Volltext: Santi, Antonio - Schoute, Jan (Bd. 15)

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Sehzulow , 
Friedrich 
YVilhelm , 
Bitter. 
und die vaterländische Geschichte des Mittelalters zu bearbeiten 
hatte, aber bei dem gi-ossartigsten Streben dennoch keine eigenb 
liche Popularität gewinnen konnte, weil diese Gegenstände de, 
herrschenden Richtung der Zeit und dem Geschmacke des grössel-en 
Publikums zu entfernt liegen, und zu wenig äusseren Reiz besitzen, um 
eine allgemeine angenehme Stimmung hervorzurufen. Man vermisste 
an den grossartigen Compositionen, welche die weiten lläunie füllen 
jenen Zauber der Farben- und Lichtwirkung. und die Feinheiten de; 
Oelmalerei, welche die Düsseldorfer Schule von vorne herein pflegte 
wodurch sie alle jene Vorzüge, welche das Gemüth, die Sinne um; 
das Auge der grossen Menge fesseln, früher erlangt, als die Miinetb 
nei- Schule des Cornelius, von welcher aber jene späteren Schulen 
der Professoren Hess und Schnorr zu unterscheiden sind, die nach 
ihren Leistungen ebenfalls in eigenthümlichem Charakter erschei_ 
nen. Diese" liunstbestrebungen hatten gliinzendere Erfolge, als jene 
der älteren Schule, deren strenge und ernste Fresken dadurch dem 
Sinne nur noch ferner gerückt wurden. Die Düsseldorfer Schule 
die jener des Cornelius gegenüber tritt, hatte von jeher ein Feld 
gewählt, auf welchem allgenieinerer Beifall geerndtet werden musste 
da ihre Ausdrucksweise dem modernen Gefühle verständlicher wmf 
und durch die ausgebildete Technik der Oelmalerei ein lleiz de; 
äusseren Erscheinung erzielt wurde, welcher den Werken der 5i_ 
teren Schwester fehlt. Diese strebte vorzugsweise nach Styl du, 
Formen, welche als Resultat einer freien, phantasievollen Erfin_ 
dung zu betrachten sind, als 'l'riiger des ernsten Gedankens, qor 
sich selbst genügt, unbekümmert um das, was das Auge entzückt, 
allein über diesem Streben geschah dem feinen Naturstutliuin, de; 
Ausbildung des Farbensinnes und der Erforschung der Geheimnisse 
der Technik Eintrag, und dieser Mangel der Schule wurde bei 
Beurtheilung ihrer Werke manchmal sogar vor allem hßft't.tt'guliu_ 
ben, statt das Wesentliche derselben zu erfassen. Von diesem Stantp 
punkte aus betrachtet, musste natürlich die Düsseldorfer Schule 
unendlich gewinnen, da sie mit allen Feinheiten und Reizen du, 
Oelmalerci statt alter Epopäen moderne Balladen, statt frei entwuh 
t-ener strenger Charaktere sentimentale (iestaltcn der Wirklichkeit 
in kleineren romantischen Compositionen zur Anschauung brachte 
und mit diesen die Landschaft und das Genre zu einer vOllliOlIllnen: 
heit ausbildete, welche den Erzeugnissen dieser Schule zum Theil 
den höchsten Reiz verliehen. Die Düsseldorfer Schule ist also uh 
sprünglich keine streng historische, und wenn ihr die Aufgabe gegb 
beii wurde, auf ernstere geschichtliche Darstellungen einzugehen 
konnte die Critik bei aller Anerkennung ihrer Vorzüge, doch nieh; 
verhehlen, dass man in diesem Falle ein freiwilliges Beschränken auf 
Schilderung blOSSlT ZustE-intle oder einen hrlangel an durcligreifi-"der 
Herrschaft und innerer Belebung des Gedankens bemerke. ln du. 
neuesten Zeit fand sich indessen die Critik beinüssiget. auch in 
dieser Hinsicht ihr Urtheil zu niäissigen. da in einzelnen Erschoh 
uungen selbst auf streng historischer Basis Ausgezeichnetes gelii, 
stet wurde. Die Düsseldorfer Schule huldiget aber im Ganzen noch 
immer der älteren Schule eines Cornelius gegenüber einem treib 
ren, aber auf gemüthlicher Auffassung beruhenden Naturalismus 
P. von Cornelius, welchem seit 18.41 in Berlin ein neuer Wirkuu  
kreis gezogen ist, muss noch immer als der Repräsentant der Mäh 
ren Schule des 19. Jahrhunderts betrachtet werden, die sich i'm-ran 
durch das Streben nach grossartig stylistischer Auffassung auszeiclp 
net. Bei einseitiger B urtheilnng und im Vergleiche mit der Düs_ 
seldorfer Schule, wird sie aber auch in Berlin die geringere Zahl 
der Bewunderer für sich haben.
	        
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