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Schotthauer ,
Joseph.
schen Methoden von Montabert undFernbacli, wovon sich beson.
ders die Encaustik des letzteren im Saalbaue der Residenz zu
München auf merkwürdige Weise erwiesen hat"). Daneben mach;
sich jetzt Sclilotthauer's Technik geltend, doch keineswegs gegen
frühere Versuche ankämpfend oder deren Resultate W'Cl'l'llCl1iBnd_
Die Fi-eseomalerei sollte fiigsamer, für alle Fälle ausreichend wer-
den, möglichster Weise vor elementarer Zerstörung gesichert seyn_
Dieser Wunsch wurde in allen laut, welche die verschiedenen
Wandmalereien entstehen sahen, welche in München die neu ep-
wachte historische, zumal religiöse Iiunst zur Aufgabe hatte. Die
Künstler fühlten den Mangel der gegebenen Mittel schwer, und
wiornehmlich war es Schlotthauer, der von dem Streben beseelt;
war, den Anforderungen eines naturgemiissern und Wirkungswei-
chern Colorits zu entsprechen, und eine unserin Clima mehr zu-
sagende Technik einzuführen. Zur Erreichung dieses Zweckes bot
jetzt die Wissenschaft die Hand. Oberbergrath Fuchs thcilte dem
Künstler die von ihm gemachte Erfindung mit. und forderte ihn
auf, da Schlotthaner schon früher auf Verbesserung der Fresco-
rnalerei bedacht war, sich mit ihm zu verbinden, und die gedachte
Erfindung in der Malerei anzuwenden und auszuführen. Er hatte
ja auch schon in seiner gedruckten Abhandlung _uber das Kiesel-
Iiali oder Wasserglas die Malerei darauf hingewiesen: Von nun
an grillen die beiderseitigen, theils mehr wissenschaftlichen, tlieils
mehr technischen und praktischen Kenntnisse nnd Ertahrungan
wirksam in einander ein, und zuletzt gelangte man zu Ergebnis-
sen, die mehr noch gewährten, als man anfangs erstrebt hatte, da
das gewonnene neue Verfahren sich nicht nur fur Wandmalereien,
sondern auch zu Stalieleibildern auf Leinwand geeignet zeigte.
Ueber das Verfahren enthält der genannte Bericht nur Allge-
meines, da, wie gesagt, diese Technik noch geheim gehalten wird,
So viel wissen wir aber, dass nur durch die Vereinigung dieser
zwei in Wissenschaft und Iiunst erfahrnen Männer ein Resultat
erzielt werden konnte, zu welchem weder der eine noch der an-
dere für sich allein gelangt wäre. Gemalt wird mit eigens zu dem
Zwecke auf chemischem Wege bereiteten Farben, und zwar auf
einem in materieller Hinsicht verwandten Grunde, der in Gemäl-
den auf Leinwand in einer leichten Bindung: womit selbige ge-
sättiget wird, bei Wänden von Stein oder Mortel aus einem nur
wenige Linien dicken Bewurf besteht, der mit der härtesten Stein-
unterlage zu einer mechanisch völlig untrennbaren Masse sich ver-
bindet. Das auf diesem Grunde stereochromatisch ausgeführte Ge-
mälde wird nach seiner Vollendung auf eine ganz eigenthümliehe
Weise befestiget, dergestalt dass, nachdem diess geschehen, Farben,
Grund und Stein ein innigst zusammenhängendes Ganze ausmachen,
Es bildet sich mithin hier nicht wie beim Fresco und selbst wie bei
der Enkaustik eine besondere, leicht ablösbare Farbcnschicht; viel-
mehr werden die Farben mittelst des auch sie durchdringenden Bin-
dungstolles mit in die allgemeine Erstarrung, man darf sagen, Ver-
steinerung, hineingezogen. In dieser innigen Verschmelzung mit dem
Grunde sind die Farben im Stande, selbst ziemlich gewaltsamen me.
chemischen Berührungen Widerstand zu leisten. Man kann mitschar-
fen und spitzigen Instrumenten über das Gemälde fahren und rnig
Hämmern daran schlagen, ohne die Farben zu verletzen oder abzu-
lösen. (Nur versteht sich von selbst, dass diese mechanische Be-
Beide Verfahrungsarten sind durch die Schriften
bekannt, jene Fernbachk erst seit 1846-
der
Erfinder