Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

Santi 
(Sanziv) ß 
Baiäel. 
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gen zu unterbrechen. Trotz dieser Neigung zur malerischen Wir- 
kung, die nach Passavant zuweilen selbst gegen die Zweclsmiissig- 
keit streitet, leitete ihn doch stets ein richtiges Gefühl für grosse 
architelitßrlläßbe Massen, und. der ihm eigenthiimliche Sinn für 
schöne Formen und Verhältnisse. Seine Gurten und Gesimse lau- 
fen daher immer in ununterbrochenen Linien durch und bewirken 
eine Wßhlihllßhdß Haltung iund Ruhe. Man zählt daher mit Recht 
die Gebäude BafaeYs zu den ausgezeichnetsten des 16. Jahrhun- 
derts, welchem unter den spätem Zeitgenossen nur B. Peruzzi den 
Vorrang streitig machen dürfte. Da er bei gleichem Sinn für schöne 
architektonische Verhältnisse und bei gleicher Gewandtheit in der 
Anwendung der neuen Formen sich in verständigen architektoni- 
schen Schranken hielt, während der phantasiereiche Rafael diese 
zuweilen überschritt. Doch erlaubte sich dieser nie die Willliiihr 
eines Michel Angeln in den Formen und Verzierungen, sondern 
zeichnete sich in allen Theilexi durch eine grössere Harmonie und 
durch Reinheit des architektonischen Styls aus.  
Zu den früheren nach seinen Plänen ausgeführten Gebäuden 
ist die Capelle des Agostino Chigi in St. Maria del Pufmlo zu zäh- 
len, ein vierecliiger Bau mit abgeflachten"Eclsei1, welche mit'Pila- 
steru und Nischen geschruiiclst sind. -Auf denffeilern ruht eine 
kleineliuppel, die aus acht Fensterxrdex" Laterne ihr Licht erhält. 
Die Capitäle von weissem Marmor lziert imnirr ein Adler zwi- 
schen Lanbwerk, welche antiken Vorbildern nachgeahmt sind. 
Die- Vollendung der Altäre dieser Capelle erlebte Rafael nicht 
mehr. Zu seinen Lebzeiten, im Jahre 1516, wurden nur die Ho- 
sailien der neun" Felder in der Cuppel nach-seinen Cartons ausge- 
führt, und zwar durch Aloisio de Pace, wie Fioravnnte Martinello 
(Rnma rieercata nel suu sito p. 25) angibt. In Melchior-Ys Guida 
di Roma 1854- p- 277. wird indessen Marcello PFUVGIIZEIlB alslVIo- 
saicist genannt; allein Passavant misstraut seine-r Angabe, weil er 
die Bartuns dem Cecchino Salviati beilegtl Diese lYIusivbilder stel- 
len auf Guldgrund Gott Vater, Sonne, lNlond und: die Planeten 
dar, immer von Engeln begleitet. Später wurden die Arbeiten un- 
terbrochen, und erst nachRafaePs Tod malte Seb. del Piombo im 
mittleren Felde die Geburt der Maria inwOel. Ein ZWEIIGS; Bild, 
die Heimsuchung Mariä, liess er unvollendet. Erst im Jahre 11554 
malte Francesco Salviati die übrigen Schöpfnngstage bis zum Sun- 
denlall in Fresco.  
Von dieser Capelle hatiF. Aquila zwei Durchschnitte radirt. 
Plan der St. Peterskirche; 
Nach dem Tode des Bramante wurde Rafael zum Architekten 
der St. Peterskirche ernannt, denn der genannte Baumeister hatte 
sterbend seinen geliebten Rafael als denjenigen bezeichnet und cm- 
pfohlen, der am geeignetstenwiire, die Oberleitung des Baues zu 
führen. Um sich jedoch von dessen Befühignng 1111m Architekten 
zu überzeugen, verlangte rler Palast zuvor einen Plan, eizfen lio- 
stcnüberschläg und ein Dvloclell. Letzteres erregte allgemeine B9" 
wunclerung, und nun erst wurde er durch Lco X. zum Oheriraiten- 
danten des Baues von St. Peter ernannt. Der Bestallungsbrivf 15'? 
vom 1- August 1514, abgedruckt in P. Bembi epistulnrum Lßßnls X- 
nomine scriptarum Libri XVI. Lllgllülll 1533; übersetzt von Pas- 
eavant I. 259. BafaeVs Gehülfexi beim Baue waren Giulißmß da Sa" 
Gallo und Fra Gidcondo da Verona. Sie zogen denselben Gehalt. 
wie der Hauptmeister, nämlich 30b Dukalten jährlichfallelä 531199 
1518 erscheint Rafael als alleiniger Bziumeiater der lilfvllß-
	        
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