Bunge,
Otto
PhiliPP'
zukrlsennen, die übrigen Bilder etwa aus einem Wechsel der Ge-
wächse oder der verschiedenen Handlungen der Figuren auf jedem
Blatte zu erklären. aus dem Dahinrauschen des Jaltres in seinen
vier Abwechslungen: blühend, erzeugend, gebührend und vernich-
tend; 5) Lebenszeitcti, Menschenleben und Entwicklung von der
Geburt bis zum Heimgang, Glaube und Anschauung in Zeit und
Ewigkeit; Morgen, Mittag und Abend des Lebens; die vier Haupt-
niomente der Entwicklung des Menschengeistesfa) Lichtwerdung
und deren WValtrtteltmung und Aufnahme in Geist und Gemüth;
b) Begreifen und Aneignen der Creaturen, die das All erfüllen; e) Be-
trachtutig und weltmiithige Empfindung der Unvollkommenheit, Nich-
tigkeit und Sündhattiglteit in unserer Benutzung des Lebenstages im
Vergleich mit dem geahnten oder erfassten Ursprung aller Existenz;
d) Erkenntniss des Zusammenhangs des lrdischen mit dem Ewigen,
und Anschauung des Bleibenden, Gottes; lt) Weltzeiten, Entste-
hung, Wachsthutn, Verfall und Untergang der Vüllter, Jugend,
Blütbe, Reife, Versinken und Wlerkliirtutg der Menschheit; 5) Zeit
und Ewigkeit, oder der religiöse Standpunkt für das Ganze, wel-
chen vurnämlich die Rahmen (Ilandbilder) angeben, die das Ver-
hältniss des dargestellten Zcit- und IJObCDSIDUHICIIiS zum Ewigen
und Unwandelharen klar ltervortreten lassen, nur das auf dem vier-
len ßlatte, der Nacht, diese höhere Bedeutung bestimmter auch in
das innere Bild übergeht. Als Grundidee des Werkes erkennt
man die ursprüngliche Verbindung des Menschen mit Gott in der
Jugend der Nlenschlteit und des Einzelnen, seine Trennung von
Gott in der Mitte des Lebens- und Weltgeschichts-Tages, seine
Ileimlaeltr zu Gott am Abend.
Wahr ist es, dass diese und andere Bilder des Iiiinstlers die
Gemiither auf mannigfaltige VVeise attgeregt ltabcn, aber die Er-
klärung des Einzelnen in ihnen wird wohl immer schwer und un-
genügend bleiben.
Doch waren es gerade diese vicr Blätter, welche, besonders seit
dem Erscheinen des Cummentars von Gürres, die gespannte Auf-
nterksantkeit der Iiunst- und literarischen Welt auf die Erzeugnisse
dieses Künstlers richteten. Seine letzteren Werke entstanden gröss-
tentheils in Hamburg, wohin sich der liünstler im Mai des Jahres
1804 begab. Sein Leben war eine stäte Thiitiglteit, welche kaum
der Schlaf zu unterbrechen vermochte; allein es ist nur zu be-
dauern, dass der frühe Tod den so reich begabten Künstler einer
Bahn entriss, auf welcher er bei der allgemeinen Umgestaltung der
Iiunst den wohllhätigsten Einfluss ausgeübt haben wurde. Er starb
den 2. December 1810 in Ilatnburg, erst 5d Jahre alt. Am Abende
des Tages nach seinem Tode gebar seine Wittwe den Schmerzens-
sohu Otto Sigmund Runge, dessen wir unten erwäihnen.
Ausscr den genannten vier allegortsclten Bildern in Iladirun-
gen erwähnen wir noch folgender: Amor _mit der Leyer auf einem
Wagen von Schtnetterlingen gezogeni eine getuscbte Zeichnung
1800 in Copenltagen ausgeführt. Der bedanke zu diesem Bilde be.
schiiftigte iltn schon 1797 in I-latnburg, und es finden sich daher
mehrere Skizzen, besonders vom Autor. den er sogar auch mit der
Scheere ausgeschnitten hatte. Als weiterer Erfolg dieser Idee ist
das erwiiltnte Oelgemälde als Basrcltef grau in grau zu betrachten,
welches im Hause seines Bruders zu Wolgast über einer Thüre
angebracht wurde. Es stellt den 'I'riumpf des Amors VQP, Wie er,
die Lyra spielend, auf einer Muschel von schwebenden Liebesgöt-
tern dahin getragen wird, lauter liebliche Gestalten. ln Bungds
ltinterlassenen Schriften l. 218 ist dieses Bildnäher beschrieben und
in einer lithographirtcn Nachbildung gegeben. Bange wollte es