Santi
Rafael.
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Verzierung nachgebildet, und unten steht der Name RÄPHAEL
VRBINAS.
In der Sammlung des Herzogs von Tallard war eine Bisterzeich-
nung zur heil. Familie. Hr. Georg Murant in London besitzt
eine schöne alte Copie von diesem herrlichem Bildchen. Der Nlar-
quis de Fontenay iVIarenil, Gesandter bei Pabst Urban VIlL, besass
eine Copie, die "man für Original hielt. Der Marqnis schenkte
sie dem Cardinal Mazarin. Wo sie sich jetzt befinde, konnte Pas-
savant nicht erforschen.
Für Franz I. malte Rafael auch noch das Bildniss einer Für-
stin, deren Schönheit 500 Dichter als göttlich priesen. Es ist die-
ses jenes der Johanna, der 'I'ochter Ferdinands von Aragonien, die
an Ascanio Colonna vermählt war, den Fürsten von Tagliacozzo
und Herzog von Palliano. Diese junge Fürstin sitzt links gewen-
det im Iiniestiiclt. lhr feines Oval umschliessen die auf denNacken
voll herabhängenden, blonden Haare. Ihre Augen sind dunkelblau, die
offene Stirne ist von schön gewölbten Augenbrauen begrenzt, die
NßSß fein, der Mund zart und voll Anmuth, und das feine, rund-
liche Iiinn hat ein Griihchen. Den Iiopf bedeckt ein ruthsaxnmt-
ner Hut mit einigen Perlen und Edelsteinen besetzt. Ihr summt-
nes Kleid-von amaranthrother Farbe hat weite, gelbgefiitterte Aer-
mel, und die Arme selbst sind mit Gaze umhüllt. Mit der aufge-
hobenen Rechten fasst sie den rückwärts geworfenen Pelz; die
Linke ruht auf dem Iinie. Den Hintergrund bildet ein Zimmer
und eine Aussicht auf eine reich ausgeschmiickte Loggia nach ei-
nem Garten.
Vasari nennt im Loben des Giulio Romano diese Fürstin irrig
Vice-Königin von Neapel, und sagt, dass Rafael nur den Kopf,
dass Uebrige jener Schüler ausgeführt habe. Allein gerade der
Iiopf ist bei einer überaus feinen Zeichnung und einem wunder-
vollen Reiz gerade in der Färbung nicht ausgezeichnet, sondern
nach Passavant vielmehr etwas trocken. Waagen IlI. {U12 behaup-
tet sogar, dass ihm unter allen Werken Itafaels nie ein Kopf vor-
gekommen, welcher su trocken, so hart in den Cunturen, S0 Ull-
lebendig ist, als dieser. wenn er gleich vor den übrigen bekann-
ten Exemplaren eine wärmere Farbe voraus hat. Die Anordnung
der Beiwerke findet aber Passavaut von solcher Schönheit, dass Ha-
tael's grosses Talent und sein feiner Geschmack daraus aufs glän-
zendste hervorleuchtet. Jetzt schmiicltt dieses Bild das Pariser
Museum. Wer Sonetten lesen will, welche die Poeten damali-
ger Zeit zum Lobe der schönen Johanna sangen , s- G. BuseellVs
Sammlung dieser Gedichte: Tempio alla divina Signora Donnn
GiOVMIIN-l CPAragona fabricatu da tutti, piu gentili SPlFili, 91 ill
tutte le lingue pritncipale dcl mondo. Venctia 1558- ÄllCll der Arzt
Agilslitlß Nifo, oder Niphus, widmete der Schönheit dieser Fürstin
ein besonderes Büchlein vom Schönen und der Liebe: Ad illustris-
simatn Joannam Aragoniam. Tagliacocii principem de Amme 135er,
Ruma 155i, 4. Ltlgtluni 1641. 12.
Es gibt von diesem berühmten Frauenbiltlnisse auch mehrere
alte Copien.
Eine Solche war in der Sammlung des Grafen Fries zu Wiäm
welche jetzt Baron von Speck-Sternhurg zu Lützschena bei Leipv
11g bettet. Dieses mm soll ri-mier ein Tischler in ßasetsßhebt
haben. In der Galleric des Grafen von Warwick in Warvviels-
Castle ist ein Bild, welches jenem in Paris den-Rang streitig ma-