Santi
(Sanziv) ß
Baiäel.
4-27
gen zu unterbrechen. Trotz dieser Neigung zur malerischen Wir-
kung, die nach Passavant zuweilen selbst gegen die Zweclsmiissig-
keit streitet, leitete ihn doch stets ein richtiges Gefühl für grosse
architelitßrlläßbe Massen, und. der ihm eigenthiimliche Sinn für
schöne Formen und Verhältnisse. Seine Gurten und Gesimse lau-
fen daher immer in ununterbrochenen Linien durch und bewirken
eine Wßhlihllßhdß Haltung iund Ruhe. Man zählt daher mit Recht
die Gebäude BafaeYs zu den ausgezeichnetsten des 16. Jahrhun-
derts, welchem unter den spätem Zeitgenossen nur B. Peruzzi den
Vorrang streitig machen dürfte. Da er bei gleichem Sinn für schöne
architektonische Verhältnisse und bei gleicher Gewandtheit in der
Anwendung der neuen Formen sich in verständigen architektoni-
schen Schranken hielt, während der phantasiereiche Rafael diese
zuweilen überschritt. Doch erlaubte sich dieser nie die Willliiihr
eines Michel Angeln in den Formen und Verzierungen, sondern
zeichnete sich in allen Theilexi durch eine grössere Harmonie und
durch Reinheit des architektonischen Styls aus.
Zu den früheren nach seinen Plänen ausgeführten Gebäuden
ist die Capelle des Agostino Chigi in St. Maria del Pufmlo zu zäh-
len, ein vierecliiger Bau mit abgeflachten"Eclsei1, welche mit'Pila-
steru und Nischen geschruiiclst sind. -Auf denffeilern ruht eine
kleineliuppel, die aus acht Fensterxrdex" Laterne ihr Licht erhält.
Die Capitäle von weissem Marmor lziert imnirr ein Adler zwi-
schen Lanbwerk, welche antiken Vorbildern nachgeahmt sind.
Die- Vollendung der Altäre dieser Capelle erlebte Rafael nicht
mehr. Zu seinen Lebzeiten, im Jahre 1516, wurden nur die Ho-
sailien der neun" Felder in der Cuppel nach-seinen Cartons ausge-
führt, und zwar durch Aloisio de Pace, wie Fioravnnte Martinello
(Rnma rieercata nel suu sito p. 25) angibt. In Melchior-Ys Guida
di Roma 1854- p- 277. wird indessen Marcello PFUVGIIZEIlB alslVIo-
saicist genannt; allein Passavant misstraut seine-r Angabe, weil er
die Bartuns dem Cecchino Salviati beilegtl Diese lYIusivbilder stel-
len auf Guldgrund Gott Vater, Sonne, lNlond und: die Planeten
dar, immer von Engeln begleitet. Später wurden die Arbeiten un-
terbrochen, und erst nachRafaePs Tod malte Seb. del Piombo im
mittleren Felde die Geburt der Maria inwOel. Ein ZWEIIGS; Bild,
die Heimsuchung Mariä, liess er unvollendet. Erst im Jahre 11554
malte Francesco Salviati die übrigen Schöpfnngstage bis zum Sun-
denlall in Fresco.
Von dieser Capelle hatiF. Aquila zwei Durchschnitte radirt.
Plan der St. Peterskirche;
Nach dem Tode des Bramante wurde Rafael zum Architekten
der St. Peterskirche ernannt, denn der genannte Baumeister hatte
sterbend seinen geliebten Rafael als denjenigen bezeichnet und cm-
pfohlen, der am geeignetstenwiire, die Oberleitung des Baues zu
führen. Um sich jedoch von dessen Befühignng 1111m Architekten
zu überzeugen, verlangte rler Palast zuvor einen Plan, eizfen lio-
stcnüberschläg und ein Dvloclell. Letzteres erregte allgemeine B9"
wunclerung, und nun erst wurde er durch Lco X. zum Oheriraiten-
danten des Baues von St. Peter ernannt. Der Bestallungsbrivf 15'?
vom 1- August 1514, abgedruckt in P. Bembi epistulnrum Lßßnls X-
nomine scriptarum Libri XVI. Lllgllülll 1533; übersetzt von Pas-
eavant I. 259. BafaeVs Gehülfexi beim Baue waren Giulißmß da Sa"
Gallo und Fra Gidcondo da Verona. Sie zogen denselben Gehalt.
wie der Hauptmeister, nämlich 30b Dukalten jährlichfallelä 531199
1518 erscheint Rafael als alleiniger Bziumeiater der lilfvllß-