Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Sclxinkel , 
Curl Friedrich, 
gestalten und doch überall den consequentesten Organismus durch- 
zutiihren weiss. bildet das von ihm erbaute Schauspielhaus zu 
Berlin (Heft ll. nebst erster und zweiter Iblgc). Der Künstler 
musste da schwierigen und verwickelten iiusseren Bestimmungen 
Geniige leisten; denn das Gebäude sollte nicht allein zu drumnti- 
scheu Autliihrungen dienen, es sollte zugleich eine Menge für die 
'I'henteriilsono1nie UhtlItVGIllligß Itiiume und zugleich ein grossarti- 
ges Fcst- und Coneertlohal in sich fassen, alles bei einer bestimmt; 
vorgezeichneten Unzgriinzung. Der Architekt liihrte demnach den 
mittleren 'I'heil zu bedeutenderer Höhe empor, und diesem leh- 
neu sich zwei Fliigelgclnäuile an. In der Höhe der letzteren trat, 
als die vurziiglichste Zierde des ganzen YVerltes, an der Stirn des 
mittleren Theiles ein freier Portilius von sechs reich gebildeten ju- 
nischen Säulen, mit einem Giebel behriint, hervor, und eine ent- 
sprechende (iiebelbchriinung erhielt der Oberbau des mittleren Thei- 
las. Die Architektur des Porticus gab sodann die Irlauptformen auch 
für die Flügelgehiiude, die Doppelgeschusse derselben in grossay- 
tige Linien einschliessend. Eine eigene Fensterarchitehtur war hie- 
bei vermieden und statt deren zwei "Pilasterstellungen iiber einander 
angeordnet. Aehnliche Pilasterstellungen füllen auch die WViiurle 
des Obcrhaucs der Mitte aus. Die Giebelfeldcr an der Vorrlerscitg 
und über den Fliigelgehiiutlen liillt ein reicher plastischer Schmuck 
aus, und die Spitzen und Ecken der Giebel behriint eine Reihen- 
folge freier Statuen und Gruppen. Die Nlanxiiglhltiglseit m der 
Architektur des Ganzen, die strenge Gesetzlichkeit, die sich nach 
einem Priucipe über alle Theile des Gebäudes hinbreitet, die Hau-- 
monie der Verhältnisse im Einzelnen unter einander und im De. 
zuge des Einzelnen zum Ganzen, die Freiheit. mit welcher die 
griechischen Formen , ohne irgend ihre (eigenthiimliche Bedeutung 
zu verlieren, oder mit Fremdartigen gemischt zu werden, sich zu 
einem Ganzen von durchaus neuer Composition vereinigen,  
diese Umstände geben den: Gebiiurle einen eben so grossen Bei, 
fiir den lh-schaixeig nie sie (lasselbe als einen vwirziiglich charak- 
ieivschcn Puuht in der neuesten Architeltturgeschichte erscheinen 
lassen. 
Den cbengenannlen Architclnurcn reihen sich noch die lim- 
wiirfe zu einigen prinzlirhcn Palästen an, ilßfüll Hauplforlnen 
ebenfalls das Gepräge des griechischer: Stylcs trngnu. Vurnvhmlich 
die Entwürfe zu dem Neubau eines Palais dcs Prinzen von Pfßlß- 
sen am Ollfffllplilll? zu Berlin (Holt XXVIJ, von denen der eine 
sich in einer südlich heitermi Grusszarliglccit zeigt, und durch seine 
Verbindung mit festlicher (inrtrrnanlagc von nngmncin UKllÜYlSChQp 
Wirlumg erscheint, während der zuulcrc. durch brillanten Säulen- 
schmuck ein mehr monumentales Ansehen gewinnt Auch ist hier 
der geschmackvolle Umbau des alten Juhanmitcr-Orclunsvlüllaia in 
Berlin zu einem Palais für den Prinzen Curl (Ilcll XXVIII.) u; 
erwähnen. 
Als im Ganzen einfach gehalten, und doch zu den schönsten 
Arbeiten SchinlscYs gehörend ist hier auch der Entwurf für das 
Gebäude der Singakaielemie"(Heft III.) zu Imnncn, der aber leide;- 
nicht zur Ausführung ham. Die Fagudc erscheint in den einfach- 
 Fvrmen: llichlsinis die ruhige Nlaasc der Wund mit ihren 
SucliCi- und Hröuungsgesimscn, die nur durch den Pilasterbau dcg 
Portals, so wie durch ein breites Feld mit einer Inschrift unter- 
brechen wird. und über der sich ein griechischer Giebel mit Sculp- 
turen und mit der Decoratiun der Alirutcricn erhebt. Danizluwi 
sind noch hervorzuheben: die Anlage der neuen Packhofgebaiuile
	        
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