Schlotthauer ,
Joseph.
führte ihn den unterbrochenen Studien an der Akademie ivbder
zu. Sein religiöser Sinn zog ihn jetzt zur Darstellung von G_e;en-
ständen aus der heiligen Geschichte. in jener Weise, welche in de;-
Zeit seines Anfblüliens die deutschen Künstler begeisterte. Sein
Streben ging auf lnniglieit und Tiefe des Ausdruckes, und dass
ihm dieses nicht selten in hohem Grade gelungen, beweisen Illßh-
rere Bilder aus dem Iireise der christlichen Anschauung. Mit be-
soiiderer Vorliebe stellte er die heil. Familie und den Erlöser da,-
in seinem mit himmlischer Liebe gepaarten göttlicheni Ernste, ade;
als Lehrer, und wie er die Kindlein freundlich zu sich ruft.
Ein zweites Feld eröffnete sich dem liünstler nach der An-
liunft des Pet. von Cornelius in München, welcher, von König
Ludwig berufen, bei der Ausführung seiner genialen Compositio-
nen in der hiinigl. Glyptothel-i der Beihülfe iznsers Künstlers sich
bediente. Schlutthaner fand jetzt Gelegenheit, die Technik der
Frescomalerei kennen zu lernen, wobei im Allgemeinen seine Er.
fahrungen in der Chemie von wesentlichem Nutzen waren. Schlot:-
hauer malte im Giittersaale Aurora und Tithonus vor Zeus kniend;
ferner Leuliothoä, Clytia und Hyacintb, welche durch Apollifs
Liebe den Tod erlitten. Mit Cornelius malte er den Olymp und
und das Reich des Neptun; dann das Hauptgemälde des Gewölbe-
Viertels: Luna auf dem von schüchternen Belien gezogenen Wagen
über dämmerndes Gewölk hin fahrend. Zur Rechten des Haupg-
bildes sieht man Diana und Aktäon, zur Linhen Diana und 15m
dymion, beide Bilder von Schlotthauer gemalt, so wie die Arabeske,
welche eine Jagd vorstellt. Auch die Bilder der Hekate, Nemesis
und des Harpolirates neben dem Hauptgemäldc der Nacht sind
von ihm gemalt. Mit Cornelius führte er das Gemälde der Un.
terwelt aus. ln der Lunette der kleinen Vorhalle malte er Pro-
nietheus am Caucasus. im trojanischen Saale malte er das Rund.
bild am Gipfel des Gewölbes: die Vermählung des Peleus mit der
Tlietis, dann das Urlheil des Paris, die Hochzeit des Menelaos
und die Entführung der Helene, grau-in Grau auf vergoldeten,
Grunde; eben so init Limrnermann Mars und Venus von Diume,
des verwundet. Auch das Gemälde mit Zeus, der neben der schla.
fenden Juno wacht, und den Traumgott zu Agamemnon sendet, so
wie Hectofs Abschied von Andrumache sind von Schlotthauer in
Farben ausgeführt. Mit Cornelius malte er an dendrei Hanpisce.
nen des trojanischen Krieges: dem Zorn des Achilles, dem liampf
um die Leiche des Patroclos und der Zerstörung von Troja. 1B
diesen Hallen erweckte König Ludwig dieFrescomalerei wieder zu
neuem Leben, und um die Ausbildung ihrer Technik hat Sclllotg.
heuer auch wesentlich Antheil.
Im Jahre 1850 reiste er nach Italien, um in Rom durch du
Studium der alten und neueren Iiunstschöpfungen den lireis seiner
Erfahrungen zu erweitern; fiir die Ausübung der liunst blieb ihm
aber von nun an wenig Zeit mehr übrig, da ihm bald nach seiner
Rückkehr in München die Professur der Malerei an der Alsademie
der Künste übertragen wurde. Jetzt lag er mit allem Eifer der
Bildung der Zöglinge ob, und nur wenige Stunden waren der ei.
genen liunstühung vergönnt, welche später wieder von einer anderen
Thätigkeit in Anspruch genommen wurde. Sein Talent für Mm
Clißnik und die lienntniss der Anatomie führten ihn nämlich zur
Erfindung einer Maschine, wodurch die Verltrümmung des ltück-
gradcs gehoben werden kann. Er wendete ein bis dahin noch um
bclillhlllei Curverfahren an, nämlich die Flexion, und erfreute sich
oft überraschend schneller Erfolge. Von allen Seiten her kamen
liraiihe in Sclilutthauer's orthopädische Anstalt; allein zuletzt hätte