Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Schaffner, 
lßlartin . 
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men beider Meister demschungauer, damals gewöhnlich Schön ge- 
nannt, die Werke Sehaifners zu, ohne zu bedenken. dass diese 
Bilder nicht einmal der Zeit nach dem einen und demselben 
Meister angehören können. Schungauer starb um t-{lÜÖ in Colmar, 
Schaffner war aber Zeitgenosse von Diirer, Schiiufleleixi u. a. 
Meistern. Der erste, welcher den Martin Schaffner in die Iiunst- 
geschichte einfiihrte, ist F. Brulliot, der Verfasser des Dictionnaire 
des monogramxnes, welcher im Kunstblatte 1822 Nr. 05 aus einem 
von Neubrenner, einem Sammler Ulmischer Merkwürdigkeiten in 
der zweiten Hiillte des 18. Jahrhunderts begonnenen, und von dem 
PrälatenSchinitl zu Ulm fortgesetzten Manuscripte mehrere Notizen 
über M. Schaffner bekannt machte. Diese Nachrichten sind aus 
Biirgerregisterxi, Steuerbiichern, aus Rechnungen, Innungs- und 
Iiirchenbiichern, aus urkundlichen und glaubwürdigen Papieren 
geschöpft, und aus diesen wissen wir jetzt, dass Schalfxier in den 
Jahren 1503  1539 Maler und Bürger zu Ulm gewesen sei und 
allda einer iVIalerzunft angehört habe. Er arbeitete noch in dem 
zuletzt genannten Jahre. Damals erhielt er für das Bildniss eines 
Vorstandes des Geheimrathes 50 Gulden. Eine andere Frage warjetzt 
die, unter welchen Verhältnissen Sehulfner sich zum Künstler heran- 
gehildet habe, da seine Werke ein eigenthiimliches Gepräge an sich 
tragen. lYlan glaubte, Schaffner habe sich längere Zeit am Nieder- 
fhein aufgehalten, wo er die Werhe Heinlings und der Van Eyck 
nicht ohne Einfluss auf seine eigeneliunstweise betrachtet hätte. In- 
dessen sah man, dass seine Bilder nicht mehr in dem strengen Cha- 
rahter der alten niederdeutschen Schule behandelt sind, und die schö- 
ne und freie Zeichnung derselben sollte er in dem benachbarten Ita- 
lien sich angeeignet haben, wo aber bei ihm die Anwendung der 
Farben einen zwar anmuthsvollen. aber doch hinter der Wahrheit 
des Fleischtons stehenden Vortrag bewirkt haben sollte. Allein in der 
neuesten Zeit wurde der Vorgang unmittelbar an Ort und Stelle 
klar. DIIan fand allerdings beim Vergleiche mit, den WVerlsen Schon- 
gaueHs und B. Zeitbloxrfs, dass M. Schaffner einen andern Weg 
eingeschlagen, als diese, auf welchem er eine-vollkommenen: 
Zeichnung, aber eine blassere Färbung sich aneignete; allein der 
Grund ist nicht in einer Berührung mit dem nahen Italien zu su- 
chen, es zeigte sich vielmehr bei der neuerlich gewonnenen Be- 
kanntschaft mit Haus Schiihlein, von welchem sich inder Kirche 
zu Tiefenbrtixi ein herrliches Altarblatt findet, dass Schaffner in 
die Fussstapfen desselben getreten. Interessante Nachrichten über 
diese lYIeisler findet man in dem NVerlse: Ultiis liunstlehen im Mit- 
telalter, von C. Griineisen und E. Nlxiuch. Ulm 1840. Ein früheres 
Werk iiher; Ulmische liiinstler ist jenes von, Weyermann: Neue 
Nachrichten von Künstlern und Gelehrten Ulnfs. Stettin 1829. 
Im Münster zu Ulm ist ein von M Schaffner genialter Altar 
mit Idlüigeltliiircn, eines der ausgezricltuetstexi Werke des Wleisters 
und wohl erhalten. Oben ist das Wappen der Hintfusse, eines 
damals in Ulm ansässigen Geschlechtes. welches vermuthlich dieses 
Gemälde gestiftet hatte. Unten steht mit goldenen Buchstaben das 
LMonogrannxi und die Jahr-zahl 1521. Auf dem Innern eiixer der 
Flügelthiiren sieht man rechts Zehediitis über eine niedere Mauer 
gelehnt, Wie er dem hleinen Evangelisten Johannes, den Maria 
Salome auf dem Schoose hält, eine Birne. darhietet. Dabei ist Ja- 
cobus derAeltex-e mit dem Stammtülelcheti. Auf dem andernFliigel 
erscheinen Alpheus und Cleopha mit ihren liixidern, von Welchen 
Jacobus der Jüngere an der ßzlutterbrust liegt. Simon Cananeus 
zeigt dem Vater Cin A. B. C. '1'.ifelchen, Judas Thaddiius reitet 
auf dein Steclsenpfcrde und Josc-yhus Justus "spielt mit einem an
	        
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