Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

Bunge, 
Otto 
PhiliPP' 
zukrlsennen, die übrigen Bilder etwa aus einem Wechsel der Ge- 
wächse oder der verschiedenen Handlungen der Figuren auf jedem 
Blatte zu erklären. aus dem Dahinrauschen des Jaltres in seinen 
vier Abwechslungen: blühend, erzeugend, gebührend und vernich- 
tend; 5) Lebenszeitcti, Menschenleben und Entwicklung von der 
Geburt bis zum Heimgang,  Glaube und Anschauung in Zeit und 
Ewigkeit; Morgen, Mittag und Abend des Lebens; die vier Haupt- 
niomente der Entwicklung des Menschengeistesfa) Lichtwerdung 
und deren WValtrtteltmung und Aufnahme in Geist und Gemüth; 
b) Begreifen und Aneignen der Creaturen, die das All erfüllen; e) Be- 
trachtutig und weltmiithige Empfindung der Unvollkommenheit, Nich- 
tigkeit und Sündhattiglteit in unserer Benutzung des Lebenstages im 
Vergleich mit dem geahnten oder erfassten Ursprung aller Existenz; 
d) Erkenntniss des Zusammenhangs des lrdischen mit dem Ewigen, 
und Anschauung des Bleibenden, Gottes; lt) Weltzeiten, Entste- 
hung, Wachsthutn, Verfall und Untergang der Vüllter, Jugend, 
Blütbe, Reife, Versinken und Wlerkliirtutg der Menschheit; 5) Zeit 
und Ewigkeit, oder der religiöse Standpunkt für das Ganze, wel- 
chen vurnämlich die Rahmen (Ilandbilder) angeben, die das Ver- 
hältniss des dargestellten Zcit- und IJObCDSIDUHICIIiS zum Ewigen 
und Unwandelharen klar ltervortreten lassen, nur das auf dem vier- 
len ßlatte, der Nacht, diese höhere Bedeutung bestimmter auch in 
das innere Bild übergeht.  Als Grundidee des Werkes erkennt 
man die ursprüngliche Verbindung des Menschen mit Gott in der 
Jugend der Nlenschlteit und des Einzelnen, seine Trennung von 
Gott in der Mitte des Lebens- und Weltgeschichts-Tages, seine 
Ileimlaeltr zu Gott am Abend. 
Wahr ist es, dass diese und andere Bilder des Iiiinstlers die 
Gemiither auf mannigfaltige VVeise attgeregt ltabcn, aber die Er- 
klärung des Einzelnen in ihnen wird wohl immer schwer und un- 
genügend bleiben. 
Doch waren es gerade diese vicr Blätter, welche, besonders seit 
dem Erscheinen des Cummentars von Gürres, die gespannte Auf- 
nterksantkeit der Iiunst- und literarischen Welt auf die Erzeugnisse 
dieses Künstlers richteten. Seine letzteren Werke entstanden gröss- 
tentheils in Hamburg, wohin sich der liünstler im Mai des Jahres 
1804 begab. Sein Leben war eine stäte Thiitiglteit, welche kaum 
der Schlaf zu unterbrechen vermochte; allein es ist nur zu be- 
dauern, dass der frühe Tod den so reich begabten Künstler einer 
Bahn entriss, auf welcher er bei der allgemeinen Umgestaltung der 
Iiunst den wohllhätigsten Einfluss ausgeübt haben wurde. Er starb 
den 2. December 1810 in Ilatnburg, erst 5d Jahre alt. Am Abende 
des Tages nach seinem Tode gebar seine Wittwe den Schmerzens- 
sohu Otto Sigmund Runge, dessen wir unten erwäihnen. 
Ausscr den genannten vier allegortsclten Bildern in Iladirun- 
gen erwähnen wir noch folgender: Amor _mit der Leyer auf einem 
Wagen von Schtnetterlingen gezogeni eine getuscbte Zeichnung 
1800 in Copenltagen ausgeführt. Der bedanke zu diesem Bilde be. 
schiiftigte iltn schon 1797 in I-latnburg, und es finden sich daher 
mehrere Skizzen, besonders vom Autor. den er sogar auch mit der 
Scheere ausgeschnitten hatte. Als weiterer Erfolg dieser Idee ist 
das erwiiltnte Oelgemälde als Basrcltef grau in grau zu betrachten, 
welches im Hause seines Bruders zu Wolgast über einer Thüre 
angebracht wurde. Es stellt den 'I'riumpf des Amors VQP, Wie er, 
die Lyra spielend, auf einer Muschel von schwebenden Liebesgöt- 
tern dahin getragen wird, lauter liebliche Gestalten. ln Bungds 
ltinterlassenen Schriften l. 218 ist dieses Bildnäher beschrieben und 
in einer lithographirtcn Nachbildung gegeben. Bange wollte es
	        
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