 begonnener: Nachbildungen der vorzüg-
llCllStßn Werke der k. Gallerie in München und Schleissheim
wurde das von Auer lilhographirte liihlniss Schmid's beigege-
ben . unter welchem er geradchin Erfinder der Lithographie
genannt wird. Dieses fand natürlich Widersprüche, da man die
Verdienste Scnefeldefs um die Lithographie nicht verkennen durfte,
ja da gerade durch seine von Schmid unabhängigen Erfindun-
gen diese junge liunst auf jene Hülle gebracht werden konnte,
auf der sievin dem genannten Galleriewerlse das Vollendetste zeigte,
Was bis dahin geleistet wurde. Die Freunde Schmidä erkannten
in rlslvisvigßn. von dem der erste Gedanke und die ersten Ver-
SHChe i)" Sleißdruclae ausgingen, den ersten Erfinder, welcher aber
jetzt Illllll! nur nicht den lluhm mit Scnefelder theilen sollte, S011-
deru dessenbverdienst, als das einer rein mechanischen Erfindung,
thcils ganz lgnurirt, theils als geringe und ohne Einfluss auf die
Erfindung Senefeltlerk zurückgewiesen wurde.
Gesetzt nun auch, Schmid sei nicht als Erfinder der Lithogra-