Schlotthauer ,
Joseph.
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er den Obliegenheiten seines Amtes als akademischer Lehrcrnicht
mehr gcnugen können und somit beschloss cr, die Leitung einer
Heilanstalt aufzugeben, obgleich der König seinen Bemühungen
gnädige Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Die letztere Zeit des Künstlers war also Wieder ausehliesslich
der liunst geweiht, und diese Periode ist für dieselbe um so Wich-
tiger, als er auf dem Grunde einer schon vor mehreren Jahren e-
machtcn Erfindung des berühmten Chemikers Oherbergrath Dr.
Fuchs, und unter Mitwirkung desselben eine neue Methode zu
malen ins Leben rief, die in der Geschichte der Iiunst merk-
würdige Resultate aufzuweisen im Stande seyn dürfte. Die Sache, wird
noch immer als Gcheimniss betrachtet, und somit können wir da-
riibcr nur im allgemeinen henachrichten, wie diess durch Dr. R.
Marggralf in der allgemeinen Zeitung 1845 Beilage Nru. 155 und,
aus dieser in Dingleris polytcehnischem Journal bereits geschehen
ist. I)ics ist etwas durchaus Ursprüngliches und Neues, in kei.
nem Znsammcnhangc mit der [iompejanischen Malerei, welche
Schlotthauer vor kurzer Zeit ebenfalls zu untersuchen Gelegenheit
hatte, indem er ein Mitglied jener Commission warfwelche der
König Ludwig zu diesem Bchufe nach Pompeji abzunrdnen ge-
ruhtc. An ihrer Spitze stand Direktor F, v. Gärtner und Prof.
Dr. Schafhäutl ward als Chemiker und Sachkundiger beige eben.
Letzterer gab über den Erfolg in der allg. Zeitung 1855 ausführlichen
Bericht. Die Erlindung der Herren Fuchs und Schlotthauer ist
völlig unabhängig von allen früheren und späteren Untersuchun-
gen über pompejanische Malerei, als ein ächt hcimischesGewächs,
als eine Frucht deutscher Wissenschaft und Kunst zu
betrachten, die in {Vliinchen reifte, wo die unter kiinigl. Schutze er-
blühte Thiitigkeit im Gebiete der öffentlichen monumentalen Kunst
in den verschiedenen Zweigen der Iinnsttcchnilt und selbst der
Lands-verblichen Praxis schon Ergebnisse zu Tage efiirdert hat, die
der Natur der Sache nach nicht ohne dauernde {iäiickvrirkung auf
den Fortgang jener höheren Bestrebungen bleiben konnte.
Die neue Technik, welche Oborbergrath Dr. Fuchs der Kürze
Wegen und mit Bezug auf ihre unterscheidcnstc Eigenschaft wSte-
rcochrolnieu imitnte, ist das Resultat eines schon zu verschiede-
nen Zeiten mit mehr oder weniger günstigem Erfolge unternom-
menen Versuches, eine zunächst für Mauergemältle bestimmteTech-
nik zu erfinden, welche die unliiugbaren Verdienste der Frescoma-
lcrei in sich vereinige, ohne deren Mängel zu theilen. Das ge-
wohnliche Fresco genügte den besseren Malern nicht; die Unzu-
länglichkeit des Materials und die Beschränktheit des technischen
Verfahrens gestatteten ihnen nicht, Bilder damit auszufuhren, bei
denen es auf eine reiche Entwicklung der Gruppen und der
Lichtperspective, überhaupt auf eine natnrgemäisse und harmo-
lliäcllß Dnrchbildung des Colorits ankam, oder bei denen sie
den sinnlichen Reiz und das weltliche Fcstgeprältgc glänzender
Farben walten lassen wollten. Die Alten griffen desswegen zu
allerlei falschen und verderblichen Mitteln; in Ralacfs Fresken in
den vatikanischen Stanzen zeigen sich Nachbesserungen, die mit
andßfßn Mitteln bewerkstelligct sind, als die Frescoxnalcrei bietet,
Leonardo da VincPs Art von Firnissmalerei gab sein herrliches
Abendmahl frühzeitiger Zerstörung preis, die Carracei und ihre
Schüler erreichten durch den Gebrauch von Leim- und Teill-
pcrafarbcll_ lfl_ lhfel! Frescomalercien keineswegs ein besseres Co-
lurit. ZWCI WlChilge Bestrebungen der Neuzeit gingen dahin, die
Frcseomalerci durch eine neue Technik zu ersetzen: die cnkausti-