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Schnxidt ,
Joh.
Ilcinrich.
wachsende Familie, keineswegsw seinen Hang zu reisen. Er ging
nach Curland und Lieflantl, wo er längere Zeit verweilte, und von
da nach St. Petersburg. An der damaligen Grossfiirstin Maria,
Gemahlin d_es nachherigen Kaisers Paul des Ersten, fand er eine
gnädige und einflussreiche Beschützerin, so dass ihm sein Aufent-
halt in Russland sehr getvinnreicli wurde. Nach seiner Abreise
von Petersburg besuchte er wieder die meisten grosscn Stiidte
Deutschlands, und nur wenige Monate des Jahrs brachte er in
Dresden zu. Im Jahre 1'291 ward er beauftragt, die Fürstenver-
Sammlung in Pillnitz zu malten. Dieses grossc Oelgemiiltle, wol-
cltes durch rlie verhängnissvollen Ereignisse, die sich an diese Zu-
sammenkunft knüpfen, unstreitig einen historischen Werth erhal-
ten hat. und das durch die Aehnlichkeit der vielen darauf befind-
lichen Portraits die Tüchtigkeit des liünstlers ltundgiebt, bclindet
sich jetzt im königlichen Schlosse zu Dresden.
Nach dieser Arbeit, die ihn mehrere Jahre beschäftigte, ging
er wieder nach Paris, wo cr Napoleon, der damals erster Consul
war, malte, so wie mehrere ausgezeichnete Personen jener Zeit,
und bei seiner Rückkehr besuchte er abermals Wien und Prag.
Nach diesen Reisen blieb Schmidt anhaltender in Dresden, wo ihm,
durch die Anwesenheit mehrerer fürstlichen Personen und an-
derer vornehmen Ausländer, stets viel Beschäftigung ward. Im
Jahr 1805 befahl ihm der Churfiirst Friedrich August den Kaiser
Alexander während der Mittagstafel zu malen, und dieses, in un-
glaublich kurzer Zeit vollendete Portrait, ist eins der ähnlichsten
des damals jungen. schönen Monarchen. In den Jahren 18t5 und
und 1814 hatte er durch die Anwesenheit des franzönischen Kai-
sers, den er malte, so wie vieler französischen und späterhin runsi-
sehen Generale, noch viele Arbeiten , aber nach dieser Zeit hat er
nichts mehr geliefert, was seinem sonstigen Ptufe entsprach. Eine
zunehmende Augenschwäche benahm diesen spätern Leistungen ihr
früheres Verdienst in Hinsicht der Feinheit und Verschmelzung der
Farben. die er jetzt stark und grell attftrug, jedoch nicht die tref-
fende Aehtilichlteit, die noch in seinen letzten Arbeiten zu finden
ist. Fast unaufhörlich mit Portraitmalen beschäftigt, ward ihm nur
wenig Zeit zu eigenen Cutnpositionen, oder grösscren Copien be-
riihtnter Meister. doch hat er mehrere Gemälde componirt, wie z.
.11. eine Auferwecltuttg des Lazatus, das schon ervriihnte Bild, die
Fürstenversatnmlungin Pillnitzvorstellcnd, und andere mehr. Copix-t
hat er verschiedene Male dic Madonna (diS-Sisto Uvotillafael, u.s.vv.
Ausser seinen ltütistltirischen Studien hatte Schmidt l-teinc an-
dere wissenschaftliche ßiltlung genossen, als die, die ihm die
Schule seines Geburtsortes geben konnte, doch blieb ihm bis in
das späteste Alter eine igrosse Vorliebe fiir die lateinische Sprache,
neben welcher er ziemlich fertig französisch _und italienisth
sprach. Auch liebte er Musik und spielte ut das Violoncello,
Eben so war ihm die Geschichte, vorzüglich die römische, ein in-
teressanter Gegenstand, wobei ihm sein treliliches Gediichtniss
sehr zu statten kam. Von früher Zeit an an viele Höfe berufen,
hat er die meisten Monarchen und Fürsten seines Zeitalters ge-
malt. von welchen er viele Copien hinterlassen hat.
In Hinsicht seiner Arbeiten wird ihm zuweilen Mangel an
Cvttßctbeit im Zeichnen, so wie Steife in der Haltung und liiilte
im Ausdruck zum Vorwupfe gemacht; allein ein schönes _Colorit,
(er selbst hat die Bereitung mehrerer Farben erfunden. die seine
Pastellgemiiltie so lieblich und dauerhaft machten) und die spre.
chensn- Aehnlichkeit, haben ihm überall Beifall erworben, uno so
die Ii-"langel dcr Zeichnung grosttentheill ersetzt.