Santi
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läafael.
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eigener Hand ausfiihrto, hinlänglich dargethan, dass er auch in
der Iiunst zu eoloriren eine der ersten Stellen einnimmt. Obige
Behauptung hat indessen dem Bilde nichts geschadet, indem es ihm
nicht an tiohen Lohpreisungen fehlt. VVaagen (Itiunst und liiinstler
in England und Franlsreich). sagt, dieses durch den Stich von Ede-
link wohlbekannte Bild gehöre zu den reichsten und am meisten
dramatischen Cßlilpositionen Rafaelhs von diesem, so oft von ihm
behandelten Gegcnstande. Die Hoheit und Milde der Mutter, die
unbeschreibliche Lust, womitdns Christkind aus der YViege zu ihr sich
emporschwingt, die Verehrung im Johannes, die Würde in der sich
Elisabeth und dem im Naichdcnkenversunkenen Joseph, die Gra-
zie der Engel seyen hier mit der vollendetsten Iiunst zu einem
schönen Ganzen VGrWUltOU. Dabei stehen an Ernst und (Sleichiriiis-
sigkeit der Durchbiltlung, an Fülle und Grossheit des Naktvn, an
Breite und Feinheit der Gewänder, an Leichtigkeit und Freiheit
aller Bewegungen, an den fresetiurtig sehr hellen Lichtern und
sehr tiefen Stlhßllßll, und der dadurch erreichten kräftigen Wir-
kung kein Bild RatZiePs der "Frnnsliguration näher, als dieses,
vor welcher es indcss einen warmen, goldigen Fleischttin noch
voraus habe.
Dieses Gemälde soll nach einer Note Usteri's zu "(Vinekelmanrfs
Briefen an seine Freunde in der Schweiz, 1778, S. 83, ehedem zu
Versailles Über einem Camin angebracht gewesen scyxi, bis es end-
lich auf Veranlassung des Iiuplerstechers Wille vom Rauche ent-
fernt wurde. Jetzt ist das Bild von Holz auf Leinwand übertra-
gen, und im Allgemeinen in einem befriedigenden Zustand.
In der Pariser Sammlung ist ein Entwurf zur lWaria in Roth-
stein, und in der Sammlung zu Florenz jener zum Christkinde. In
Broughton Hall, dem Sitze des Herzogs von Bucclcugh, ist ein
Carton in schwarzer Kreide, der ehedem colorirt war. Passavrnit
erkennt in der Behandlungsart die Schule von Fontainebleau, wo
er als Vorbild fiir eine Tapete angefertiget seyn konnte. Auf den
Seiten sind noch einige Figuren hinzugesetzt. Der Sage nach schenkte
ihn der König von England dem Herzog von Beaumont, als dieser
aus Frankreich kam.
In der Kirche de] Corpus Domini zu Urbania ist diese Com-
position von Rafael dal Cole in Fresco gemalt. Die Gebrüder
Woodburn in London besassen nun 18.33 eine Copie in der Griisse
des Originals. Der Chirurg Nossoc in London kaufte 1351 eine
Copie von Mignard im kleinen Formate.
Mit dieser grossen heil. Familie kamen zugleich noch einige
andere Gemälde nach Frankreich. So eine heil. Margaretha, welche
Rafael zweimal gemalt hat. In dem Bilde zu Paris schreitet die iiber-
aus hehre Jungfrau iiber einen sich kriiinmendcn Drachen einher, in
ihrer Rechten den Palmzweig haltend. Den Hintergrund bildet eine
haumbewachsene Anhöhe. Yäxsari sagt im Leben des Giulio Romano,
dass dieser das Gei-nälile nach BalaeYs Zeichnung ausgeführt habe,
was nach Passavant auch das röthliche Culorit der Carnaticm und
der kräftige Ton des Bildes bestiittigen. Vasari sagt auch, Kill-ES
Ptatael dieses Bild an Franz I. gesendet habe, der oben erwähnte
Pierre Dan will aber wissen , dass ein" llorciitinisclier Edelmßllll 95
der Hirche St. Martin-des-Chainps in Paris geschenkt habe, 11ml
dass es naehrnals von Heinrich IV. erstanden wortlexi sei. 3318311
dürfte hier den meisten Glauben verdienen, und Margürßlha VUFI
Villuis, die Schwester des liiinigs Franz, die Veranlassung zur
Wahl der Heiligen gegeben haben. 'Das jetzt im Pariser MUSEUM