382
Santi
Rafael.
Auf den zwei Hauptfeldern der Decke dieses Zimmers sehen
wir immer zwei lVIedaillons mit jugendlichen Frauenbildnissen.
Das eine ist unbekleidet, das zweite hat die Brust hnlb bedeckt,
das dritte ist eine schöne Rüinerin in weissem Iileide mit rotlier
Stickerei, das vierte, gleichfalls bekleidet, ist im Profil gesehen-
Diese Portrait: werden häufig die Geliebten RafaePs genannt und
sie sind auch als solche von Godefioy und Aubert gestochen, in
dem nReceiiil d'estampes gravees dkipres des peintures antiqnes
italiennes par A. B. Desnoyers dessiiiees en 1818 und 1819. Paris
182i. Diese Sammlung enthält acht weibliche Bildnisse, und dar-
unter auch jenes der Geliebten RafacVs iin Pallast Barberini, allein
dieses und noch drei andere sind den Frcscobildern eines Zimmers
der Villa Laute auf dem Janicolo entnommen, die bekanntlich Gin-
lio Romano nach dem Tode PiafacYs für Baldassaro Turini erbaut
und ausgeschmückt hat. Auch die Bildnisse der Villa Bafaele sind
nicht v. Rafael gemalt, so wie sie auch nicht die Geliebten des
Künstlers vorstellen. Passavant erkennt darin Freundinnen des chc-
maligen Besitzers des Hauses, welcher nicht Rafael, sondern ein
kunstliebender Kaufmann scyn dürfte. Dieses schlicsst der ge-
nannte Schriftsteller aus den beiden Figuren des Merkur und der
Diana auf zwei Feldern über den Fenstern.
Die Wände des gewölbten Zimmers sind durch männliche
Hermen in verschiedene Felder getheilt, welche auf weisseiu Grunde
grotteskenartige Ornamente und kleine Figuren zeigen. [in mittle-
ren Felde befindet sich immer in einem Tempel das Bild der Diana
von Ephesus. Laubgewinde umgränzen die Fehler des Kreuzgewöl-
bes. in welchen gleichfalls Genien und Knaben auf den leichten
Ornamenten scherzend spielen. Die kleinen, schlanken, aber lief.
lichen und mit vieler Zartheit in Fresco behandelten Figuren ver.
rathen nach Passavant wieder ganz die Art und Weise des P.
del Vage, welcher auch das griissere Bild nach Micbel Angelgfß
Composition gemalt zu haben scheint. Es ist die allegorische Dar-
stellung der Laster, welche nach der Scheibe schiessen, wovon die
köstliche Originalzeichnung in Rothstein in der Sammlung des
Iiünigs von England sich befindet. Das Mittelbild dieses Zimmers
stellt die Hochzeit des Vertumnns mit Poinona dar. Dieses zeigt
eine von Perino ganz verschiedene Behandlungsweise. Es ist nach
Passavant wahrscheinlich von einem Schüler BafaePs componirt.
Im päbstlichen Jagdschlüsschen, la Magliana genannt, fiinf
Miglien von Rom, ist ebenfalls ein Frescogeinälde, welches nach
einer Composition BalaeYs und ivahrscheinlich selbst unter seiner
Leitung von einem seiner besten Schüler ausgeführt wurde. Dieses
Schlösschen wurde von Innocenz Vlll. erbaut, von Julius II. be-
deutend vergrüssert, und von Leo X. am häufigsten besucht. In
der Capelle liess Leo die durch Marc Anton's Stich bekannte Mar-
ter der heil. Felicitas malen. Dieses Bild ist vorzüglich, aber die
Hälfte zerstört, da man in dasselbe hehufs einer Tribune eine Oeff-
nung brach.
Oelbilder von 1516 1518-
Schon die erwähnten Werke _liefern Beweise von der ausser-
ordentlichen Fruchtbarkeit des Geistes RaiäeYs, dazwischen Ihllen
aber auch seine Bemühungen um die Architektur, welche wir in
einem folgenden Abschnitte zusammenfassen. Hier finden aber noch
mehrere Oelgemälde ihre Steile.
Zu denuAltaeblätiei-n aus dieser Zeit gehört eine Iireuztragxxxig,
welche er fur die Furche des Olivetaner Iilosters Sl. Maria dello