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Schlüter ,
Andreas.
satze. Schlüter suchte zwar den Grund zu "verstärken, um mögli-
eher Weise "das Gelingen des Baues zu sichern, aber trotz alle;-
Vorsicht zeigten sich doch bald nach der Vollendung Sprünge, und
der Thurm musste 1706 in Eile abgetragen werden. Jetzt schob
man alle Schuld des Misslingens auf Schlüter, setzte eine Cum-
mission nieder, welche die Sache untersuchen sollte, und das Ende
(lavon war. dass der Hofbaudirektor seiner Stelle entsetzt wurde.
Diese erhielt jetzt Eosander, Schlüter's Feind und Neider, der
ebenfalls ein Mitglied der Commission war. Dieses Verfahren war
für den Künstler eben so ltränkcnd als ungerecht; er blieb aber
als Hofbildhauer mit seinem Gehalt in Berlin, und lieferte noch
viele WVet-lte. worin Schlüter, wenn auch von dem Gesehmaeke seiner
Zeit befangen, Ausgezeichnetes leistete. Dies ist namentlich mit der
Ileiterstatue Friedrich Wilhelm I. im römischen Costume d'or Fall,
welche nach seinem Modelle von Jakobi in Erz gegossen und auf
der langen Brücke zu Berlin aufgestellt wurde, wo sie noch zu
sehen ist. Die Ilauptmasse des Piedestals ist von Marmor und mit
Reliefs geziert, und an dasselbe sind vier Sclaven gefesselt. Das
Jahr der Weihe ist 1703. In der k. liunstkammer zu Berlin ist
eine vollständige Wiederholung dieses eolossalen Werkes in einm.
Höhe von 5 Fuss. Man hält diess für einen Abguss des tlräpriincv-
liehen, von Sehliiter gearbeiteten Modells. Dann fertigte Sehliltizar
auch die Statue Friedrich I. zu Fuss. in Lebensgrüsse. In der
Porzellangallerie zu Charlottenburg wurde das von ihm gefertigte
marmorne Brusthild Friedrich I. aufgestellt. In einem Cftblnellte
des Gartens zu Sans-souey war eine .33 Z. hohe Statue des Chur-
fiirsten Friedrich VVilhelm und als Gegenstück jene der Churfür-
stin Louisa, 31 Z. hoch. Die Zahl der Statuen, welche dieser
liünstler modellirt hat, beläuft sich über 80, worunter aber viele
nur als Deeoration der k. Schlösser erscheinen. der geringere T5951
eigentliche Portraitstatuen sind. Sein Werk ist auch das Grabmal
der liönigin Sophie Charlotte im Dome zu Berlin, welches einen
zinnerncn Sarg bildet. Auch das Modell zu einem schönen Sun,-
des Iiönigs Friedrich I. ist von ihm. In der Marienkirche zu Bei:
lin ist eine marmorne Iianzel mit bewunderten Basreliefs. Von viel
güsserer Bedeutungyist aber der reiche Schmuck des Zeuglmuses,
a sieht man an den Sehlusssteinen über den Fenstern des lnno.
ren Hofes die berühmten Sehliitex-"schen Masken, Iiöpfe sterben-
der Krieger, mit dem Ausdrucke der Schmerzen des Todes in allen
Formen. Von aussen ist das Gebäude mit prächtigen Trophäen, mit
Symbolen des Sieges und des Ruhmcs geziert. Ueber jedem Fenster
prangt ein geschrnixckter, hoehhuschiger Helm. Reich an plasti-
schem Schmucke sind auch die k. Schlösser Charlottenburg und
Sanssouci, wo Bildwerke und Ornamente das fruchtbare Talent des
Meisters verkünden.
So wie ein jedes grosse und reiche Talent auf die Zweige de,
Iiunst Einwirkung äussert, so ist auch Schliitefs Einfluss auf die
Leistungen des edleren Handwerkes von Bedeutung gewesen. Der
gefällige und freundliche Künstler fertigte eine Menge Zeiehnun-
gen für Tapetenwirlser, Decorateurs, Goldschmiede, Ebenisten,
Wagenbauer, u. s. w., und brachte dadurch die Industrie Berlins
sehr in Aufnahme. Er selbst befasste sich übcrdiess noch mit Vor,
liebe mit der Mechanik, und namentlich beschäftigte ihn die Idee
eines Perpetuum Mobile. Das Todesjahr dieses Meisters ist nicht
genau bekannt. In einer früheren Beschreibung Berlins, aus Wal-
eher der ältere Füssly schöpfte, heisst es, Sehliiter sei nach dem
Einsturze des Münzthurmes nach Russland gegangen ullßbvßfmutlt.
lieh da gestorben. Nieolai lässt ihn erst 1715 oder 1714 In Berlin