Sanli
Rafael.
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erhebt sich aus dem Schoosse der Thetis in einer Biga, deren
Pferde von den Iloren geleitet werden.
Die Statuen der Propheten Jonas und Elias, zwei Gruppen in
Marmor über Lehengriisse, in der Grabkapelle Chigi zu llom. Diese
berühmten Bildwerhe wurden nach G. Martinelli (Le cose mcra-
vigliose della citta di lloma 1589) im Hause llafaePs und mit sei-
ner Hülfe von Lorenzetto ausgeführt, und Ligorio, ein Zeitgenosse
llafaefs, sagt in einer lrlandschrift der Vaticann, Lorenzetto habe
zum Junas ein Marmnrstück vom 'l'e1npel des Jupiter Statur ge-
nommen. Zu diesen Statuen fertigte Rafael die Zeichnungen, wu-
von jene zum Jonas in der Sammlung des Königs von England
sich befindet. Eine andere Frage ist aber, ob cr bei der Ausführung
in Stein selbst Hand angelegt habe. Dieses glaubt Passavant be-
jahen zu müssen, weil die Statue des Jonas von hoher Vortrefflich-
heit ist, und nicht nur in der Anlage, sondern auch in derAus-
fiihrung des Einzelnen in solchem Grade Bewunderung verdient,
wie kaum irgend eine Marmorarbeit jener Zeit. Jedenfalls übertrifft
sie bei weitem alles, was Lorenzetto jemals zu leisten im Stande war.
Was diese Statue besonders auszeichnet, ist die Schönheit der Linien
in der Bewegung, die Wahrheit und Eleganz der jugendlichen For-
men, und die durchgebilclete Vollendung. Nach Passavant dürfte
die moderne Sculptur nie eine schönere Jiinglingsphysiognomie ge-
bildet haben, als die des Jonas ist. Weit geringer im Charakter und
wie unfertig in der Ausführung ist dagegen die Statue des Elias,
obgleich auch sie ihren BafaePschen Ursprung nicht verläugnet.
Die lehensgrosse Gruppe eines todten Iinaben auf dem Del-
phin. Dieses Bilclwerls heweiset, dass Rafael sich wirklich in der
Bildhauerei versucht habe, denn es findet sich ein Brief des Gra-
fen Castiglione d. d. 3. Mai 1525 (Lett. pitt. V. 245), in welchem
dieser seinen Sachwalter in Rom befragt, ob Giulio Romano noch
den kleinen Knaben in Marmor von RaliiePs Hand habe, und
für wie viel er ihn auf's äusserste ablassen wolle. Darin ist zwar
nicht gesagt, dass der Knabe auf einem Delphin liege, allein Ca-
vaceppi verkaufte an Hrn. von Breteuil die Marmorgruppe eines
tiidtlieh verwundeten Iinaben. welcher auf dem Rücken eines Del-
phin liegt, und von diesem mit der Schnautze an den herahhän-
gendcu Haaren festgehalten wird. Cavaceppi (llaccoltä d'Antiche
statue. Pioma 1768, 1- tav. 44) gibt die Abbildung eines solchen
linaben auf dem Delphine, und nennt das Bild vOpera di Baf-
faello eseguita da Lorenzettom Ein Abguss dieser Gruppe befindet
sich unter den Mengßchen Gypsen in Dresden, und nach der An-
gabe im lnventarium der Gypsabgüsse von lVlengs: vvPu-tto morto
di S. A. ll. di Parmaß musste das 'Original damals in Parma ge-
wesen, und später nach Neapel gekommen seyn, wo es aber Pas-
savant nicht auffinden konnte. Dieser Schriftsteller bezweifelt auch
die Angabe, dass es sich in Turin befinde, dass sich aber Rafael an
diesem Marmor zuerst versucht habe, findet Passavant aus dem
Umstand wahrscheinlich, dass bei dieser Figur nicht alle Theile
vollendet sind, viie u. a. die Extremitäten. Auch hat er sich hie
und da verbauen, wie an der sonst sehr naturgetreu und kindlich
gehaltenen Brust, deren rechte Seite ihrer Lage nach etwas zu
schmal ausgefallen ist. Den Delphin dürfte nach llaisavant Loren-
zetto ausgeführt haben. Dieser ist vollendet.
Zeichnung zu einer Iläucherbiiehse. Drei Caryatiden hüllen
eine runde Büchse, welche unter dem llaud mit Salamandcrn, ifllf
dem Deckel mit Lilien verziert ist. lVlan glaubt mit Wahrschein-
lichkeit, dass Rafael diese schöne Zeichnung zu einem Gcliisse für