Sehinkel ,
Carl
Frigdrich ,
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1314 für den Kaufmann Humbert zu Berlin gemalt hat. Es sind
siimmllich Landschaften, zum 'I'heiI mit Architektur geschmückt,
leicht und geistreich mit freiem Pinsel in Oei gemalt. Die eine die.
ser Tapeten, 10 F. breit, stellt eine golhisciue Iiirchexiruine am
See bei Moudbeleuchtung dar, eine andere, 16 F. breit, zeigt einen
See mit hohen Felsenufern bei anbrechendem Morgen. Die vier
anderen Bilder sind mehr oder weniger schmal: Wald mit Bauern-
gebiift und weidendem Vieh; Wald mit untergehende!" Sonne; Fels-
wand mit 'l'annenbaun1 bei Sturm; Steyerisches Bauerngehöit im
abendlichen Dunkel.
Später als die genannten landschaftlich-architelttonischen Werke
sind dann noch mehrere Gemiilde, welche theils das griechische
Leben, theils das deutsche und nordische Mittelalter charahterisirexi.
Unter den ersteren ist namentlich e-in Gemälde beruhmt, Welches
die Ansicht einer griechischen Stadt in der schönsten Bliithe Grie-
chenlands darstellt, uiu 1825 gemalt. jetzt im Besitz der Prinzessin
Friederich der Niederlande. In diesem Bilde tritt das Element der
Histurienmalerei hervor, indem im Vorgrunde ein Tetnpelbau und
zahlreiche Gestalten griechischer Jünglinge, die an der Ausführung
des Baues arbeiten, dargestellt sind. Ein anderes Bild dieser Art
ist im Besitze der Hinterlassenen des Iiiinsllers. Es stellt griechi-
sche Natur und griechisches Leben in ihrer Blüthe dar. Im Mit-
telgrunde desselben sind die Gebäude einer griechischen Stadt mit
emporragentien Tempeln hingebreitet; zur Linken zieht sich die
steile Höhe der Akropolis empor, auf deren Plateau ein dorischer
Porticus, und vor diesem die culossalen Gruppen der Dioscuren
hervortreten. Am Abhange dieses Berges bemerl-tt man verschiedene
kleinere Heiligthiimer, und vor der Stadt ist öffentlicher Versamm-
lungsort, in welchem gymnastische Spiele aufgeführt werden. Das
Ganze ist im heiteren südlichen Lichte gehalten; die Ferne er-
scheint im bläulichen Dufte. Ein anderes Bild im Hause des
Meisters entwickelt die Pracht des nordischen Mittelalters. Auf
einer Anhöhe, deren Fuis mit Eichen bewachsen ist, erblickt man
einen gothisclien Dom und zur Seite eine kaiserliche Pfalz, yvel.
eher eine festlich geordnete Schaar von Knappen. Rittern und Her.
ren, in der Mitte der Kaiser unter dem Baltlachine, etttgegenzicht,
Weiter zurücls, und mehr in der Tiefe breitet sich eine mittelal-
terliche Stadt aus, und die Ferne wird durch Bergzüge abgeschlos-
sen. Der Himmel ist mit (iUIllilEll Regenwolken erfüllt. In seinen
Darstellungen gothisclier Prachtgebäude folgt Schinliel ganz der
reichen Entwicklung dieses Styls, welche vornehmlich in Frank-
reich und Deutschland, in den Zeiten des 15. und 14. Jahrhunderts
statt gefunden hatte. Eben so ist Sehinhel auch bei der Restaura-
tion der bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerke des preussischen
Staates, die in den letzten Decennien statt fand, und deren obere
Leitung ihm anvertraut war, wie bei der Restauration der Dome
V0" C5111, Magdeburg, Brandenburg, des Schlosses Marienbnrg
U- 5- W-t überall auf das der Anlage dieser Gebäude zu Grunde
gelegte System mit Sorgfalt eingegangen, und hat eben nur dieses
in 59'116" lljlegrität herzustellen gestrebt. In manchen seiner Gc-i
bäüdß eßlwlcltelt sich auch die vornehme Pracht italienischer Ar-
chitektur, WIE sich diese in der Zeit um den Schluss des Mittel-
ßllefs Eestalleiullallß. und wiederum sind die Natur und die Staf-
fage dem 3991355 behandelt. So sieht man auf einem dieser Bilder
den Altan, eines fürstlichen Parks vor sich, der von zwei haben
Bäumen umschattet wird, und auf dem der Fürst, Hitler und Edel-
hnaben sich versammelt haben. In der Tiefe ist eine italienische
Stadt und ein von Bergen umflossener See. Eine der schönsten
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