Schinkel ,
Friedrich ,
Carl
245
bemerklicli. Der liürper des Gebäudes hat einen kastellartigen
Charakter: feste Mauern mit vorspringenden Eckthürmen, mit einer
kräftigen reichgebildeten Bekrönung griechischen Styls abschlies-
send. Zwischen den beiden Eckthiirineii tritt eine geräumige Halle
hervor, welche in Form eines dorischen Portilsiis von zwei Reihen
Säulen gebildet ist. lin Gebiilke erscheinen statt der strengen Form.
der Triglyphen des Frieses schwebende Viktorien in Hautrelief, auch
im Gesimse einige feinere Verzierungen als gewöhnlich, im Giebel-
felde fehlt aber noch die reiche, vortrefflich gedachte, plastische
Composition, wodurch die Viktorien nicht mehr als vereinzelter,
willkührlieher Schmuck dastehen würden. Nach Schinlielk Plan
(Heft XXllll.) wurde auch die Schlosswache in Dresden erbaut,
diese gestattete aber keine so bedeutsame Hauptanlage. Der Haupt-
theil des Gebäudes ist init einem Portilins von reicher jonischer
Ordnung geschmückt, der wiederum (auch mit den decorirenden
Theilen), als das schönste Muster griechischer Architektur erscheint.
Ihm lehnen sich zu den Seiten zwei niedrigere Flügel an.
Zu Sehinliefs grossartigsten Bauanlagen gehört unstreitig die
des Museums zu Berlin (Heft VI. XVII.). Die Anlage des Gehäu-
des selbst erscheint im Ganzen sehr einfach, grossartige Hauptfor-
men fassen die zweifachen Geschosse auf eine Würdevolle Weise
zusammen und geben ihnen die Einheit. Deußharaktcr dieser
I-lauptformen wird durch die Architektur der Facade bestimmt, wel-
che aus einer Halle von 18 colossalcn jonischen Säulen und den
correspondirendcnWandpfeilern auf beiden Seiten besteht. ln dieser
Halle ist der junische Banstyl in seinem grossen Beichthuine und
mit der zartesien Durchbildung alles Details entwickelt. Auch in
diesem Werke spricht sich aufs Neue der reinste Geist des classi-
sehen Alterthums aus, mit Aneignung der griechischen Formen für
das heutige Bedürfniss, besonders dadurch, dass sich die Säulen-
lialle als ein integrirender Theil einem majestätischen Ganzen ein-
ordnet, und nicht, wie gewöhnlich im Griechischen, einen blossen
Vorbau desselben bildet. Hinter der {Vlitie dieser Halle ist eine
zweite Reihe von vier Säulen angebracht. Ueher dein Iiranzgesimse
ist eine kleine Attika iiiit Adlern, und über den Ecken des Gebäu-
des sind noch griissere plastische Gestalten angeordnet. Für die
Wände der beiden Hallen compoiiirte Schinkel eigenhändig Bilder,
zuin Schmucke und zur Bedeutung des Gebäudes. Üebcr diese Ma-
lereien werden wir unten in der betreffenden Abtheilung Näheres
beibringen. Nicht minder interessant wie die gesaiunite lfaeade ist
die Architektur der inneren Räume, vor allem die von der Iiup-
pel-Iiutunde. Hier schliessen- sich die griechischen Formen auf's
Schönste der Architektur des Gewölbes an. Das grandiose Iiuppel-
gewülbe hat seine feste Lage über der cylinderfiirinigeii Umfas-
sungsinauer; trei von dieser läuft ein Iireis von 20 Säulen umher,
deren Gebälk und Decke eine olTenc Gallcrie bilden. Die SÄ-iulen
zeigen die edelste Durchhildung jener seltenen griechisch-lioriii-
thischen Ordnung, in der sich die freie Aflllillill der Decuration
und die Strenge des architektonischen Gesetzes in reinem Eben-
masse durchdringen. Aber auch die übrigen Siile, welche eine
reicher durchgehildete Architekturlhaben, zeigen die eben so Si-
chere als freie Weise, mit der sich Schinkel in den Elementen ÖFP
griechischen liunst bevvegte- Er hat für diese Siiulcnstellungen ein
eigenes zierlich cumponirtcs Capiiiil erfunden.
Das würdigste Beispiel indess, wie Schinkel die Formen der
griechischen Architektur für die heutigen Zwecke anzuwenden, wie
e,- nu; ihi-ien in lreier Coiubinatiun ein eigenthümlicties Ganzes zu