Bullmann.
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Bullmann, Historien- und Bildnissmaler, wurde um 1765 zu Bremen
geboren, und schon friihe zur Kunst angeleitet. Um 1796 besuchte
er die Akademie in Dresden, wo damals Iilengcl, Mathäi, Casaä
.n0va, Riedel, Seidelmann u." a. lehrten. Seine Fortschritteerrieg-
ten Aufsehen, und schon 1797 zählte man seine Bilder zu den be-
sten der Dresdner Iiunstausstellung. Allein bald traf durch den
Tod des Vaters den talentvollen Jüngling ein "harter Schlag, da
ihm jetzttlie Mittel zur weiteren Fortsetzung seiner Studien entzogen
'waron. In Bremen lebten aber damals, Männer, welche das Talent
Rullmanms zu schätzen wussten, und nicht gestatteten, dass dieses
verltiimmere. Besonders war es der Aeltermann Nils. Iiulenl-tamp,
der Ilathsherr Dr. Denelter und der Bathsherr Dr. Ilten,'welche'
sich des liünstlers thäti annahmen. Sie reichten ihm die Mittel zur
Fortsetzung seiner Stugien, und dass diese glücklich ausfielen", be-
weisen zahlreiche Skizzen zu historischen Bildern, und einiäe aus-
getiihrte Gemälde, die aus jener Zeit herrühren. Er xnate da-
mals auch ein Altarblatt für die Frauenkirche in Bremen, welches
die Auferstehung des Heilandes vorstellte, aber später bei der Re-
peratur der Kirche weggenommen wurde und zu Grunde ging.
Dieses Gemälde betrachteten die einsichtsvolleren Mitbürger als
das Hauptwerk des Iiiinstlers, es scheint aber, dass sie die Ver-
wahrlnsung des Werkes nicht verhindern konnten. Besser ehrte
man ihn in Paris, wo Bullmann vdn 1805 an bis an seinen Tod
arbeitete. Schon in Bremen hatte der Iiiinstler mehrere schöne
Bildnisse gemalt, worunter jenes der Senators Gattin Wichelhan-
sen besonderen Beifall fand, noch mehr aber malte er in Paris,
da dieselben" der lebendigenund geistreichen Auffassung wegen
grossen Beifall fanden. Auch historische Darstellungen malteRull-
mann, in denen sich aber der Schiiler Davidls nicht strenge er-
kennen lässt, obgleich er unter Leitung desselben stand. Er suchte
seine_ Vorbilder mehr im Musee Napbolcon, wo damals last alle
Hauptschätzeder Kunst vereignet waren. Er machte die eifrigsten
Studien nach der Antike, nach den W-erlten IlafaePs und ihm vers-
wandten" Meister, was sich auf das erfreulichste in seinen eigenen
Werken kund gibt. Der grössere Theil derselben besteht in reli-
giösen Darstellungen, aus welchen grosse "Tiefe und Reinheit des
Gerniiths spricht. Doch auch in Darstellungen aus der Geschichte
und Mythe verlüugnet sich nie sein sanfter und moralischer Cha-
rakter. ln seiner späteren Zeit soll er mehr dem Geschmaclte demna-
(lernen französischen Schule gehnldiget haben, doch auch die VVcrlie
dieser Periode sind weit entfernt von jener aßehtirten oder über-
trieben sentimentalen Weise, die oft ins Unnatürliche und "Fatale
geht. Auch seine Skizzen und Zeichnungen sind sehr geschätzt.
Sie sind in Paris, in Zürich und anderwärts zerstreut. Er lebte in
Paris mit den Schweizerltiinstlern auf sehr freundschaftlichern Fus-
Se, besondes mit Schulthess, Hegi, u. a. Diese Meister nahmen
mehrere Arbeiten Rulhnanms mit sich in die lleimath, so wie er
selbst alle ihre Bildnisse zeichnete und lithographirte. Noch mehr
besitzt sein Sohn, "der geschickte Deeoratiousmaler llullmann in
herlin. Der Vater starb zu Paris 1812.
Rullmann hat in Kupfer radirt und lithographirt. Diese Blät-
191", und jene, welche von andern Iiiinstlern nach ihm gestochen
wurden. liegen auf der Bibliotheqttc royale zu Paris in einem ei-
gehen Bande, der eOeuvres de (Rullrnannw bezeichnet ist.
1) Die Qualen der 50 Danaiden im Orkus, auf einem Blaue
radirt, qu. fol.
2) U10 Bildnisse aller zu Bullmatnfs Zeit in Paris anwesende"