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Santi
Rafael.
treffensollte. In letzterer Zeit besass die verstorbene Frau Cavillini-
Brenzoni inVerona dieses Bild. Es ist dasjeni e, welches 1850 unter
dem Titel: llaphaelis amicitia celeherrima {in Fornarina, von J.
Bernardi gestochen wurde. Nach diesem Bilde dürfte auch der
Stich von P. Peirolerj gefertiget seyn, mit der Unterschrift: llitiro
ed onesti sono miei pregi.
Der Marchese Letizia in Neapel soll eine Wiederholung des
Bildes im Pallaste Pitti besitzen, als heil. Catharina dargestellt, aber
nhne Heiligenschein. Passavant konnte dieses Gemälde nicht sehen,
erfuhr aber, dass es von ausserordentlichei- Schönheit sei, und für
Original gehalten werde. Der genannte Schriftsteller erhebt aber
einen Zweifel gegen die Echtheit des Bildes, weil Rafael nie eine
portraitmässige Darstellung bei Heiligen oder idealen Personen an-
gewendet hat, was aber zuweilen von seinen Nachahmer-n geschah.
So wurde das Portrait der Jnhnnna von Aragonien zu einer heil.
Cäcilia, und das Frauenbildniss von 1512 in der Tribune zu Flo-
renz zu einer Magdalena benutzt.
Dann bemerkt Passavant noch, dass das Gemälde des Marchese
Letizia vielleicht dasjenige sei, welches in der Sammlung des Grafen
Arundel zuLondon war, wo esWJ-lollar gestochen hat. DieHeilige
hält in der Linken eine Palme, und legt den anderen Arm auf ein
llad. Den Kopf umgibt ein Heiligenschein.
Ein anderes Bild aus RafaePs letzter Zeit stellt den Täufer
Johannes als Jüngling dar. wie er, leicht mit einem Parderfell am
Arm und den Lenden umwunden, an einer Quelle in der KViiste
sitzt, und nach dem strahlenden Lichte an einem Ilohrkreuze hin-
deutet. In der Linken hält er eine Pergamentrolle, von deren In-
schrift man nnr noch das Wort DEI sieht.
Vasari berichtet, dass Rafael dieses Bild auf Leinwand für den
Cardinal Culonna gemalt, der es, von einer schweren Krankheit
geheilt, seinem Arzte Jacopo da Carpi verehrt habe. Zu Vasari's
Zeit besass es Francesco Benintendl zu Florenz, und schon in
einem lnventarium der Horentinischen Gallerie von 1589 kommt es
unter den liunstschätzen dortsclbst vor. Es wird noch daselbst auf-
bewahrt, und somit darf man mit Sicherheit annehmen, dass es unter
den vielen Darstellungen dieser Art dasjenige Exemplar ist, wel-
ches Vasari als Original angegeben hat. Allein auch hier lässt sich
die Theilnahme des Meisters nur itheilweise vermuthen, und zwar
an den besser erhaltenen Stellen, namentlich am Iiörper, der über-
aus lebcndig und meisterhaft modellirt ist. Auch in der Färbung
zeigt sich an verschiedenen Theilen noch das_Gliihende von Ra-
fael's Carnation, Vergleicht man aber im Uebrlgen das in der flo-
rentinischen Sammlung befindliche Studium in [lothstein mit dem
Gemälde, so fällt es auf, dass in diesem sowohl Zeichnung als Be-
wegung schöner als in der Ausführung gehalten sind. Die Um-
risse und die Modellirung im Studium nach einem sehr schönen
Modelle zeigen den ganzen Reiz einer zivar gesunden blühenden
Jugend, aber ohne Uebertreihung der Fulle und des Spiels der
Muskeln, wie wir sie im Gemälde bemerken, und ohne die Ver-
kürzung des rechten Fusses, welche eine Ansicht des oberen und
unteren Theiles zugleich zeigt. Auch der Ausdruck des liopfes
hat nicht jenes Tiefe und Seelenvolle, welches wir bei Werken,
die Rafael mit eigener Hand gemalt hat, zu sehen gewohnt sind,
sondern 61' hat CIWaS Üßbßtriebcnes und Starres. Den linken Arm
darf man selbst schlecht in der Zeichnung, die Beine steif in der
Behandlung nennen. Die Schatten haben übrigens sehr nachge-
dunkclt, und mehrere Theile des Bildes haben gelitten so dass