Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

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Schmidt 
oder 
Schmid , 
Peter. 
bei Professor Lidersdorf eines besseren Unterrichts sich zu erfreuen 
hoiTte, war es wieder ntr die alte herkömmliche Weise, nach wel- 
cher gelehrt wurde. Es kblieb jedem selbst überlassen, das Schöne 
und Wahre zu finden, was bei den unvollkommenen und verkehr- 
ten Ansichten der Lehrenden selbst den tiichtigsten Talenten zu 
erreichen schwer und oft unmöglich wurde. Die akademische Lehr- 
klasse war an der Mannheimer, so wie an vielen anderen Anstal- 
ten dieser Art, mehr des Prunkes, als des Nutzen willens da, an 
eine Belehrung über die Schönheit, besonders der Antiken, war 
nicht zu denken, von Strenge der Zeichnung und der Charakteri- 
stik war keine Rede, da man dieses nicht forderte. Dagegen wurde un- 
gemein viel VVerth auf Freiheit und Dreistigkeit, auf Bravour des 
Crayons und des Pinsels gesehen. Man ging mit wilden breiten 
Strichen zu Werk, unter welchen Ebenmaass und Schönheit der 
Form verschwand. Eine verderbliche Manier und Effelsthaschcrei 
trat an die Stelle der Tüchtigkeit. Und unter diesen Umstiinden 
erhielt Schtnid 1791 die zweite goldene Medaille, ein Beweis, dass 
auch er in die damaligen Hunstverhiiltnisse sich zu schicken wusste. 
Erst in Düsseldorf, wohin sich Schmidt in dem bezeichneten Jahre 
zur weiteren Ausbildung begeben hatte, wurde es ihm klar, dass unter 
diesen Umstiiitden die liunst nie gedeihen könne, und damit gewann 
er auch die Einsicht, dass er die Miihe von zehn Jahren verloren 
habe. Gegen Ende seines dortigen Aufenthaltes (1795) kam er auf 
den Gedanken, alle seine nach der Zeitfolge sorgfältig aufbewahrten 
Zeichnungen prüfend durchzugehen, und er machte die schmerz- 
liche Beobachtung, dass er auf dem langen Wege vom Meister 
Habicht bis in die Hallen der Düsseldorfer Akademie nichts ge- 
wonneu, und dass in seinen wenigen Blättern aus der Zeit, wo 
er keinen Lehrer hatte, vielmehr Sauren iichter Iiunst seyen, als 
in den zahlreichen mühevollen Zeichnungen späterer Jahre. Er 
musste sich gestehen, dass er nicht mehr im Stande war, so wahr 
und so gut zu arbeiten. lm wiitheurlen Schmerzeavarf er diese 
Hunderte von Zeichnungen in das Feuer und in der traurigen Er- 
kenntniss seines unrichtigen Weges schrieb er an seinen Giinncr, 
llitSS 61', über seine Unfähigkeit so grausam enttäuscht. entschlos- 
sen sei, irgend ein Ilanrlwerh zu erlernen und niemals mehr einen 
Stift zu berühren. Es verllossen mehrere Monate in trübsinniger 
Uuthiitigkeit, endlich aber besuchte er wieder die Gallerie, und 
wie ein Lichtstrahl wirkten die vorhandenen Werke einiger italiß- 
niscben Meister auf ihn, die in dem Sinne ausgeführt waren, in 
dem er selbst seine ersten Arbeiten durchgeführt hatte. Stunden- 
lang stand er in Betrachtung da, ohne einen Stift anzusetzen, aber 
als der Frühling erwachte, ionnte er nicht mehr widerstehen und 
griff von neuem nach der Palette. Bald aber stellte sich die Be- 
sorgniss ein, der Graf von Walterdorf möchte in Folge seiner Er. 
klärung die Hand von ihm abziehen; allein einer der vertraute- 
sten Freunde, der Maler Balke. hatte den Brief zurückgehalten, so 
dass von dieser Seite nichts zu befürchten war. Doch schien die 
französische Invasion sein Glück zu vernichten. Der Graf flüchtete 
nach lNien, und sah sich genöthiget, die Geldunterstiitzung zu 
unterlassen. Damit war die "rloilinung verschwunden, Italien zn 
sehen, und der Traum von iieichthum. Sein Weg ging jetzt nach 
der lleimath, nach Trier, wo nur Sorgen seiner warten mussten, 
die aber ein väterlicher Freund, der Pater Lucas aus dem Piaristeti- 
hlostcr, zum Gliickc des Künstlers wendete. Er gab ihm zur Ein- 
richtung aus seinen Ersparnissen 50 Louisd'0r, und noch Waren 
nicht drei Jahre verflossen, so hatte sich Schmid als ßildnissmalerund 
Zcichnungslehrer Ruf und Mittel erworben. Von einem Ausfluge
	        
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