Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Schick, 
Gottlieb. 
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St-yl und Behandlungsweise aulfurdert. Mythulogische Gegenstände 
behandelte er uhne die pedantische Genauigkeit des Costüms und 
die von den antihen abgenummenen Aeusserlichlseiten, Wodurch sich 
die Franzosen und die in ihrer Schule gebildeten Künstler vornehm- 
lich der antiken Kunst nnzuniihern glaubten. Was in den Werken 
seiner Zeit gewöhnlich für das Ideal der Antike gelten sollte, war 
ihm höchst zuwider, da er überhaupt einen entschiedenen Wider- 
willen gegen alles hegte. was in der Kunst ohne Gefühl und Geist 
die Maske des Hohen tragen wollte. Dagegen wusste er in Hin- 
sicht des Styls und der Furin sehr verschiedene Iiuxistwerlse in ih- 
rer Art zu schätzen, wenn sich in ihnen nur eine ächte lebendige 
Empfindung offenbarte. 
WVie Carstens Sinn insbesondere auf das Heroische gerichtet 
war, so zweigte sich Schick vornehmlich zu dem idyllischen hin, in 
jenem höheren und allgemeineren Sinne, in welchem es in der bil- 
denden Iiunst am vollliuxnnxexisten in BaphaeVs Loggien erscheint. 
Zwar war er auch höchst empfänglich für das Kühne und Erha- 
bene, und verehrte daher keinen liiinstler mehr als Michelangelo, 
aber doch lag diese Region mehr ausser ihm als Gegenstand der 
Verehrung, als dass sie wahrhaft mit seinem Geiste vermählt ge- 
wesen wäre, wodurch allein nur lsiixisllerische Ueberzeugungen 
schöpferisch werden und sich in wahren liunslprxitlulilßn spiegeln 
können. 
ln der Zeichnung zeigte Schick, wenn nicht die Anlage, zur 
Grosslieit des Styls wie Carstens, doch ebenfalls einen vorzüglich 
schönen Sinn und dabei mehr Vollkommenheit und Richtigkeit in 
einzelnen Theilen als jener Künstler. Die Schule David's, der das 
WVissenschaltliche der Zeichnung sehr gründlich verstand, dürfte 
ihm in dieser Hinsicht vortheilhafter gewesen seyn, als er selbst 
glaubte. obgleich er sich über das allzuhäuiige Studium der Mo- 
delle. dass er bei diesem Meister üben musste, mit Recht bekla- 
gen mochte. Doch setzte er auch in Rom in den Winterabendcn 
in Gesellschaft mehrerer deutschen liiinstler diese Studien fort. 
Seine hintcrlassencn Aktzeichnungen sind vorzüglich ausgeführt, 
und gehen den individuellen Charakter des Vorbildes getreu 
wieder. Auch in seinen Cßlllpnäiiiorlßn begnügte er sich nicht, die 
Individualität nur in den Gesichtsbilclungen auszudrücken, son- 
dern suchte dieselbe auch in der Gestalt der gesammten Figur durch- 
zuführen. Jederzeit aber wusste er Charakter und Schönheit zu 
verbinden. und dem unschön Charakteristische!) war er nicht min- 
der abgcneigt, als der seyn sollenden Schönheit, welcher Cha- 
rakter tehlt. 
Für Farbengebung zeigte Schick einen nicht minder richtigen 
Sinn als für Zeichnung. Bei dem Studium der Werke aus den 
grossen Zeiten der Malerei musste er bald bemerken, (lass mit 
119m Üntergan e des wahren Farbensinnes, auch die wahre tech- 
nische Behandilung der Oelmalerei verloren gegangen war, und 
dass durch den mit dem Verfall der Iiunst aufgekommenen Ge- 
braufih der blassen Erdfarben eigentlicher Ton, Iilarheit und Durch- 
Siülltlglielt des Colorits unmöglich hervorzubringen sei. Er ver- 
suchte daher sich der Lasurfarhen zu bedienen; da er aber die 
Umerlage nicht in Beziehung auf dieselben zu präpariren verstand, 
5a konnte ihm_ ihre Anwendung nicht die beabsichtigte Wirkung 
gewähren, bis Ihm der nordamerikanische Maler Alston das rechte 
Verfahren mxlgetheil: haue, Um da; Ganze des Ggmälileö in einer 
schönen Iiürlllüfllß der Farben epgchginen zu lgßggn, hielt SClliCli 
auch die schillernden Gewänder für angemessen, erregte aber durch
	        
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