Schmidt
Simon.
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ehrte aber auch das Verdienst Senefeldefs und gestand offen, dass
er, als nicht eigentlicher Künstler, durch seine Versuche nicht sehr
ermuthiget und überladen mit anderweitigen Berufsgeschäften, seine
Erfindung nie in dein Grade zu heben im Stande gewesen wäre,
als durch Senefelder geschehen ist, welcher durch die Erfindung
der Tinte. der Kreide, der Presse u. s. w. der Lithographie die
Bnlin bezeichnet hat, auf welcher sie dann mit Beihiiltc tüchtiger
liiinstler zu einer in ihrem Entstehen nie geahneten "Bedeutung
gelangte. Zuletzt ist es nicht iiielir unmittelbar Sencielder, der
diese junge Iiunst zu ihrer Höhe brachte; erst nach unzähligen
Versuchen und bei ununterbruchenem Streben nach Verbesserung
dessen, was Senefeicler gegeben, gelang es OiHSiChlSVIJliGD IYIiin-
nern, wie Baron von Aretin, Direktor von Mannlich, Professor
Mitterer, die berühmten Lithographen Strixner und Pilotyiu. a.,
der jüngsten Schwester der liünste ihre streng artistische Richtung
anzuweisen. Interca cuique suum.
Simon Schmid wurde 1760 in München geboren, wo sein
Vater, ein bürgerlicher Lederbereiter, den talentvollen Sohn zu
den hüheren Studien bestimmte. Dieser durchlief seine Bahn mit
Auszeichnung, aber nicht blos in einseitiger Schulbildung, sondern
hatte auch von jeher grosse Vorliebe für dieNaturwissenschaften' und
für die zeichnendeii liünste. Schmid besuchte daher mit anhalten-
dem Fleissc die damalige öffentliche Zeichnungsschule. Endlich
bezo er die Universität Ingolstadt, um sich dem Studium der
Theoiiogie zu widmen, und 178-1. wurde er zum Priester geweiht.
Als junger Geistlicher übernahm er 1786 die Stelle eines Privat-
lehrers im Hanse des Freiherrn Stephan von Stengcl, eines um
die liunst hochverdienten Mannes, der selbst geistreich in Iiupfcr
radirte, und in seiner Familie mannigfaltige Hunstübungcn be
giinstigte. Schmid war längere Zeit im Hause des edlen Freiherrn,
selbst noch nach seiner den T. April 1787 erfolgten Anstellung als
Lehrer an der bürgerlichen Realschule zu Unserer Frau und nach
seiner Ernennung zum Professor der Logik und Naturgeschichte
m, d" 1739 neu errichteten Militärakademie. Iin Hause des nach-
nialigen Staatsraths Baron Stephan von Stengel iiinchte Schund 1787
auch die ersten Versuche in der Lithographie. oder wenn man lic-
her will, er suchte den Gedanken zu verwirklichen, Iiellheimer
Marmor-Platten mit glatter Oberfläche zum Abdrucke zu benutzen.
Auf diesen Gedanken brachten ihn die in Holz geschnittenen gros-
sen Buchstaben, deren sich die Eleinentarsehüler in der Frauen-
schule bedienten, welche Schmid als Lehrer der [icalschule auf
wohlfeilerein Wege erhalten wollte. Er glaubte dieses durch Ab-
drücke von feinkürnigen Steinen bezwecken zu können; denn es
war ihm nicht unbekannt, dass einige Bildhauer im Besitze eines
Verfahrens waren, vermittelst dessen sie in Stein ätzen konnten.
Schrnid sah dieses deutlich an einigen Grabsteinen an der Frauen-
kirehe, und bestindei-s erregte ein Denkstein zwischen dem an der
Nordseite gelegenen St. BCllUUlJTüHDGD und der Snkristey seine Ant'-
merksamkeit, wie Schmid selbst versicherte, und um so mehr zu
glauben ist, da seine niedere Lage das Auge um so leichter anzieht.
Der Stein ist von 1601 und die Schrift anscheiulich hochgeiitlt-
Aehnliche Steine sieht man noch mehrere an der Metropulitanlsirche,
die, wenn auch nicht alle geiitzt, doch die einmal gefasste Idee
unscrs Professors tust bei jedem Tritt an die liirche von Neuem
erwecken mussten. Es sind da Grabsteine mit ähnlicher erhabener
Schritt von 1563. 1587. 1588. 1620 und 1622. Nlittleriveile fand
Schinid auch Kßßegrte zum Aetzen aut Stein vor. Er erwähnt in
einem ßriefe am cen damaligen Gallerie-Inspelitor und sniiteren