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Szmti
(Sanzio) 1
Rafael.
Färbung und breite Behandlung; Tiefe der Charakteristik und
Strenge der Zeichnung erreichte er nie in einem hohen Grade. Er
brachte die Behandlungsweise Bafaefs zuerst nach Bologna, konnte
aber keine tüchtige Schule nach dessen Principien gründen. Ein
anderer Schüler RafaePs heisst Tommaso Vinciilore, der in Cre-
xnona gearbeitet haben soll. Auch Innocenzo Francucci da Iniola
studirle die Werke RafaePs eifrig, und ahmte ihn nicht ohne Er.
folg nach. Carlo Pellegriilo Munari wird als ein ausQzt-ichneter
Schiiler Rafaelä; angegeben, welcher dessen Behandlungsweise nach
Modena verpflauzte. In Neapel verschaffte Andrea Sabbatini aus
Salerno der Iiunstweise Rafaefs Eingang, er selbst aber zeichnete
sich mehr durch grosse Leichtigkeit in der Behandlung als durch
ernstes Streben nach Gediegenheit aus. Seine Zeichnung hat keine
Strenge, seine Charaktere sind ohne Tiefe. Er bildete viele Schü-
ler, die aber alle Manieristen wurden.
Zu den Schülern RafaePs sind auch einige Ausländer zu züh-
len; unter den Niederländern vor allen Bernard van Orley. Dic-
ser talentvolle Maler brachte schon ausgezeichnete [Kenntnisse mit
nach Italien, verlor aber über dem Streben charakteristisch zu seyn
seine Individualität, ohne den Sinn für hühere Schönheit und eine
tiefere Anschauungsweise, wie sie die grossen italienischen Meister
besessen, zu erwerben. iYIichael COKCIC scheint mehr ein Nachah-
mer als ein Schüler IiafaePs gewesen zu seyn; er nahm aber noch
mehr als Bernard van Orley die italienische Behandlungsweise an,
und beförderte deren Verbreitung im Vaterlande. Auch in den
Werken des Georg Pencz, eines Schülers von A. Dürer. ist der
Einiluss dcr tiafaelßchen Schule unverkennbar. Pedro Campanna,
in Brüssel von spanischen Eltern geboren, wird von Paloinino
ebenfalls zu RafaePs Schülern gezählt, kann aber wohl nur zu
dessen Nachahmer-n gerechnet werden. Morales Perez, der Göttli-
che genannt, war in Sevilla der Schüler Campannzfs.
Noch hatte Rafael eine grosse Anzahl von Schülern, die als
unbedeutend entweder in völlige Vergessenheit geriethen, oder von
denen wir ltauin mehr als ihre Namen kennen. So ist Vincenzo
Pagani della Marca nur ein schwacher Nachahmer des Urbinaten.
Dann werden auch Scipione Sacco aus Cesena, Don Pietro da Ba-
gnaja . Jacomone da Faenza, ein gewisser Crocchia und Pietro Viti,
der Sohn Timotetfs, zu ltataeVs Schülern gezählt, es fehlen aber
sichere Nachrichten.
Aus diesen Angaben, die Passavant I. 53g weiter ausdehnt:
stellt sich heraus, wie bald nach ItafaePs Tod seine Darstellungs-
weise sich in ganz Italien verbreitete und beinahe hcrrschend
wurde. Nur in der Schule der Venetianer blühte noch ein leben-
diges, eigenthümliches Princip der Malerei, und erhielt sich lange
Zeit von-fremdem Einilusse frei. In Florenz verfiel die Kunst im-
mer mehr in {lache Nachahmung der Manier des Nlichel Angeln.
In der Lombardei sucht Parmegianino nach dem Tode des Correg-
gio dessen liehandlungsiveise mit jener der römischen Schule zu
vermitteln, verfiel aber in eine sehr gesuchte Manier. In Mailand
hatte Leonardo de Vinci eine sehr zahlreiche Schule gegründet;
allein auch sie vermochte nicht ihre Selbstständigkeit gegen den
Einfluss liafaePs zu behaupten. Cesare da Sesto und Bernarrliuu
Luini neigten sich später zu Rafael hin. Der Messiner Girolamo
Alihrandi befolgte einen ähnlichen yVeg; überhaupt übte RafaePs
liunstwcise einen mächtigen Einfluss auf die Kunst in Sicilien. In
Siena hatte ßaldassaru Peruzzi, Gio. Ant. Razzi, Qlacopo Pacchia-
rutti und Domenico lieccafumi clerltVlalerei neuen Glanz verliehen,