Schiavoni ,
Natale.
215
giiise Empfindung ist bei ihm nie von besonderer Tiefe. In einem
Berichte der allgemeinen Zeitung 1844, Beilage Nr- 134, lieisst es
gerade 1.11. es könne nicht leicht ein Nlaler entfernter von jeder
künstlerischen ldenlität seyn, als Schiavoni, der venetianische Mode-
maler, und wo ihm solche Anwandlungen dunkel vorscliweben,
wie in etlichen Madonnenhiltlern, da scyen sie doch nirgends zum
Durchbruch gekommen. Dagegen werden die Schiavoni in Kol-
lai"s lieisewerh, Pesth 133.3, unbedingt erhoben, denn sie sind Ab-
kömmlinge des Slavo-Dalinatisclien Stammes, wie Andrea Medola
Schiavoiie und die älteren iVleister, die wir unter Schiavone auf-
fiihrten, da sie in den Gescliichtsbiicliern unter diesem Namen er-
scheinen, während sich Natale und seine Söhne Sehiavoni nen-
nen. Auch diese gehören zu den Zierden der modernen vene-
tianischen Schule. Natale ist Professor an der Akademie der schö-
nen liiinste. Zu seinen neuesten Werken gehören die grossen
Altarbilder, welche er und Puliti um tßftt für die St. Antoniuskirche
in Triest malte. Inzwischen gingen aber doch auch einige liebliche
Mz-idcliengestalten aus seinem Atelier hervor. Im Jahre 18.12 malte
er eine lebensgrosse schlafende Flora,'die auf der Ausstellung des-
selben Jahres Viele Bewunderer erwachte. Indessen hat Schiavoni
in letzterer Zeit nicht lauter Frauengestalten gemalt; sondern auch
männliche Figuren, die aber manchmal nur als trefflich gezeichnete
und eben so meisterhaft gemalte Akte zu betrachten sind. Wie sehr
aber die Zahl der weiblichen Bilder immer jene der männlichen über-
schreitet. beweiset in diesen Tagen (Mai 1845) wieder die Wiener
Iiunstausstelliing, wo fünf halbe weibliche Figuren in Lebensgrösse
zu sehen waren, unter dem Titel: die Liebliche. die Schlafende,
die Gedankenvolle, die Entsagende und der Sommermorgcn. Von
diesen Bildern heisst es in der wAllgemeinen Zeitung, 1845 Beil.
S. 1182m dass sie alle dem Beschauer den seelenvollen Zauber des
Weihes vor das Geiniitli führen, und dabei sei jede nukünstliche
lioketterie des Pinsels oder der Farbe beseitigt, die ganze Wirkung
liege im Gegenstands allein, und sei desshalb wie die Spitze eines
sicher abgeschossenen Pfeiles treffend. L. Fischer lithographirte
das von ihm gemalte Bildniss des russischen Thronfolgers Alexan-
der Nicolaiwitsch, halbe Figur, fol.
Folgende Blätter hat Natale Schiavoni gestochen, und wie
schon oben bemerkt, darin Ausgezeichnetes geleistet. Glanz und
Glätte des Stiche: beabsichtigte er nie, sein Streben ging mehr auf
Charakter der Form und auf elTelitvollc Andeutung der Farbe.
1) Baiser Franz I. von Oesterreich, von Schiavoni selbst ge-
malt, fol.
2) Die Kaiserin Maria Ludovica von Ocstcrreich, nach dem
eigenen Gemälde, fol.
5)_ Graf Manfredini, fol.
4) Die Hiinmelfnlirt- Mariä. Assumpta est Maria in coelum gan-
dent Angeli. Tizian pinx. N. Schiavoni dis. et inc. Ein
I-lauptblatt der Chalkographie, und dem Kaiser Alexander
dedicirt, gr. imp. fol.
Bei Weigel 50 Thl. Der Suhscriptionspreis war 23 Thl. 10 51'-
5) Die lireuzabnehmung, malerisch gestochenes Blatt. T5113"
pinx. N- Schiavoni dis. ed inc. Mit Dedication an den
Maler And. Appiani, gr. fol.
6) Die Madonna della Sedia, nach BafaePs berühmten] Bilde,
unter Leitung Longlirs in kleinerem Formate gestochen-