Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

Schadow malte in Düsseldorf abwechselnd historische Bilder 
und Portraite, von letzteren gehören aber die meisten der frühe- 
ren Zeit seines Aufenthaltes in jener Stadt an. Unter diesen rühmte 
man vor allen die Bildnisse des Prinzen Friedrich von Preussen 
und des Prinzen Wilhelm von Solms, liniestücke in einer Run- 
dung. Die liöpfe dieses Bildes sind von hoher Wahrheit, so wie 
denn Schadow überhaupt bis hielier im Bildnisse viel grüssere Mei- 
sterschaft entwickelt hatte. als in seinen Phantasiegebilclen. Es ist 
im Besitze der Herzogin von Cumberland. Eben so meisterhaft 
sind auch die Portraite der Iiinder Schadovifs in ganzer Figur. In 
der Folge malte der liünstler das liebliche Bild seiner 'l'ochter zu 
wiederholter: Malen. Unter den Familienbiltlern rühmte man be- 
sonders jenes des Banquier Bendemann. auf welchem ausser die- 
sem und seiner Familie auch der Maler Hühner als Schwiegersohn, 
dann Hildebrand! und J. Sohn erscheinen, als Freunde des Malers 
Bendemann und der Familie. Alle genannten liünstler haben an 
diesem Bilde gemalt, und dennoch möchte man es für das Werk 
eines einzigen halten, so sehr bildet es ein harmonisches Ganze. 
Dann malte Schadow auch mehrere einzelne Bildnisse, die nicht 
alle namentlich bekannt geworden sind. Darunter wird das eine: 
Malers, oder wer es seyn mag, eine jugendliche kräftige Männer. 
gestalt, als ein Vollendetes Meistcrstück gerühint, und abgebildet 
in den hannoveranischen liunstbliiltern, 1855. Nr. 5. 
Unter den in der Zeit seines früheren Aufenthaltes in Düs- 
seldorf ausgeführten Stalieleibildern , erregte besonders jenes Bild 
Außelien, welches er aus Göthe's Wilhelm Meisters Lehrjahre 
entnahm. Es ist dicss das Bild der Nlignon, welches für das 
zarteste Wesen erklärt wurde, das je der Pinsel auf die Lein- 
wand hauchte, als der höchste Ausdruck alles dessen, wozu bis 
dahin Schadm-Rs Poesie sich erhoben. Indessen entging dieses 
VVerk auch nicht ganz dem Tadel übertriebener Sentimentalität. 
während andere in dem Himmelsgesichte dieses zwischen Leben 
und Verklärung schwebenden Wesens die Verklärung des Schmer- 
zes lescn. Im liunstblatte von 1828 steht über dieses in der Samm- 
lung des Baron Speck-Sternburg befindliche, und für den Dich- 
ter Michael Beer in anderer Haltung wiederholte Bild eine weit- 
läufige Erörterung. und dabei wird auch bemerkt, dass bis da- 
hin in allen Werken des Meisters die Trauer vorherrsche, dass 
man noch immer allzusehr das Bingen mit störenden Elementen 
gewahre, welches den Iiünstler noch nicht zur ganz freien Gestal- 
tung des in ihm lebenden Gedankens habe gelangen lassen. Der 
alte Schmerz der Erde. heisst es weiter. habe unwillkülirlich seine 
Schöpfungen durchdrungen, und wenn auch seine edlen Gestaltun. 
gen hinausschauen zu dem Ewigen und Schönen, so sehe man 
duch immer noch die Anstrengung in der Erhebung, die dem freien 
Aufschwung der Seele einen Zwang anlegenden Hücksichten. Da- 
her komme der Mangel an Freudiglseit, an ursprünglicher Heiter- 
keit, welche die fessellnse Seele Verbünde, jene trunkene Unschuld 
des Geistes, die mit keinem Zweifel, keinem Sinnen und Bellecti- 
rcn zu_ thun habe. Auch seine Poesie. das oben erwähnte Bild, 
habe sich kaum entrungen den Kämpfen der Erde; sie habe der 
Flügel bedurft, um zum Göttlichen autzuschweben, während [las 
phaePs Poesie auch dann noch fliegen würde, wenn sie die Fitti- 
che abgeworfen hätte, 
Nach der Vollendung des Gemäldes der Mignon ging Scbadow 
an die Ausführung der vier colussalen Evangelisten in der neuen 
WVt-rderlschen Kirche zu Berlin, grossartige Gestalten, in religiö-
	        
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