Bass,
Carl.
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Zu den ferneren tretllichen Arbeiten des fleissigen Künstlers
gehören: die Gefangennehmung der Königin Maria von Ungarn
und ihrer lYIutter Elisabeth durch den Bau Horwathi; Heinrichs
von Hohcnstaufen Verscheiden in: fernern Kerker Apuliens; die Ent-
deckung des Wunderbilrlcs von iYIaxiabrunn; Elisabeth Marginai auf
der Reise nach Ofen, dem Iiönig Sigmund das Pfand ihrer Liebe
(der grosse Johann Hunnyadi) zu bringen; Heinrich von Breslau,
unter einem Haufen von Sterbenden und'Lcichen, von Fliehendeu
und Verfolgenden umringt, empfängt von einem Mongolen den
tödlichen Lanzenstich, Gegenstück zu dem Gemälde von dem
Ursprunge des Namens Metternich; Leopold der Heilige, der schü-
nen Agnes verlernen Schleier wiederfindend (der nächste Anlass
zur Gründung vom ltlloster Neuburg); Rudolph, seiner darbenden
Iiriegsleule Murren beschämend, indem er selbst sich bloss von
rothen Rüben nährt; vor den am Sorge seiner Gemahlin Anna
trauernden Iiudolph wird eben die Leiche seines im Bheine ertrun-
kenen Sohnes Hartmann gebracht; Heinrich der Vogler empfängt
die Hunde seiner Baiserwahl am Vogelheerd; der IiampfLambergä
mit dem heidnischen Riesen Pegam; Christoph von Lichtcnstein in
seiner Vermumlnung, als echter Sprosse eines edlen Hdrlenstammes
entdeckt durch seinen Wappenschild, für die fürstliche Gallerie in
llossau gemalt; eine Reihe von Scenen au; der Geschichte Tirols,
der liampf des Zeus mit dem Typhon, lebensgrosse Figuren etc.
Ueberdiess findet man von Kuss auch treffliche Copien, wie
von Titian's Venus mit dem kosenden Amor, von Guido's Christus
mit der Dornenkrone, von Johannes dem 'I'äufer nach Murillo
u. a. Das berühmte Basreliefs der Amazonen Schlacht, welches ein
Fugger aus dem Peloponnes mitbrachte, und jetzt im k. k. Anti-
ken-Cabinet aufbewahrt wird, copirte er grau in grau.
Ausserortlentlich zahlreich sind seine Zeichnungen, und da-
runter solche, die noch Stolf zu vielen schönen Gemälden geliefert
hätten. Diese Zeichnungen sind geschichtlichen, religiösen, roman-
tischen und mythologischen Inhaltes. Auch sind zahlreiche Land-
schaften darunter. Ausgezeichnet sind einige mit glühender Phanta-
sie entworfene Compositionen aus dem Niebelungenlied. Ferner Odoa-
ker auf seinem Zuge nach Rom bei S. Severin. Friedrich der Streit-
hare erhält beim Siegesmahle die Fehdebotschaften von Ungarn,
Böhmen und Bayern, St. Stephan prediget den Ungarn das
Evangelium , Ludwig des Grossen Landung und Schlacht ge-
gen die riiuberischen Horden, die Schlacht bei Sempach, die letz-
ten Augenblicke des Götz von Berlichingen, Noah's Dankopfer
nach der Sündfluth, dreimal dargestellt, drei Gompositionen aus
der Geschichte des Tobias, neun Darstellungen aus der Legende
des hl. Christoph, die Samariterinn am Brunnen, mehrere Pietas,
Apollo unter den Hirten, Narziss, dreizehn (Kompositionen aus der
lVlythe des Perseus, Aristomenes von der Tochter seines Feindes
befreit, etc. Dann fertigten Russ, Radl u. a, auch die Zeichnun-
gen zu den 61 Bildern aus der Mythologie der Griechen, welche
F- Stöber gesitochen hat.
Iiuss war ein produktiver Geist von Kraft und Leben, uner-
müdet im Studium seiner Geschichtsquellen und des Costüms. Man
Wart ihm desswegen sogar Alterthiimelei vor, allein wenn dieses
sein Studium zu sicheren Resultaten geführt hat, so ist es keineswegs
zu tadeln. Gegründeter ist der Vorwurf der Ueberspannlheit und
der Deutschthümelei. Auch erscheinen seine Werke etwas manis-
"W. und da Rnss, nach Glanz und Iiraft der Farbe strebte. gßbricht
es ihnen an Ruhe und Harmonie. liussens Uebcrfülle hat unbe-