Santi
Rafael.
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Lupe, der silbernen Klingel, des Gebetbuches. (les Glanzes des
goldenen Sesscllmopfes, worin sich das Fenster und anderes der Um-
gebung spiegeln. Alle diese Gegensliirlde sind so wahr in der Wir-
lsung, dass es nicht möglich ist, darin weiter zu gehen. Der C0111.-
leipriisident Baldassaro Turini soll durch dieses Gexriälcle so getäuscht
worden seyn, dass er vor ihm hingehnict und Feder und Tinte ge-
reicht haben soll, um den Palast einige Bullen unterschreiben zu las-
sen. Die Figur des Pabstes ist auf das snrgfiiltigste vollendet; flüchti-
ger behandelt ist der Kopf des Cardinnls Giuliu de Medici, obgleich
studirt und überaus vortrefflich im Charakter. ln der Färbung ist
das Bild im Allgemeinen tief, aber nach der echten Art RafaeYs.
durchaus lclnr und in dem Lichtern leuchtend. Ueber die Zeit
der Entstehung des Bildes gibt uns das darauf angebrachte Por-
trait des Lndßvicü de' Rossi Aufschluss. Dieser wurde 1517 zum
Cardinal ernannt: und 151g starb er. Dieses Bild sieht man jetzt
im Pallaste Pitti zu Florenz. Es hing schon 1589 iiber der Ein-
gangsthiire der 'I'ribune in die Gnllerie. Von den Franzosen 1797
weggenommen, wurde es nach Paris gebracht und daselbst beim Rei-
nigen theilweise verwaschen. Im Jahre 1815 kam es wieder nach
Italien zurück.
Im k. Museum zu Neapel ist eine höchst tauschende Copic
von Andrea del Sarto, welche dieser in Florenz zu einer Zeit vcr-
fertigte, als 1525 Clcmens VII. das Originalbild dein Herzoge Fe-
derico II. von LWIantua schenken wollte. Diese Copie liessiOtta-
viano dc' lWedici machen, und schichte sie statt des Originals dem
Herzoge. In Mantua täuschte sie sogar den Giulin liomano, der
doch daran gemalt hatte, bis endlich Vasari, der dieses im Leben
del Sarto's erzählt, den Giulio auf das Zeichen aufmerksam machte,
welches auf die Rückseite gemacht wurde, um die Verwechslung
zu verhindern. Diese bewunderungsiviirdige Copie kam mit der
Gallerie Farnese in Parma an den König von Neapel. Eine andere
Copie fertigte 1537 G- Vasari fiir Ottaviano de' Medici, wie er
dieses in seinem Leben selbst erzählt. Passavant glaubt dieses Bild
sei dasselbe, welches aus der Sammlung des verstorbenen VV. Bos-
coe in Liverpool nach Holhhzam, dem Landsitze des Hrn. Cache
(jetzt Graf Leicester) gekommen ist. Diese Cupie ist sehr schön
hat aber etwas nachgedunhclt.
Dann wurde das Portrait des Giulio de' Medici auch einzeln
copirt; einmal von Andrea del Sarto für Ottaviano de' Medici, der
das Bild dem Bischof de' Marzi gab, das anderemal von Jacopo Pun-
tormo. Ein solches Bild war 177i im Cabinet des liiinigs von
Frankreich im Luxembourg, welches Lepicie fiir das Studium zum
Gemälde RafacYs erhliirt. Andere versichern, dass dies nur ein
mittelmässiges Bild sei, wahrscheinlich von Puntormo.
Ein anderes, weniger auf Täuschung berechnetes Bild, aber
hiistlich gemalt, und im höchsten Grade anziehend durch clie An-
muth und Schönheit der dargestellten Person, ist jenes jugendliche
Portrait eines Violinspiclers, jetzt im Pallast Sciarra Colonna in
Rum, welches mit der Juhrzahl 1518 bezeichnet ist. Ueber die
Person, welche dieses Portrait vorstellt, tveiss man noch nicht
genau zu bestimmen, wahrscheinlich ist es aber Antonio lYlafvnF
aus BPCSCla, der seine Improvisationen mit der Bratsche beglei-
W16, und beim Fest des Cnsmus, welches der leidenschaftlich für
Musik eingenommene Pabst zu Ehren seiner Vorfahren feierlichst
Yelanstaltete, den Preis der Improvisatoren gewann. Auf diesen Sieg
llessen sich auch jene Lorbecrbliitter und Immortellen bei dem l-ie-