Bumohr,
Carl Friedrich .
Baron
YOII.
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geboren, und zu einer Zeit herangebildet, die nicht geeignet war
eine gute Erziehung zu begünstigen, da die Wissenschaften als
Brodstudien galten, deren Anstrengung sich eben darum der Ver-
mögende nicht zu unterziehen brauche. Desswegen erhielt auch
Ptumuhr eine Erziehung, die seinen Anlagen und seinen Bedürfnis-
sen entgegenwirkte; allein diese Verhältnisse berühren uns hier
weniger, und wir verweisen daher den Leser auf die allgemeine
Zeitung 18715, wo Beilage Nro. 508 10 ein langer Artikel über
das Leben und Wirken dieses merkwürdigen Mannes zu finden
ist. B. von llumohr war zum liünstler geboren, und daher lag
ihm schon als Iinabe die künstlerische Ausbildung mehr am Her-
zen, als die wissenschaftliche. Er lernte die Iiünste mit jedem
Tage mehr liebenvuxid kaum war er 15. Jahre alt, solentsagte er
dem Studium der praktischen Wissenschaften zu Gunsten dersel-
ben. Er bezog zwar die Universität Göttingen, allein es gewährte
ihm der Iiunstuuterricht des bekannten Professors Dom. Fiorillu
viel grösseres Vergnügen, als die philosophischen Cullegien, und
bald war jene träumerische Sehnsucht nach Italien erwacht. die
Ilumohr fünfmal über die Alpen zog. Vertraut mit der Geschichte
der Malerei und den herrschenden liunstansichten trat er bereits
im Zeichnen und Radiren erfahren, welches letztere als Resultat
seines Studiums der Chalkographie zu betrachten ist, 180d durch
die Gallerien zu Cassel, Dresden und München seine lteise nach Ita-
lian an. Er schwelgte jetzt in den Kunstschätzen Roms, und der
freundschaftliche Umgang mit den deutschen Künstlern, sowie ei-
nige andere Bekanntschaften blieben ihm sein ganzes Leben vom
höchsten Werthe, namentlich die angenehmen und lehrreichen
Conversationsabendc im Hause W. von Hurnboldfs und die Besu-
che bei Monsig. della Genga, dem nachherigen Pabst Leo XllI.
Von Rom aus ging er nach Neapel, besichtigte das pompejanische
Museum im Portici, machte Ausflüge nach Pästum, Ischia und Ca-
pri, und kehrte endlich mit den ersten Stücken für seine Antiken-
sammlung durch die Schweiz in die Heimath zurück, diessmal in
Gesellschaft Tieck's, mit welchem Rumoheviele Jahre einen lebhaft
anregenden freundschaftlichen Verkehr unterhielt, bis endlich ein
gespanntes Verhältniss eintrat.
Bumohr war 20. Jahre alt, als er seine erste italienische Reihe
beendigt hatte, und das nächste verhängnissvollc Dccennium ver-
lebte er theils auf seinen Gütern in Holstein, theils in Bayern un-
ter künstlerischen Studien und Ucbungen. In München stand er
damals sogar zum Kronprinzen Ludwig, dem Freunde und Befür-
derer der Künste, in näherer Beziehung. In diesem Decemnitlm
hatte auch seine chriftstellerische Thätigkeit ihren Anfang genommen.
1m Jahre 1811 erschienen zu München die wErliiutex-ungen ei-
niger artistischen Bemerkungen derAbhandlung des
Hofraths Jakobs über den lieichthum der Griechen
an plastischen Iiunstwerkenß; 1812 zu Hamburg: nUeberi
die antike Gruppe Castur und Pollux, oder von dem
Begriffe der ldealitiit in Iiunstwerkenu; 1315111 Min-
ClWHI nDetikwürtligkeiten der Iiunstausstellung des
Jahres 18111; 1816 in Hamburg: nSammlungen für Kunst
und Historie, 2 B. Aussercleut hatte er im SchlegeVschen Mu-
seum und in den ersten Jahrgängen des liuustblattes verschiedene
Aulsiitze erscheinen lassen.
Nach dem Sturze Napoleon's begab sich von Bumohr Wieder
nach Italien, zunächst nach Rom, iwo damals Hungersnoth und
Epidemie herrschten. In Rom fand er ilach zehnjähriger Abwesen-