Schmidt,
Georg
Friedrich.
501
so dass also zu seinem Glücke nichts mehr fehlte, da er an Dorothea
Louise Videbant, der Tochter eines Kaufmanns , auch eine treue
Gattin fand. Im Jahre 1757 wurde er von der Kaiserin Elisabeth
von Russland nach St. Petersburg berufen, wo er fünf Jahre mit
stillschweigendem Urlaub seines Königs verweilte. Schmidt stach
da 1759 das Bildniss der Iiaiserin. welches 'I'ocqii(i gemalt hatte,
doch nicht zu voller Zufriedenheit des Malers, weil er der Mo-
narchin nach ihrem Wunsche eine grüssere Nase gegeben hatte,
wozu sich Tocque nicht verstehen wollte. Elisabeth sah dieses
Bildniss zu ihrem grössten Vergnügen noch sechs Tage vor ihrem
Tode, und befahl, dass dem Künstler 1000 Dukaten dafür ausbe-
zahlt werden sollten, die er aber nicht erhielt. Dann stach
Schmidt in St. Petersburg auch das Bildniss seines Gönners Iwa-
nowitsch Schouwalow, der Grafen Woronzow, Esterhazy, Basil-
mowski, Brühl; ferner das eigene Bildniss mit der Aussicht durchs
Fenster, und einen Kopf nach Rembrandt. Ueberdiess organisirte
er in St. Petersburg die Iiupfcrstecherschule, aus welcher einige
tüchtige Zöglinge hervorgingen, unter welchen Tschemesow be-
sonders zu nennen ist.
Im August des Jahres 1762 kehrte Schmidt wieder nach Preus-
sen zurück, und arbeitete von nun an in Berlin mit erneuter
Thätigkeit. Jetzt bediente er sich meistens der Radirnadel , wel-
cher man die schönen Blätter im Geschmacke Rembrandts verdankt,
welche stets geschätzt werden. Im Jahre 1775 starb der Künstler,
in dem Momente, als er zu Gunsten mehrerer alten Freunde das
Testament machen wollte. Auch war er Willens, der französischen
Akademie alle seine Iiunstsachen zu verrnachen. Seine Erben, wo-
runter zwei seiner Schwestern sind, waren lauter arme Handwer-
ker, bis auf den königl. Commissär Guericke. Dieser besass das
vollstündigste Werk des Meisters. Von den vorhandenen Platten
liess er neue Abdrücke machen, und verkaufte sie nebst den alten,
deren noch viele da waren. Diess sind lauter erste Abdrücke, da
Schmidt vor der Ablieferung der Platten immer eine Anzahl von
Abdrückcn machen liess. Er hatte auch die Gewohnheit, diese Ab-
drücke mit seinem Stempel zu_ bezeichnen. aber nie zwei oder
dreimal selben nufzudriiclsen, wie diess aus Missbrauch nach sei-
nein Tode von andern geschah. Manchmal haben die für ihn
gemachten Abdrücke eine von den folgenden verschiedene In-
schrift, besonders von den für Odieuvre gefertigten Platten, der
immer Anstand machte, die ihm bedungenen 12 Abdrücke zu ge-
ben. Vor dem Abdrucke setzte er öfter die Inschrift mit dem Grab-
stichel darauf, und nahm sie dann vor Ablieferung der Platte wie-
der weg. Der Iiunsthändler liess dann die gewöhnlichelnschrift da-
rauf setzen.
_SChmidt ist einer der grössten Künstler, deren sich die Ge-
scliichteder Chalkographie rühmen kann. Doch ist er nicht Ku-
plerstecher allein; er hatte auch seltene.Geschicklichkeit im Zeich-
nen, und das feinste kritische Urtheil. Es finden sich von ihm
viele ßlutter im regelmäßigen Stiche, worin er mit den strengsten
GrabällChßltneisteri-i wetteifert, während er in andern Muster der
freicsten und geistreichsten Badirung lieferte. In der erstern Art
stach er Portraite und einige historische Blätter. Erstere sind alle
schön, aber jenes des Malers la Tour ist bewunderungswürdig im
Stiche, e!" Bild Voll Seele und Heiterkeit. Als Meisterstücke er-
liliirt man auch das Bildniss des Peter Mignard, jene der Grafen
Ilasumowsky und Estertiazy, der Kaiserin Elisabeth von Russland,
Mounscfs. Eben so gut behandelte er das Bildniss, so wie die