392
Santi
Rafael.
ehen könnte. Nach Waagen U. 364 ist hier der KopF feiner, le-
bendiger und wärmer im Ton als auf irgend einem anderen der Ge-
mälde mit dieser Darstellung; auch die Ausführung ist durchgän-
gig sehr sorgfältig. Das etwas Leere der Augen, das etwas Ma-
gere in der Behandlung der Nebendinge, der sehr schwarze Hin-
tergrund lassen aber dieses Bild doch nicht für das von Vasari er-
wähnte Original halten. In der Gallerie des Museums zu Berlin
ist eine Cnpie von G. B. Salvi. In einem Exemplare der Pinako-
theh zu München ist diese Juhanna durch einen Schüler des Leu-
narrlo da Vinci zu einer heil. Ciicilia um ewandelt. Auch in der
Gallerie Doria ist das Bild liafaehs von finem Schüler des L. da
Vinci benützt, statt des Bildnisses der Johanna zeigt es aber einen
weiblichen Iiopt" in der Manier des Leonardo, wie Passavant be-
merkt. Dieser Schriftsteller macht dann auf eine Zeichnung in
schwarzer Kreide aufmerksam, die in den Catalngen der Sammlun-
gen von J'ai? Tau derlirlalräs und Ploos vzin Amstel unter dlem Na-
men wLa 1.31 unna ce ar uisaluu vursommt, unc ein rauen-
hildniss enthält. Im Catalogeqdes Cabinets Plans van Amstel. Am-
sterdam 1800, wird dann auch bemerkt, die Zeichnung sei mit
Weiss gehöht und auf braunes Papier gemacht.
Die Bewunderung, welche die genannten WVerlce am französi-
schen Hofe erregten, bewog den Iiiinig. den Iiiinstler selbst an
denselben zu berufen; allein der Pahst wollte wegen des Baues
der Peterskirche eben so wenig seine Einwilligung dazu gehen,
als Rafael selbst sich nicht versucht finden konnte, der, wenn gleich
höchst ehrenvollen, Einladung Folge zu leisten. Er leble auch in
llom mehr wie ein Fiirst, als wie ein Privatmann, wie Vasnri er-
zählt. VVenn Rafael nach Hof ging, war er gewöhnlich von viuo
len Schülern umgeben, so dass er wie in feierlichem Zuge im Va-
tikan anltam, während Michel Angela meist einsam einherwantleltc.
Von jener Anekdote, welche Lmnazzo erwählt, weiss aber Vnsnri
nichts, und so dürfte sie wenig Grund haben. Michel Angeln soll
nämlich dem Rafael mit einem solchen Zuge begegnet seyn, und
ihm zugerufen haben: wlhr geht ja im grossen Gefolge, gleich ei-
nem Anführer der Hüscheru! woraufllafael geantwortet haben soll:
wUnd Ihr geht allein, gleich einem Scharfrichteru!
Ganz gewiss ist es aber. dass Rafael bei einem gewissen Glanz
des Lebens im In- und Auslancle glorreiche Anerkennung fand.
Leo X. war sein mächtiger Gönner und Herr, und diesen zu ver-
herrlichen bot er alle seine Kräfte auf. Er hinterliess der Nachwelt
auch ein Bild dieses Iiirchenfiirsten, welches als ein unübertroffe-
nes Meisterwerk dasteht. Der Pabst sitzt, links gewendet, in ei-
nein Armsessel an dem vor ihm stehenden Tisch, auf dem sich
eine reichverzierte silberne Klingel und ein Brevier mit Minia-
turen befindet. Der Pabst, mit der Lupe in der Linken, schaut
mit beobachtendem Blicke vor sich. Links steht der Cardinal
Giulio de' lNIedici, der naehmalige Pahst Clenicns VII., und rechts
hinter seinem Sessel der Cardinal Ludovico de" Ilossi, mit den
Händen die Lehne haltend. Den Hintergrund hildct Ar-
chitektur mit einem offenen Bogen rechts. Der Pabst trägt eine
rothe Mütze von Sammt, und unter dem Kragen ein weisses Da-
mastkleid mit pelzhesetztei] Aermeln. Rafael übertraf sich in "die-
sem Portraite selbst durch die tiefe Auflassung der Charaktere seine;-
Personen, durch die liraft und Lebencligltcit des Colorits und durch
Meisterschalt in Behandlung und Darstellung aller Theilc, Ucbgr-
raschenrl ist die tiinschendc Nachahmung der Einzclnhcitcn z. B.
des rothen Sanunts mit der etwas verbrauchten lfclzbcsetiung, der